Wer ist besser dran in der Corona-Isolation: Familien oder Singles? Dieser uns anderen Fragen geht die Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes in einer TV-Doku auf den Grund. Warum sie selbst schlaflose Nächte durchlebte, hat sie in einem Interview erzählt.

Berlin - Wie es den Menschen in der Corona-Isolation geht, hängt sehr davon ab, in welcher Umgebung man lebt. In einem großen Haus mit Garten lässt es sich besser aushalten als in einer beengten Dreizimmerwohnung. Das ist keine bahnbrechend neue Erkenntnis, die Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes wollte es dennoch genauer wissen. In der TV-Doku für den Sender ZDF Neo „Familien allein zuhaus – Elternsein in Zeiten von Corona“ berichten drei Familien aus ihrem Alltag und Fernandes befragt Experten. In einem Interview mit dem Magazin „Spiegel“ hat die 38-Jährige über ihre Intention, die Vorgehensweise und den Erkenntnisgewinn gesprochen.

 

Urlaub vom Familienalltag

Da man sich momentan nicht einfach mal eben auf ein persönliches Gespräch zu Hause treffen kann, führen die Familien für die TV-Doku eine Art Videotagebuch. Collien Ulmen-Fernandes befragt Experten per Video, die Interviews werden eingeflochten. „Jede dieser Familien hat Momente erlebt, in denen es nicht gut lief. Eine von ihnen, die in Hamburg wohnt, mit drei Kindern im Alter von 3 bis 15 Jahren, hatte einen ziemlichen Lagerkoller“, sagt Ulmen-Fernandes in dem „Spiegel“-Interview. Eine Psychologin habe der Familie zu einer strengen Tagesstruktur geraten. Auch kleine „Urlaube“ vom Alltag könnten hilfreich sein. „Sie haben spontan in ihrem eigenen Garten gezeltet“, berichtet Ulmen-Fernandes.

In der Doku bekommt man auch einen Einblick in den italienischen Corona-Alltag. Zwei Deutsche, die mit ihrer zweijährigen Tochter in Rom leben, dürften nicht einmal gemeinsam auf die Straße. „Einmal waren sie zu dritt draußen und wurden sofort von der Polizei zurückgeschickt. Sie fühlen sich wie im Gefängnis“, sagt Ulmen-Fernandes.

Doppelbelastung Homeoffice – Homeschooling

Der Reporter wollte von der Moderatorin wissen, wer schlechter dran sei, Singles oder Familien. „Nach dem, was mir eine Psychologin im Interview gesagt hat, ist es so: Singles sehnen sich nach Nähe, Familien nach einem Rückzugsraum“, antwortete die Moderatorin darauf. Typisch menschlich also: das, was man hat, will man nicht und das, was man nicht hat, will man.

Collien Ulmen-Fernandes glaubt, dass die psychische Belastung während der Corona-Krise für Frauen stärker ist als für Männer: „Es sind vor allem Frauen, die der Doppelbeanspruchung aus Homeoffice und Homeschooling ausgesetzt sind, wie mir eine Genderforscherin erzählt hat. Experten haben mir das bestätigt. Es ist jetzt dringend an der Zeit für Nachverhandlungen, was die Aufgabenverteilung und Geschlechterrollen in den Familien angeht.“

Unerklärliche Existenzängste

Die Ehefrau des Schauspielers und Entertainers Christian Ulmen erzählte dem „Spiegel“-Reporter auch von ihren persönlichen Befindlichkeiten während der Corona-Krise. Sie selbst, die zwar finanziell unabhängig sei und in einem großen Haus in Potsdam lebe, habe teilweise unerklärliche Existenzängste gehabt und nächtelang nicht schlafen können. „Alles, was Corona mit sich bringt, hat mich wahnsinnig aufgewühlt, vor allem am Anfang. Ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren. Ich hatte keine konkreten Sorgen. Aber es war etwas in unser Leben eingedrungen, mit dem keiner gerechnet hatte.“

Keine Pläne umgesetzt

Die Mutter einer achtjährigen Tochter hat von Geburt an einen Herzfehler und machte sich anfangs große Sorgen, ob sie damit zur Risikogruppe gehören würde. Testen habe sie sich nicht lassen, aber zum Beispiel nach Terminen sofort anschließend im Hotel ihre Kleidung in einen Plastiksack gepackt und frische Sachen angezogen. Während der Isolation zu Hause habe sie sich dann zunächst viel vorgenommen, ausmisten, das Bad neu fließen – Dinge, die sich viele Menschen zur Zeit vornehmen. Die Moderatorin habe jedoch nichts davon umgesetzt. „Ich glaube, ich war einfach blockiert. Eine Psychologin, mit der ich für unsere Dokumentation gesprochen habe, sagt, das sei nicht ungewöhnlich. Viele Menschen tun sich schwer, die Krisenzeit als Freizeit zu begreifen, weil sie nicht selbst gewählt ist.“

Die Doku im TV

Die Doku „Familien allein zuhaus – Elternsein in Zeiten von Corona“ läuft am Samstag, 25. April, um 19.30 Uhr beim Sender ZDF Neo.