Wer macht bei der Bundestagswahl den dritten Platz? In der Fernsehdiskussion haben sich Linke, FDP, AfD und Grüne einen munteren Schlagabtausch geliefert.

Stuttgart - Die Spitzenkandidaten beziehungsweise Vorsitzenden der kleinen Parteien haben sich im Rennen um Platz drei bei der Bundestagswahl im Privatsender Sat1 einen munteren Schlagabtausch geliefert. Katja Kipping (Linke), Katrin Göring-Eckardt (Grüne), Christian Lindner (FDP) und Alice Weidel (AfD) haben sich am späten Mittwochabend zu den „zehn wichtigsten Fragen der Deutschen“ positioniert.

 

Das Rennen um die Gunst des Publikums haben, den Reaktionen auf den sozialen Netzwerken nach zu urteilen, Christian Lindner und Alice Weidel gemacht. Katja Kipping und Katrin Göring-Eckardt gerieten demnach ins Hintertreffen.

In der von Claus Strunz moderierten Debatte ging es vor allem um den Großkomplex Flüchtlinge, Abschiebung, Asyl und Zuwanderung. Altersarmut und die Finanzierung der Pflege nannten die 2000 für die Sendung befragten Bürger ebenso als wichtige Themen wie „Jobs von denen man leben kann“ und die Bekämpfung des islamistischen Terrors.

Wenig direkte Konfrontation

Zu direkten Auseinandersetzungen zwischen den Kontrahenten kam es selten. Lebendiger wurde die Debatte als Kipping Göring-Eckardt direkt die Haltung der Grünen bei der Debatte zu sicheren Herkunftsländern vorwarf. Oder als Göring-Eckardt Alice Weidel deren jüngste Äußerungen zur Bundesbeauftragten für Migration vorhielt.

Ansonsten spulten die Kandidaten in 30 Sekunden die Haltung ihrer Parteien zu den einzelnen Fragen ab. Vieles kam dem Publikum auswendig gelernt vor. Eher frei zitierte Christian Lindner aus dem Parteiprogramm, was ihm das Publikum augenscheinlich zugute hielt.

Mehr Stellen für Polizei und Pflege

Die Vertreter aller vier Parteien versprachen mehr Stellen für die Polizei und für den Pflegebereich. Im Gesundheitswesen kritisierten sie die Fallpauschalen. Keine Partei verweigert sich einem Einwanderungsgesetz. Einzig die AfD sprach von einer „Minuszuwanderung“, sie will mehr Menschen abschieben als einwandern lassen.

Bei der Bürgerversicherung scheiden sich die Geister. Dadurch werde „nichts besser“, meinte Lindner und riet zur privaten Altersvorsorge, am besten durch den Kauf von Wohneigentum, was wiederum Göring-Eckardt zynisch fand, angesichts eines Paketzustellers in der Sendung mit einem Nettoeinkommen von 900 Euro. Alice Weidel will, dass Beamte und Abgeordnete privat vorsorgen, während Göring-Eckardt und Kipping eine Versicherung für alle befürworten. Beim Mindestlohn wurde die Linke konkret: Sie verlangt eine Anhebung auf zwölf Euro.

Die Sendung lieferte einen routinierten Abriss der Parteiprogramme zu den thematischen Schwerpunkten. Auch das Persönliche kam zur Sprache, was die Debatte auflockerte und den Kandidaten Sympathiepunkte bescherte.

Das Äußere von Christian Lindner

Ist Christian Lindner eitel? Das finden mehr als 70 Prozent der für die Sendung Befragten. Der „Posterboy der FDP“ (Originalton Moderator Claus Strunz) verteidigte sich gegen den Vorwurf, er lege zu viel Wert auf Äußeres. „Wir sind nicht im Bundestag, wir müssen provokant sein“, meinte Lindner. Die Plakate seien ästhetisch „und es steht auch Text darauf“. Katja Kipping fand immerhin bemerkenswert, dass auf einmal das Aussehen eines männlichen Kandidaten ins Zentrum rücke. Für sie sei „das Äußere von Herrn Lindner am wenigsten zu kritisieren, eher die Inhalte“.

Sie selbst musste die Publikumsreaktionen verdauen, nach denen Kipping als „streng, seriös und konservativ“ bezeichnet wurde. Ein Befragter verortete die Bundesvorsitzende der Linken gar bei der AfD.

Weidel pariert geschickt

Geschickt parierte die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel die negativen Publikumsreaktionen. Sie sehe „nach Schweinebraten mit Soße“ aus, bemerkten Befragte, fröhlich wirke sie auch nicht, 88 Prozent wollten sie nicht gerne als Nachbarin haben und 81 Prozent sprachen ihr den Humor ab. „So ein Image ist nicht gut, da muss ich an mir arbeiten“, so die Kandidatin freimütig. Am Ende der Sendung stand sie in den sozialen Netzwerken gut da.

Göring-Eckardt und der Kartoffelsalat

Ganz anders als Katrin Göring-Eckardt. Drei Viertel der Befragten wollten nicht, dass die Spitzenkandidatin der Grünen für ihre private Grillparty einkaufe. Das konnte die Thüringerin nicht auf sich sitzen lassen. „Sie verpassen was, ich kann super gut Kartoffelsalat und weiß, wo es die beste Thüringer Bratwurst zu kaufen gibt“.

Das brachte ihr zumindest bei Christian Lindner Punkte. Der fand Göring-Eckardt die angenehmste Diskussionpartnerin. Sie sei „wenigstens seriös“. Dass er selbst von der AfD-Frau Weidel zum besten Partner in der Runde gekürt wurde, nahm er ohne eine Regung hin.

Das TV-Duell der Großen ist auf Sonntag terminiert. Dann treffen Angela Merkel und ihr Herausforderer Martin Schulz aufeinander.