Im Schweizer „Tatort“ haben es die Kommissare mit einem Heckenschützen zu tun – und der Zuschauer mit viel Gewalt und wenig Plausibilität.

Stuttgart - Luzern in der Schweiz zählt gerade mal 80 000 Einwohner und ist ein überaus hübscher Flecken Erde, zumindest legen das die Bilder der Stadt nahe, die man auf Wikipedia angucken kann. Kaum vorstellbar, dass an so einem Ort der Terror regieren könnte. Genau davon aber erzählt dieser „Tatort“: In „Ihr werdet gerichtet“ macht ein brutaler Heckenschütze (Antoine Monot jr.) Jagd auf Menschen, die er am helllichten Tag und auf offener Straße erschießt. So weit, so abwegig.

 

Gelungen sind immerhin die Splattereffekte, was diejenigen freuen dürfte, denen der Anblick zerfetzter Schädeldecken feuchte Handflächen beschert. Selten, dass in einem „Tatort“ Gewalt so detailverliebt inszeniert worden ist: Die Einschusslöcher an den Köpfen der Leichen sind so groß, dass man geradewegs auf das blutige Hirn der Opfer starren kann, dazu wirbeln die von dem Schützen getroffenen Körper wild durch die Luft – fehlt nur, dass aus den Boxen ein anerkennendes „Monsterkill!“ dröhnt, wie das bei Ballerspielen auf dem Computer üblich ist.

Die Dramaturgie dagegen kommt eher schwachbrüstig daher. Der Plot – schräger Gerechtigkeitsfanatiker begibt sich auf einen privaten Rachefeldzug – ist alles andere als plausibel ausgearbeitet, das Verhalten der Charaktere kaum nachzuvollziehen. Dazu kommen logische Schnitzer. So schlurfen die beiden Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) zwar permanent betroffen guckend durch die Gegend; wenn dann aber drei (!) Tage nach den ersten Morden Flückinger den Geistesblitz hat, dass man ja auch mal Sportschützen und Leute mit militärischer Ausbildung in den Kreis möglicher Täter aufnehmen könnte, fragt man sich schon, was die bei der Polizei eigentlich so den ganzen Tag treiben.