„Anna“, „Silas“ oder „Nonni und Manni“ sind bestes Nostalgiefernsehen. Warum die ZDF-Weihnachtsmehrteiler irgendwann nicht mehr produziert wurden und wo man sie diese Weihnachten sehen kann.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Wer erinnert sich nicht? „Timm Thaler“, „Silas“, „Jack Holborn“ oder „Anna“ - die ZDF-Weihnachtsserien waren die Highlights einer Kindheit in den 1980er und 1990er Jahren. Fast 20 Jahre lang – von 1979 bis 1998 – versüßten die Sechsteiler die Zeit zwischen den Jahren, waren willkommene Abwechslung zwischen dem obligatorischen Gansessen und dem Besuch bei der Oma. Man stahl sich von der Kaffeetafel weg, um „Anna“ tanzen oder „Timm Thaler“ sein Lächeln verkaufen zu sehen. Die Serie bedeutete den Karrierestart für Kinderstars wie Tommi Ohrner, Patrick Bach oder Silvia Seidel.

 

Viele der Drehbücher schrieb der 2014 verstorbene Justus Pfaue, der ein besonderes Händchen für solche Stoffe hatte – schließlich sollten die Weihnachtsserien Kinder wie Erwachsene gleichermaßen vor den Fernseher holen.

Zuschauer erinnern sich, „wie toll das damals war“

1998 war von einem Jahr auf das andere Schluss. Das ZDF stellte die Weihnachtsmehrteiler ein. Warum? Diese Frage bekommt der Sender häufig zu hören. Alljährlich in der Adventszeit erinnerten sich die TV-Zuschauer, „wie toll das damals war“, sagte vor einigen Jahren eine ZDF-Sprecherin. Und viele fragen fast vorwurfsvoll, warum die lieb gewordene Fernsehtradition damals eingestellt wurde.

„Die Fernsehgewohnheiten haben sich einfach verändert“, erklärte die ZDF-Sprecherin. Der Sender konnte in den frühen 90er Jahren nicht mehr an die Erfolge von „Timm Thaler“ (1979), „Silas“ (1981) „Nesthäkchen“ (1983) oder vor allem „Anna“ (1987) anknüpfen. Schließlich gab es mit Einführung des Privatfernsehens auch mehr Sender, die in der Weihnachtszeit mit zugkräftigen Hollywoodfilmen um den Zuschauer buhlten. „Diese tollen, teuren und sehr aufwendigen Produktionen lohnten sich irgendwann nicht mehr.“

Beim ZDF hat man aber auch längst erkannt, dass Nostalgie-TV zieht, insbesondere zur Weihnachtszeit. Auf dem Spartensender ZDFneo werden die Klassiker darum zu Weihnachten wiederholt – für Marathongucker alle Folgen auf einen Schlag hintereinander. Und auch in der ZDF-Mediathek sind die größten Hits („Silas“, „Jack Holborn“ und „Anna“ zum Beispiel) abrufbar. Wenn man nebenher Geschenke einpackt, die Lichterketten entwirrt oder den Kartoffelsalat vorbereitet, ist das auch kein Problem. Schließlich ist das das Schöne am nostalgischen Fernsehen: Wir wissen ganz genau, wie’s ausgeht.

Timm Thaler (1979)

Thomas Ohrner spielte Timm Thaler, den Jungen, der sein Lachen verkaufte. Foto: ZDF/TV 60

Wahrscheinlich konnte im Casting kein Junge schöner lachen als Tommi Ohrner – so kam er an die Rolle von Timm Thaler, der an den bösen Baron sein Lachen verkauft. Wie er es sich zurückholt, das ist der Plot der ersten ZDF-Weihnachtsserie überhaupt, die noch keine sechs, sondern sage und schreibe 13 Folgen hatte. Horst Frank spielte mit gruseliger Intensität den Baron „Le Fuet“, was, Fun Fact, ein Anagramm des Wörtchens Teufel ist. Bei der Erstausstrahlung sahen sechzehn Millionen Zuschauer zu – die ZDF-Weihnachtsserie war geboren.

Zweiter Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, ab 6 Uhr auf ZDFneo

Madita (1980)

Madita (Jonna Liljendahl) spielt mit Lisabet (Liv Alsterlund) Moses. Foto: ZDF/Taurus Film

Lisabet im Weidenkörbchen, die Erbse in der Nase und natürlich der Regenschirmsprung vom Schuppendach: Astrid Lindgren höchstpersönlich arbeitete am Drehbuch der schwedischen Serie „Madita“ mit. Und das merkt man, denn die liebevoll und hochwertig gemachte Produktion bleibt ganz eng an der Romanvorlage. 1980 kaufte das ZDF „Madita“ als Weihnachtsmehrteiler ein.

Heiligabend, 24. Dezember, ab 6.35 Uhr auf ZDFneo

Silas (1981)

Silas (Patrick Bach) hat mehrere Erwachsene auf den Fersen, die ihm übel mitspielen wollen. Foto: ZDF//TV60Film

Silas’ Abenteuer sind nichts für Hasenfüße – und eine Lehre für jedes Kind: Trau’ keinem über 40! Seine Eltern verkaufen den Knaben an einen Wanderzirkus. Dort spielt ihm der miese Zirkusdirektor übel mit. Silas reißt aus und wehrt sich mit Witz und Geschick gegen gleich mehrere schurkige Erwachsene (allen voran die „Pferdekrähe“!), die ihn bestehlen, einsperren oder ihm anderweitig an den Pelz wollen. Patrick Bach spielt das Zirkuskind mit Engelsgesicht, erdacht von Justus Pfaue, hinreißend rotzig.

