„Wie reagieren wir richtig auf die Coronakrise?“. So lautete die Leitfrage einer Fernsehdiskussion des Sender Phoenix in Stuttgart. Mit dabei Leserinnen und Leser der Stuttgarter Zeitung.

Stuttgart - Grundgesetz-Demos und Krawalle in der Innenstadt – geht es um „die Corona-Krise und ihre Folgen“, ist Stuttgart für den öffentlich-rechtlichen Informations-Kanal Phoenix genau der richtige Ort, um bei Bürgern und Experten nachzufragen: Live aus dem Garten der Buddha Lounge im Alten Schützenhaus in Stuttgart-Heslach hat der Spartenkanal in Kooperation mit der Stuttgarter Zeitung am Dienstagabend seine Talk-Format „Wir müssen reden“ ausgestrahlt. Neben den eingeladenen Bürgern sowie Lesern der Stuttgarter Zeitung diskutierten die Moderatoren Christina von Ungern-Sternberg und Alfred Schier eineinhalb Stunden lang mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), dem Kabarettisten Mathias Richling sowie mit StZ-Lokalchef Jan Sellner und dem Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery, der aus Berlin zugeschaltet war.

 

Die Wahl fiel auf Stuttgart – wegen der Demonstrationen

„Wir haben uns für Stuttgart entschieden, weil hier besonders viele Leute auf die Straße gegangen sind, um gegen die Corona-Einschränkungen zu demonstrieren“, erklärte Moderatorin Ungern-Sternberg zu Beginn die Wahl des Ausstrahlungsortes. Die Leitfrage der Live-Sendung, „Wie reagieren wir richtig auf die Coronakrise?“ gab im Anschluss reichlich Anlass für eine kontroverse Debatte. Ob Studenten, Unternehmer, Eltern, Einzelhändler, eine Hausärztin, Kulturschaffende und Künstler oder einfach Jugendliche – die Sendung brachte wie unter dem Brennglas zu Tage, dass die Corona-Krise jeden, aber eben jeden auch auf unterschiedliche Weise trifft.

Weshalb auch die Frage, wie viel wir bereit sind und künftig noch bereit sein werden uns einzuschränken, um die Seuche zu bekämpfen, ganz unterschiedlich beantwortet wird. So hofft etwa die Unternehmerin Astrid Eisenmann, dass die Schulen möglichst bald wieder ganz öffnen. Die Mutter von drei Schulkindern sieht sich aufgrund der partiellen Schulschließungen derzeit „nicht in der Lage ihre Arbeit auszuführen“. Nach den jüngsten Ereignissen von Gütersloh habe sie Angst, dass es auch nach den Sommerferien wieder Einschränkungen geben könnte.

Ein Studentenvertreter beklagt Versäumnisse der Politik

Auch in Hinblick auf die Krawalle vom vergangenen Wochenende, die für OB Kuhn nicht einfach erklärbar „mit jugendlichem Leichtsinn“ seien, sondern deutlich darüber hinaus gingen, legte ein Student in der Diskussion den Fokus auf die Frage, wie es eigentlich den Jugendlichen und speziell den Studenten in der Pandemie geht: „Man muss sich vorstellen, dass 70 Prozent der Studierenden in Deutschland auf einen Nebenjob angewiesen sind.“ Die existenzielle Not sei in dieser Bevölkerungsgruppe derzeit enorm groß. „Von der Politik fühlen wir uns aber nicht ernst genommen.“

„Menschen mit Behinderungen wurden vergessen“

Die alleinerziehende Mutter einer mehrfach behinderten Tochter, die aufgrund der Pflege ihres Kindes im Hartz-IV-Bezug ist, unterstreicht, dass es sehr viele Personengruppen gibt, die in der Corona-Krise von der Politik vergessen wurden. „Zum Beispiel die Menschen mit Behinderungen und die Familien mit pflegebedürftigen und schwerstbehinderten Kindern.“ Diese mussten ihre Kinder plötzlich zu hundert Prozent selbst betreuen und pflegen. „Keine dieser Familien weiß, wie es weitergeht.“

Für Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut machte die Sendung deutlich „wie vielfältig und wie tiefgreifend die Betroffenheit ist“. Sie betonte, dass die Politik in der Corona-Krise auf Basis von Fakten und Ratschlägen entscheiden musste, eine Blaupause habe es nicht gegeben. „Uns war sehr wohl bewusst, welche Auswirkungen das haben würde.“

Die vollständige Sendung ist auf YouTube abrufbar. Ein Ausschnitt wird am kommenden Sonntag um 13 Uhr auf Phoenix wiederholt.