Der „Polizeiruf 110“ mit Matthias Brandt und Sandra Hüller ist kaum Krimi, aber dafür ganz großes Drama, findet die StZ-Redakteurin Ariane Holzhausen.

Stuttgart - Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt), der Undurchdringliche, hat das Scheunentor seines Herzens aufgestoßen. Doch die Frau, der er Zutritt zu seinem Inneren gewähren will, ist verschlossen wie er selbst. Das bringt den Meuffels um seinen klaren Verstand. Stammelnd und zögernd entwickelt sich im jüngsten Münchner „Polizeiruf“ die zarte Romanze, stolpernd über Unbeholfenheit. Man gibt sich Gustav Mahlers Lied „Ging heut morgen übers Feld“ hin. Dann blüht sie auch kurz auf, die „schöne Welt“. Doch sonst nirgends.

 

Der Regisseur Alexander Adolph zerstückelt diese zärtlichen und schönen Bilder gewalttätig mit knallharten Schnitten und böse verzerrten Geräuschen – hin zur JVA, zum Selbstmord eines Insassen, zum Grusel im Knast, zum Alltag der beiden Frischverliebten, der ihre Seelen längst verformt hat. Misstrauen heißt das Gift, das in diesem großartigen Drama langsam seine Wirkung zeigt. Sandra Hüller spielt die JVA-Chefin und Meuffels’ Traumfrau Karen Wagner von Anfang an so umwerfend sybillinisch, dass man ihr jederzeit völlige Psychopathie unterstellt hätte. Axel Milberg gibt den Psychologen Max Steiner derart süßlich-freundschaftlich, dass Meuffels ja gar nicht anders kann, als seinem alten Freund lange Zeit zu glauben.

Das Elend verbindet

„Wird’s nicht eine schöne Welt?“ heißt es bei Mahler. Nein, Meuffels irgendwann neu erwachtes Misstrauen zerstört die Liebe. Während er gerade noch über Mahlers Männer geschwärmt hat, die nach einer Zurückweisung einfach melancholisch weiterwandern, sitzt er am Ende beim Oberpriller (genial: Andreas Lust) auf der Couch. Dem gewaltbereiten Revierpolizisten, der, mit dem Meuffels nie wirklich etwas tun haben wollte. Mit dem ihn aber ganz großes Elend verbindet.