Die Familie Winter aus Degerloch verbindet eine Leidenschaft: Eltern und Kinder tanzen für ihr Leben gern. Gemeinsame Wochenenden sind durch das Hobby eher selten – außer die einen feuern die anderen bei Wettbewerben an.

Degerloch - Tanzen ist ihr Hobby – es hat seine Zeit gebraucht, doch mittlerweile ist die gesamte Familie aus Degerloch dem Tanzfieber verfallen. Nicht nur der 49-jährige Armin Winter und seine fünf Jahre ältere Ehefrau Angela tanzen für den tus Stuttgart auf Turnieren, sondern auch die beiden Kinder Markus und Bianca mit ihren jeweiligen Partnern – bei den diesjährigen German Open Championships in Stuttgart musste die jüngere Generation allerdings zuschauen.

 

Gemeinsame Wochenenden sind eher die Seltenheit

Während es bei der 19-jährigen Bianca, die mit ihrem neuen Partner Pierre Kienzle in der B-Standard sowie C-Latein-Klasse tanzt, noch nicht ganz zur Qualifikation gereicht hat, hätte ihr drei Jahre älterer Bruder Markus wie bereits im letzten Jahr mit seiner Partnerin Yana Rodriquez in der A-Klasse mittanzen dürfen, aus zeitlichen Gründen musste das Tanzpaar allerdings passen.

Den Eltern zuschauen hat aber auch seine positiven Seiten, denn gemeinsame Wochenenden sind eher die Seltenheit, weil doch irgendwie jeder sein eigenes Training und seine eigenen Turniere auf dem Programm hat. Bei großen Turnieren, bei denen alle drei Tanzpaare teilnehmen, gelingt zumindest die gemeinsame Familienanreise. Zwar würde man sich auch dabei gerne gegenseitig von der Seite aus unterstützen und zujubeln, aber das klappt aufgrund der meist gleichen Turnierzeiten nur in Ausnahmefällen.

Bei vier Personen ist generell einiges an Organisationstalent gefragt. „Der morgendliche Ablauf ist vor Turnieren genau getaktet“, erklärt Armin Winter, der Vorsitzende der Tanzabteilung des tus Stuttgart. „Daher müssen wir sehr früh aufstehen. Am Abend davor wird festgelegt, wer wann ins Bad geht – am Ende sind es aber ohnehin immer die Damen, die zuerst dürfen.“

Bereits mit sieben Jahren angefangen

Dass ihre Tochter und sie sich gegenseitig einmal für Turniere Frisuren im Badezimmer machen würden, wäre Angela Winter nie in den Sinn gekommen. Schließlich haben sie und Armin mit dem Turniertanz aufgehört, bevor das erste Kind zur Welt gekommen ist. Wie am Ende doch noch alle zum Tanzen gekommen sind, darüber kann man sich streiten. Obwohl Tochter Bianca als letztes Familienmitglied vor fünf Jahren mit dem Partnertanz angefangen hat, war sie doch die Erste, in der die Begeisterung für die rhythmische Bewegung zur Musik entfacht ist. Bereits mit sieben Jahren zog es den damaligen Wirbelwind ins Kindertanzen zum tus Stuttgart.

Auf dem Vereins-Sommerfest 2007 kam dann erstmals Markus mit dem Tanzen in Kontakt. „Eigentlich war ich dort, um mir die Basketballabteilung anzuschauen“, sagt Markus. „Aber dann war da einer dabei, der ziemlich cool war und selbst getanzt hat. Bis dahin dachte ich, dass Tanzen nichts für Jungs sei.“ Doch daraufhin hat sich das Tanztalent entschlossen, es zu probieren – und das mit Erfolg: Mittlerweile tanzen er und seine Partnerin bei der weltweit erfolgreichen Formation, dem 1. TC Ludwigsburg, mit.

Die Eltern sind nicht untergegangen

Über den Sohn kamen letztlich auch die Eltern wieder zum Tanzsport. „Auf seinen Turnieren haben wir Leute getroffen, die wir von vor 15 Jahren kannten, die mittlerweile als Funktionäre aktiv waren“, sagt Armin Winter. „Wir sagten uns: Wir versuchen es und gehen mit wehenden Fahnen unter.“ Aber sie sind nicht untergegangen – im Gegenteil, mittlerweile tanzt das Ehepaar in der höchsten Klasse der Senioren.

Der Vorteil des Familienhobbys liegt aber für die Kinder auf der Hand: „Dadurch, dass unsere Eltern selbst aktiv tanzen, können sie verstehen, wie wichtig der Sport für uns ist“, sagt Markus. „Sie können die Ernsthaftigkeit, die dahinter steckt, nachvollziehen“, sagt der Stuttgarter Elektromechanik-Student. Über den finanziellen Aspekt sind sie sich ebenfalls einig: „Wenn das Verständnis nicht da ist und man ein neues Kleid oder neue Schuhe braucht, würden viele andere Eltern womöglich nein sagen, weil sie es nicht verstehen könnten“, sagt Bianca. „Aber meine Mutter kann das voll und ganz verstehen.“