Der „Tatort“ aus Münster sieht aus, als spiele er im Wilden Westen. Dabei fahren Boerne und Thiel nur aufs Land – und dort, so unsere Kritikerin, agieren sie nicht wirklich überzeugend.

Stuttgart - Ja, ja, Boerne und Thiel. Die sind so lustig. Da will man sich immer gleich auf die Schenkel klopfen, oder?

 

Der Fall? Ist schnurz. Hauptsache, die Hauptdarsteller bringen’s. Und das tun sie auch wieder. Von Countrymusik begleitet, werden sie aufs Land bugsiert, wo ein Heilpraktiker ermordet . . . Aber egal. Die Weiten der Weiden werden zur Bühne für Boerne und Thiel. Thiel, der Moppel, strauchelt körperlich gefordert durch den Fall, Boerne, die Nummer eins, sitzt im Westernoutfit samt Cowboyhut im Trecker. Das sind herrlich schräge Bilder einer Groteske, die das „Wunder von Wolbeck“ ja sein will.

Die Beweise futternde Ziege

Absurd ineinandergefügt geht es um die Beweise futternde Ziege Mimi, um lustlose Zuchtbullen, um unfruchtbare Männer und um Frauen, die ihr ungeborenes Kind verlieren. Und auch in diesem Jubiläumsfall zum Zehnjährigen witzeln sich die Darsteller wieder hart an der Geschmacksgrenze entlang. Der Klugscheißer Boerne bekommt eine Ladung Dung direkt aus dem Hintern ins Gesicht geschossen und verguckt sich in die Ziege Mimi. Und eben das ist Boerne. So will man ihn haben.

Die cool ermittelnden Cowboys sagen einem unfruchtbaren Mann ins Gesicht, dass er sich fühlen müsse wie im Schützenverein – ohne Waffe. Ho, ho, ho. Boerne und Thiel. Die dürfen das. Das ist Kult. Und während die beiden ihr Ding reiten, dreht eine Frau durch, die ihr ungeborenes Kind verloren hat, und eine andere erzählt, wie sie unter einer Hormonbehandlung schier zusammengebrochen ist. Und plötzlich funktioniert die Groteske rund um Tier- und Menschenbesamung kaum noch, es klafft eine Kluft zwischen dem Münsteraner Duo, dem Fall und den anderen Darstellern. Größer denn je. Vielleicht sollte man in Münster das mit den Kriminalsachen gleich ganz bleiben lassen.