Vereine und Schulen beklagen, dass die Hallenkapazitäten im Bezirk nicht ausreichen. Die anstehende Sanierung der Turnhalle in der Schillerschule und ein Neubau an der Eichendorffschule könnten das Problem noch verschärfen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Bad Cannstatt - In einem Punkt sind sich Vereine und Schulen in Bad Cannstatt einig: Im Bezirk ist das Angebot an Sportstätten knapp. „Ich habe schon seit Jahren mit dem Problem zu tun“, sagt etwa der CDU-Bezirksbeirat Roland Schmid, der Erster Vorsitzender des TV Cannstatt und Abteilungsleiter der Hockeyabteilung im VfB Stuttgart ist. Vor allem für Ballsportarten fehlten ausreichend große Hallen. Bei Gymnastikkursen sei es einfacher, geeignete Räume zu finden, doch auch der Bedarf an kleineren Hallen nehme zu, zum Beispiel wegen der starken Nachfrage im Gesundheitssportbereich, sagt Schmid. Die neue Halle im Römerkastell habe zumindest für etwas Entlastung gesorgt, meint Walter Betsch vom Turnerbund Bad Cannstatt 1892. Trotzdem befürchtet der Vereinsvorsitzende, dass Schulen und Vereine bald in größere Raumnöte geraten werden: dann nämlich, wenn die Turnhalle der Schillerschule saniert wird und die Eichendorffschule einen Neubau bekommt.

 

Bereits im Herbst 2013 war es zu einem Engpass gekommen: Damals musste die Turnhalle der Schillerschule wegen eines Wasserschadens von einem Tag auf den anderen geschlossen werden. Nach einer notdürftigen Sanierung können Schüler und Vereine zwar seit zweieinhalb Monaten wieder in der Halle turnen, doch eine Generalsanierung ist unerlässlich. Die Bauarbeiten beginnen wohl frühestens im Sommer 2016 und dürften mindestens acht Monate dauern. „Damit müssen wir für ein Schuljahr Ausweichmöglichkeiten finden“, sagt Ralf Hermann, der Leiter der Grund- und Werkrealschule. Er weiß aus Erfahrung, wie schwierig das sein wird: „Im vergangenen Schuljahr waren alle Sportstätten in den umliegenden Schulen belegt.“ Wegen der Baustelle könne auch der Schulhof nicht für den Sportunterricht genutzt werden.

Die Turnhalle wird als Erstes abgerissen

Mit ähnlichen Problemen kämpft Matthias Bolay, der Schulleiter der Eichendorffschule. Dort sollen bestehende Gebäude und die Sporthalle, die komplett ausgebucht ist, abgerissen und durch einen Neubau einschließlich Turnhalle ersetzt werden. Die Bauarbeiten beginnen nach Auskunft des Hochbauamts voraussichtlich im Sommer 2016. Die Turnhalle muss als Erstes abgerissen werden und wird als letztes Gebäude fertig. Entsprechend lang ist die Übergangsphase, dreieinhalb Jahre sind laut Gregor Gölz vom Hochbauamt eine „realistische Zahl“. Die Schüler der Eichendorffschule werden in der Zeit wohl eine Stunde Sport im Klassenzimmer oder im Hof absolvieren müssen. „Man kann immer Kompromisse eingehen, doch zwei der drei regulären Stunden Sport sollten in einer Halle stattfinden“, betont Bolay. Um das Ganztagsangebot sei es noch schlechter bestellt: „Das steht in keinem Plan.“ Zurzeit dient auch das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium als Ausweichquartier, „aber auch die sind an der Grenze“, sagt Bolay. Selbst wenn die Stadt in der Bauzeit einen Bus zur Verfügung stellt, damit die Schüler zu weiter entfernt liegenden Hallen gebracht werden, sei das keine Lösung: Das koste einfach zu viel Zeit, erläutert Bolay. Er hofft, dass die Stadt das alles in den Zeitplan einbezieht. „Wenn die Schillerschule in der gleichen Zeit saniert wird, haben wir hier eine massive Unterversorgung.“ Walter Betsch bekräftigt: „Wenn das tatsächlich zusammenkäme, wäre das fatal.“

Vereine brauchen ein halbes Jahr Vorlauf

Man wolle das Schwimm- und Sporthallenangebot im Bezirk möglichst groß halten, sagen unterdessen die Verantwortlichen beim Schulverwaltungsamt. „Es geht um eine ganzheitliche Betrachtung der Situation in Bad Cannstatt“, heißt es dort. Deshalb werde die Turnhalle der Schillerschule erst saniert, wenn die Bauarbeiten im Mombach-Bad beendet seien. Die Stadt investiert 1,15 Millionen Euro in das Bad, das für den Schwimmunterricht an Cannstatter Schulen unverzichtbar ist – mit einer Einschränkung: „Das Becken im Mombach-Bad ist zu tief für Nichtschwimmer“, sagt der Schulleiter Matthias Bolay. Insgesamt hält er es für schwierig, eine gute Lösung für die Bauzeit zu finden. Der Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler verspricht, das Thema bald anzugehen: „Wir müssen Lösungsansätze finden.“

Roland Schmid schlägt als Alternative ein Interimsgebäude in Leichtbauweise vor. Er und Walter Betsch hoffen, dass die Vereine zumindest rechtzeitig über die Zeitpläne informiert werden. „Wir brauchen einen Vorlauf von einem halben Jahr, um uns auf die Situation einzustellen“, sagt Betsch. Trotzdem werde es zu enormen Engpässen kommen.