Der Tatort vom Bodensee über einen Kinderschänder ist höchst spannend geraten, die Handlungsstränge greifen intelligent ineinander. Die Botschaft lautet, dass auch Ermittler keineswegs unfehlbar sind.

Stuttgart - Man traut es ihnen allen zu, dem dicken Herbergsleiter, dem harmlos wirkenden Söhnchen und dem Pfarrer erst recht. Wären sie nicht alle in der Lage, ein Kind zu fesseln und zu knebeln, dutzende Male in den kleinen Körper zu stechen, um sich dann noch sexuell an ihm zu vergehen? Sind nicht eigentlich alle Männer dazu in der Lage? Der Bodensee-Tatort „Nachtkrapp“ versteht es, aus den Zuschauern fast reflexhaft sämtliche Vorurteile herauszukitzeln, die über Kinderschänder kursieren. Ausgerechnet im Schullandheim am Bodensee wird ein Junge aus dem Schlafsaal entführt, missbraucht und brutal ermordet. „Der Nachtkrapp“ war es, da ist sich der kleine Moritz sicher – und ahnt, dass er der Nächste sein wird. Schließlich holt der Nachkrapp jene Kinder, „die nicht brav waren“.

 

Zu seinem zehnjährigen Geburtstag wartet der Bodensee-Tatort mit einer spannenden Folge auf mit klug ineinandergreifenden Handlungssträngen. Die Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) wird von einem Tatverdächtigen entführt, mit dem sie sich scharfe Wortwechsel liefert. Dass die Ermittlerin freikommen wird, ahnt man, aber ob der kleine Moritz (Elia Sager) vom Nachtkrapp verschont wird, ist keineswegs sicher. Denn er hatte in der Tatnacht mit dem Opfer das Bett getauscht, der Mörder wollte eigentlich ihn – und die Polizei beschützt ihn jämmerlich schlecht. Das ist die eigentliche Botschaft dieses Tatorts, dass die Ermittler keineswegs unfehlbar sind. Obwohl Blum Unterstützung von ihrem Kollegen Matteo Lüthi (Roland Koch) aus der Schweiz bekommt, gelingt es ihnen nicht einmal, Moritz verlässlich zu beschützen. Da stockt einem manchmal der Atem, wenn Schatten vor seinem Schlafzimmerfenster auftauchen – und der Mörder es schließlich schafft, den Jungen raus auf den Bodensee zu locken.