In der sympathischen Heimatkrimikomödie mit Anna Fischer wird eine Bestatterin auf der Schwäbischen Alb zur Ermittlerin

Stuttgart - Rechtsmediziner versuchen sich im Fernsehen öfter mal als Ermittler. Eine junge Bestatterin jedoch, die sich noch dazu auf der Schwäbischen Alb als Miss Marple versucht: Das ist neu. Aber die Idee hat eindeutig Reihenpotenzial, gestorben wird schließlich immer, und nicht immer natürlich.

 

Beim ersten Todesfall hat Lisa Taubenbaum (Anna Fischer) allerdings noch keinen Grund zum Zweifeln. Der alte Hubinger war betrunken auf der Jagd, als er auf den Hochsitz klettern wollte, hat sich ein Schuss aus seinem Gewehr gelöst; dumm gelaufen. Bei einer zweiten Leiche entdeckt sie jedoch Würgemale am Hals. Dabei ist die Oma ihrer besten Freundin Anna (Caroline Junghanns) angeblich einem Herzinfarkt erlegen, so steht es jedenfalls auf dem Totenschein.

Geplatzte Beerdigung

Der örtliche Arzt (Christof Wackernagel) fällt prompt aus allen Wolken, als Anna ihn mit ihrem Verdacht konfrontiert. Weil die alte Frau Wertbacher einige Tage unentdeckt hinter einer Böschung gelegen hat, ist sie womöglich am selben Tag gestorben wie Hubinger, der Leiter der örtlichen Bankfiliale. Zwei Todesfälle zur gleichen Zeit, nachdem monatelang niemand gestorben ist: Das kommt Lisa seltsam vor. Da Dorfpolizist Goller (Patrick von Blume) ihre Vermutung für ein „Verdächtle“ hält und keinen Grund für weitere Ermittlungen sieht, schickt sie eine Mail an die Kriminalpolizei in Stuttgart.

Kommissar Zellinger (Christoph Letkowski) platzt mit seinem Obduktionsbescheid mitten in die Beerdigung von Frau Wertbacher. Spätestens jetzt ist die bei den Mitbürgern ohnehin nur bedingt beliebte Bestatterin endgültig unten durch, zumal ausgerechnet Anna als Haupterbin prompt auch als Hauptverdächtige gilt.

Mundart und Humor

Das Drehbuch stammt vom erfahrenen Autorenduo Arne Nolting und Jan Martin Scharf, das für die Vox-Serie „Club der roten Bänder“ vielfach ausgezeichnet worden ist. Der Stoff bietet ein breites Spektrum vom Krimi über die Komödie bis zum Drama. Die Umsetzung trotzt jedoch den diversen Schubladen: Es gibt zwar witzige Momente, aber der Film ist dennoch keine Komödie. Der Auftakt mit dem Jäger wiederum könnte auch aus einem Thriller stammen, doch spätestens die Mundartelemente stehen für eine eher heitere Seite; zum Glück wird der Film trotzdem nicht zum Bauerntheater.

Im weiteren Verlauf entwickelt sich die Geschichte doch noch nach und nach zum Heimatkrimi, wobei sich die Spannung allerdings in Grenzen hält. Ohne die humorigen Untertöne wäre „Die Bestatterin - Der Tod zahlt alle Schulden“ noch am ehesten ein Drama.

Probleme beim Daten

Außenseitertum ist eines der Themen hier. Einerseits ist die Nähe zum Tod vielen Menschen suspekt, weshalb sich die polnischen Erntehelfer spontan bekreuzigen, sobald Lisa mit dem Leichenwagen vorbeibraust. Diese Polen sind für den Dorfpolizisten übrigens stets die ersten Kandidaten, wenn er Verdächtige braucht. Andererseits nutzen die Autoren und die Regisseurin Isabel Braak („Plötzlich Türke“) Lisas Beruf als Heiterkeitsquelle, ohne ihn zu diskreditieren: Lisa sucht Anschuss und hat verschiedene Verabredungen, merkt jedoch schnell, dass ihr Metier nicht jedermanns Sache ist.

Es macht immer Spaß, Anna Fischer zuzuschauen, aber diese Momente, wenn sich Lisa beim ersten Date in Begeisterung über ihre Arbeit und beim zweiten um den heißen Brei herum redet, sind besonders schön ausgedacht und umgesetzt. Die Hingabe aller Beteiligten zeigt sich nicht zuletzt an Details wie dem Quietschen eines Nudelholzes oder des Sargaufzugs. Wenn die Zuschauer den Film mögen, gibt’s eine Fortsetzung.

Ausstrahlung: ARD, Samstag, 1. Juni 2019, 20.15 Uhr