In der ZDF-Mediathek verfügbar

Jack Holborn (1982)

Überlebt einen Schiffbruch und viele andere Abenteuer: Jack Holborn (Patrick Bach). Foto: ZDF//TV60Film

Weil Patrick Bach es in „Silas“ so gut gemacht hatte, heuerte man ihn im Jahr darauf gleich wieder an. Diesmal schrieb ihm Justus Pfaue nach einer englischen Romanvorlage die Rolle des Waisenknaben Jack Holborn auf den Leib, der nach seinen wahren Eltern sucht. Als blinder Passagier mogelt sich Jack an Bord der „Charming Molly“ und mausert sich dort mit Charme und Chuzpe zum Küchenjungen. Doch bevor am Ende alles gut ausgeht, geht es Jack gleich mehrere Male an den Kragen.

In der ZDF-Mediathek verfügbar

Nesthäkchen (1983)

Puppe Gerda war immer dabei: Kathrin Toboll als „Nesthäkchen“. Foto: ZDF/Fred Lindinger/TV 60 München

Donnerknispel! Was war sie süß, die kleine Annemarie Braun. Augenstern ihrer Eltern, Liebling ihres Kindermädchens (dargestellt von einer jungen Susanne Uhlen). Die sommersprossige, stupsnäsige Kathrin Toboll spielte das „Nesthäkchen“ – schrecklich verwöhnt, frech wie Oskar, mit tausend Einfällen im Kopf und Puppe Gerda stets griffbereit unterm Arm. In den Folgen 4 bis 6 übernahm die etwas ältere Anja Bayer, schließlich wird auch ein Nesthäkchen irgendwann mal groß. Für die Jahrhundertwende-Patina atmende Nostalgieserie, die sich doch ziemlich getreu an Else Urys Mädchenromanklassiker hielt, schrieb einmal mehr Justus Pfaue das Drehbuch.

Samstag, 23. Dezember, ab 11.35 Uhr auf ZDFneo

Patrik Pacard (1984)

Patrik Pacard (Hendrik Martz) wird von Agenten gejagt. Foto: imago/United Archives/Impress

Ging es 1983 im „Nesthäkchen“ eher beschaulich zu, setzte das ZDF im Jahr drauf wieder voll auf Action: Patrik Pacard (Hendrik Martz) will nur mit seiner Familie in den Urlaub – und findet sich plötzlich in einem Kampf rivalisierender Geheimdienste wieder. Weil Patrik die Formel für die biologische Superidee eines Wissenschaftlers auf der Fußsohle stehen hat, wird er plötzlich von allen möglichen Agenten gejagt. Hendrik Martz wurde durch die Serie zum Mädchenschwarm.

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Oliver Maass (1985)

Lockenkopf mit Geige: Oliver Maass (Josef Gröbmayr). Foto: ZDF/United Archives

1985 fiedelte sich Josef Gröbmayr als Oliver Maass in die Herzen des Fernsehpublikums. Lange hatten die Macher nach einem Kinderdarsteller gesucht, der auch noch Geige spielen konnte. Oliver, der Junge mit dem Lockenkopf, auch er Justus Pfaues Feder entsprungen, bekommt eine magische Geige, mit der er die Zukunft vorhersehen kann – doch die bringt nicht nur Gutes...

Freitag, 22. Dezember, ab 7.10 Uhr auf ZDFneo

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Mino (1986)

Mino (Guido Cella) muss sich im Ersten Weltkrieg in den Alpen durchschlagen. Foto: ZDF/Nicole Kahlert

Keinen ganz leichten Stoff servierte das ZDF 1986 zwischen Plätzchenplatte und Gänsebraten: Den kleinen Mailänder Mino (Guido Cella) verschlägt es über Umwege im Ersten Weltkrieg zu den italienischen Gebirgsjägern, den Alpini. Mitten in den Kriegswirren schlägt er sich über die Alpen nach Österreich durch, um seine Eltern zu suchen, die er lange für tot gehalten hat.

Zweiter Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, ab 4.25 Uhr auf ZDFneo

Anna (1987)

So stellte man sich in den 1980er Jahren ein Traumpaar vor: Anna (Silvia Seidel) und Rainer (Patrick Bach) Foto: ZDF/Nicole Kahlert

Alle Mädchen wollten Anna sein und alle Jungs waren in sie verknallt – so war das 1987, als Silvia Seidel im Fernsehen auf Spitzen über den Bildschirm tänzelte. Die Weihnachtsserie löste einen regelrechten Ballettboom aus. Plötzlich waren alle ganz scharf darauf, „Port de Bras“ zu lernen oder „Croisé“. Ein Wiedersehen gab es auch mit Patrick Bach, der dem Silas-Alter inzwischen entwachsen war und den querschnittsgelähmten Rainer spielte, der nie um einen flotten Spruch verlegen ist. Schaut man sich „Anna“ heute an, die schrecklich hübsche Hauptdarstellerin in der verrückten 80er-Klamotte, geht das nicht ohne Melancholie: Silvia Seidel nahm sich 2012 das Leben.

Erster Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember, ab 5.40 Uhr auf ZDFneo

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Nonni und Manni (1988)

Nonni Foto: ZDF/Tellux-Film

Jede Wette: Viele deutsche Island-Fans dürften ihr Herz an das Land unterm Polarkreis verloren haben, als 1988 „Nonni und Manni“, eine norwegisch-deutsch-isländische Coproduktion, im Fernsehen lief. Und jedes Kind wollte plötzlich ein Islandpony, diese stämmigen kleinen Pferde mit der wilden Mähne, wie die beiden Jungen von der Feuerinsel – gespielt von Garðar Thór Cortes und Einar Örn Einarsson – sie hatten.

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