Die romantische Komödie „Verliebt auf Island“ mit Ann-Kathrin Kramer erzählt im Ersten eine Geschichte nach dem dem Motto „Hilfe, ich liebe den Freund meines Sohns“. Wer so was mag, bekommt hier die volle Packung.

Stuttgart - Die ARD-Tochter Degeto neigt seit einigen Jahren dazu, guten Filmen schlechte Titel zu geben. Vermutlich hätte die Redaktion der zweifachen Liebesgeschichte „Verliebt auf Island“ gern ein Etikett à la „Eine Hochzeit platzt selten allein“ verpasst, aber so hieß bereits völlig unpassend eine im Juli ausgestrahlte Komödie über die Finanzkrise.

 

Matthias Dinter (Buch) und Nico Sommer (Regie) erzählen eine Geschichte, wie sie unter dem Motto „Hilfe, ich liebe den besten Freund meines Sohnes!“ vor zwanzig Jahren Stoff einer Nachmittags-Talkshow gewesen wäre: Patrick freut sich auf seine Traumhochzeit auf Island. Sein Kumpel Alex würde gern eine Doppelhochzeit draus machen: Er ist schon geraume Zeit mit Patricks Mutter Claudia (Ann-Kathrin Kramer) liiert. Weil sich die beiden Freunde geschworen haben, dass keine Frau sie je entzweien könnte, traut sich das Paar nicht, Patrick die Wahrheit zu sagen, zumal es gerade knüppeldick für den jungen Mann kommt: Erst sagt seine Verlobte die Hochzeit ab, dann erfährt er, dass der wichtigste Investor seiner Start-up-Firma abgesprungen ist. Zu allem Überfluss sorgt ein Vulkanausbruch dafür, dass sämtliche Flüge abgesagt werden; nun sitzt das Trio auf Island fest. Einziger Lichtblick in Patricks Leben ist seine Assistentin Nina, deren Liebe er jedoch nicht wahrnimmt.

Kalenderweisheiten

Sommer hat dafür gesorgt, dass der Film auch optisch und akustisch den Sendeplatzerwartungen entspricht: Die diversen Ausflüge zu Gletschern, Geysiren und natürlich auch zur weltberühmten Blauen Lagune sind regelmäßig mit gefälligen Popballaden unterlegt. Das orientiert sich sehr am Massengeschmack, selbst wenn die prachtvollen Bilder und die guten schauspielerischen Leistungen sehenswert sind.

Allzu viele Versatzstücke entsprechen den üblichen Gepflogenheiten, allen voran die inneren Monologe von Hauptfigur Claudia, die nur selten wirklich neue Erkenntnisse bringen. Einige Formulierungen sollen vermutlich für Spannung sorgen, lassen die Figur aber bloß betulich erscheinen. Die Dialoge haben ohnehin derart viele Kalenderweisheiten zu bieten, dass sich der Film sogar selbst darüber lustig macht. Da passt es ins Bild, dass die Einheimischen ausnahmslos synchronisiert worden sind.

Der Schauplatz ist der Star

Typisch für den Sendeplatz ist auch das Rentnerehepaar Gerhardt und Sieglinde (Hans-Joachim Heist, Ramona Kunze-Libnow). Er ist ein ständig nörgelnder Besserwisser, sie sein verhärmtes Anhängsel, dem nach fast fünfzig Ehejahren unter seiner Fuchtel endlich der Kragen platzt. Hans-Joachim Heist ist der Schreihals aus der an diesem Freitag wieder beginnenden „heute-show“ und bekommt auch auf Island Gelegenheit, seinen Unmut in die Gegend zu brüllen. Immerhin darf Gerhardt eine glaubwürdige Wandlung durchmachen, nachdem Sieglinde ihm mit Scheidung gedroht hat.

Kramer ist für die Zielgruppe des Sendeplatzes ohnehin eine gewohnt sympathische Identifikationsfigur, zumal sie gerade Claudias Zögerlichkeit sehr nachvollziehbar spielt. Die in Fernsehfilmen bislang nur selten eingesetzten jungen Schauspieler machen ihre Sache ebenfalls sehr ordentlich. Eigentlicher Star des Films aber ist der Schauplatz; mindestens so eindrucksvoll wie die Sehenswürdigkeiten sind die in ein bezauberndes Licht getauchten Nachtaufnahmen.

Ausstrahlung: ARD, 7. September 2019, 20.15 Uhr