Für die einen ist er eine Witzfigur, für die anderen ein Superstar: David Hasselhoff. „Knight Rider“ und „Baywatch“ haben „The Hoff“ zum bekanntesten Serienhelden der Welt gemacht. In der sehr unterhaltsamen Doku „Being David Hasselhoff“ auf Arte führt er durch sein Leben.

Stuttgart - Viel fragen muss der Filmemacher Oliver Schwabe wohl nicht: Sein Gegenüber hat ein Selbstbewusstsein wie der Grizzly vor dem Stoffteddy-Regal, fühlt sich als Vorbild Millionen kleinerer Wesen und sprudelt Anekdoten, die den Weg zum Superstar nachzeichnen. Wobei David Hasselhoff, denn um keinen Leiseren handelt es sich, nicht ganz ins Extrem geht: Nein, beteuert er, für den Fall der innerdeutschen Mauer sei nicht er verantwortlich. Und wartet sichtlich, dass man widerspricht.

 

Über der Menge

Für die Begriffsstutzigen legt The Hoff, so sein Spitzname, nach. Betont, wie erfolgreich sein Lied „Looking for Freedom“ 1989 in aller Welt war, wie viel Dank er gerade von DDR-Bürgern für diesen „Mut machenden“ Song erhalten habe. Schwabe, der sein Interview mit Archivaufnahmen würzt, ist gern behilflich und zeigt die Aufnahmen von Silvester 1989: Hasselhoff wird von einem Kran über die Menschenmenge vor dem Brandenburger Tor gehievt und singt „Looking for Freedom“ wie das jubelnde Zitat eines Ultimatums. The Hoff wird eben doch als Gewalt gezeigt, der kein Sozialismus widerstehen konnte.

Man versteht, dass der Massenfeierstimmung wegen einige den Billigschlager, der aufs Trommelfell eindrischt wie ein Teppichklopfer auf den Fußläufer, als Lied zur Wende in sentimentaler Erinnerung halten. Andererseits kann man sich auch fragen, wie je jemand diesen Poseur ernst nehmen konnte, der sich von Ken- und Barbie-Puppen Tipps im Fach Lebensechtheit holen könnte.

Selfies und Selbstironie

Womit wir beim Kern des Phänomens wären. Zig Millionen in aller Welt sind mit den TV-Serien „Knight Rider“ und „Baywatch“ aufgewachsen, haben Hasselhoffs Platten gekauft, ein „Don’t Hassel the Hoff“-T-Shirt ist noch immer ein risikofreies Geschenk für Menschen, die sonst schon alles haben. Und The Hoff kann nicht vor die Tür treten, ohne von Passanten als Selfie-Beute in Beschlag genommen zu werden. Aber wie viel davon war und ist naive Begeisterung, wie viel Selbstironie im Umgang mit der eigenen Freude an billigem Entertainment?

Hasselhoffs Dröhnen wird durchzogen vom Bewusstsein, dass nicht alle, die ihn feiern, ihn für voll nehmen. Darum bemüht er aufgesetzte Bescheidenheit („Damals war ich ein schlechter Schauspieler“), die vor seinen Erfolgsschnurren hängt wie der Schneepflug vor einem Unimog: Sie soll Vorbehalte wegräumen. „Being David Hasselhoff“ ist kein kritisches Porträt, aber gerade darum interessant. Getreu dem Titel darf der Knight Rider selbst vermitteln, wie es sich anfühlt, The Hoff zu sein. Davon bekommt man eine leichte Ahnung: Hasselhoff weigert sich, den Spott zur Kenntnis zu nehmen, er spielt so unerschütterlich den Erfolgsmenschen, bis anderen nichts mehr übrig bleibt als mitzuspielen.

Ausstrahlung: Arte, Sonntag. 11. August 2019, 22.10 Uhr. Bereits in der Mediathek des Senders, bis 9. September 2019.