Die Münsteraner „Tatort“-Kommissare werden ihren Maßstäben nicht gerecht. Plumpe Witze und konstruierte Details dominierten.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Publikumslieblinge haben's auch nicht leicht. Stets müssen sie Erwartungen aufs Neue erfüllen. Axel Prahl und Jan Josef Liefers, von den Lesern der "Hörzu" als beste Ermittler geehrt, erfüllen sie, streng genommen, nur noch jedes dritte Mal - meist dann, wenn die Figurenerfinder Stefan Cantz und Jan Hinter am Werk waren, die jüngst aber auch mit den "Grabenkämpfen" in Stuttgart schwächelten.

 

Für den "Herrenabend" zeichneten Magnus Vattrodt (Buch) und Matthias Tiefenbacher (Regie) verantwortlich, die mit "Tempelräuber" schon mal einen hervorragenden Münsteraner "Tatort" geliefert haben, diesmal aber enttäuschten. Manche Witze nahmen einen so langen Anlauf, dass einem schon vor der Pointe das Lachen verging, etwa bei Boernes falschem Totenschein. Oder sie waren so plump, dass man gar nicht erst in Versuchung kam, wie bei Thiels Vision angesichts der Finanzbeamtin, die sagte: "Ich würde jetzt gerne nackt mit Ihnen essen und Sie dann heiraten." Die Staatsanwältin hingegen würde vor Thiel nackt auf dem Tisch tanzen, so sehr war sie von der Unschuld ihrer Seilschaft überzeugt. Zumindest dies wurde einem am Ende erspart, obwohl der Kommissar den richtigen Riecher hatte. Kein Wunder - so schmierig, wie einem dieser "Kartoffelkönig" samt Umfeld präsentiert wurde.

Um Scheingeschäfte in Bulgarien also ging es, von dort grüßte auch Thiels Vater via Skype. Und um einen Scheintoten, der mit seiner Tochter chattete und schlecht verkleidet ums Haus schlich, in das der Senior und Drahtzieher die vermeintliche Witwe fürsorglich aufgenommen hatte.

Konstruiert die Details, auserzählt die Skurrilität der Figuren - das könnte man ketzerisch sagen, wenn man die Münsteraner Typen nicht so mögen würde.

Den Tatort "Herrenabend" gibt es in der ARD-Mediathek (20 - 6 Uhr).