Die Charlotte-Link-Verfilmung „Die Entscheidung“ ist ein fesselnder Thriller mit Felix Klare und Jasna Fritzi Bauer als ungleiches Duo, das ohne eigenes Verschulden in ein Verbrechen verwickelt wird

Stuttgart - Der außergewöhnlich spannende Thriller „Die Entscheidung“ nach dem gleichnamigen Roman von Charlotte Link erzählt die klassische Geschichte vom unbescholtenen Zeitgenossen, der ohne sein Dazutun in ein Verbrechen gezogen wird: zur falschen Zeit am falschen Ort.

 

Eigentlich will der geschiedene Hamburger Familienvater Simon (Felix Klare) mit seinen Kindern beschauliche Ferien im südfranzösischen Ferienhaus der Familie verbringen, aber dann kommt alles ganz anders: Als die Kinder absagen, nimmt er die frierende und ausgehungerte junge Streunerin Nathalie (Jasna Fritzi Bauer) bei sich auf. Er kann nicht ahnen, worauf er sich da einlässt. Die beiden geraten ins Visier einer skrupellosen Organisation, die ohne zu Zögern über Leichen geht, um die Spuren ihrer abscheulichen Machenschaften zu verbergen.

Alle Register gezogen

Sven Fehrensen, der bislang nur Serienepisoden inszeniert hat („Sankt Maik“ für RTL), zieht in seinem Fernsehfilmdebüt zum Auftakt alle Thriller-Register. Der Prolog, in dem eine junge Pariserin offenbar brisante Daten auf einen Stick kopiert, ist zwar rätselhaft, aber ungemein fesselnd. Mit dem Wechsel nach Marseille kommt der Film erst mal zur Ruhe, doch spätestens nach dem ersten Mord knüpft die Geschichte an den spannenden Einstieg an. Die Adaption des Romans besorgte Andreas Linke, der unter anderem die Link-Verfilmung „Die Betrogene“ (2018) inszeniert hat.

Neben der vordergründigen Spannung lebt der von der ARD-Tochter Degeto in Auftrag gegebene Thriller natürlich vor allem von der Frage, wie die verschiedenen Beteiligten in das Verbrechen verwickelt sind und auf welcher Seite sie stehen. Dritte Hauptfigur ist Jerome (Frederick Lau), der offenbar nicht wusste, worauf er sich einließ, als er im Auftrag eines Pariser Unternehmens eine Fuhre in Sofia abholen sollte.

Mächtige Verbündete

Das Unternehmen betreibt einen lukrativen Handel mit attraktiven jungen Osteuropäerinnen, denen die leitende Mitarbeiterin einer angeblich römischen Agentur eine große Karriere als Model verspricht. Den Eltern wird der Abschied von ihren Töchtern mit einer großzügigen Anzahlung erleichtert.

Im Verlauf der Geschichte sorgt Linke dafür, dass die zunächst unverbundenen Ebenen schließlich ein schlüssiges Gesamtbild ergeben: Jerome hat zu Beginn der jungen Frau mit dem Stick zur Flucht zurück nach Bulgarien verholfen, Nathalie ist seine Freundin; aber Jerome wird auch wegen Mordes gesucht. Die Eltern einer anderen jungen Frau aus Sofia tragen wiederum entscheidend dazu bei, dass die französische Polizei dem Mädchenhandel auf die Spur kommt. Die Organisation hat jedoch mächtige Verbündete, weshalb Jerome, Nathalie und schließlich auch Simon niemandem trauen können; nicht mal der zuständigen Kommissarin (Jeanette Hain) und ihrem Mitarbeiter (Christian Kuchenbuch).

Hochwertige Bilder

Der Film wirkt nicht zuletzt dank der internationalen Schauplätze optisch sehr aufwendig, zumal die Kamerafrau Friederike Heß für eine hochwertige Bildgestaltung gesorgt hat. Reizvoll ist auch der Kontrast zwischen dem betont als glitzernde Metropole inszenierten Paris und der beschaulichen Provinz.

Zwar sprechen sämtliche Beteiligten überall das gleiche Deutsch, ganz gleich, ob sie Franzosen oder Bulgaren sind, aber die ausländischen Schauspieler sind immerhin gut synchronisiert worden. Im Vergleich zu einer Donnerstagsreihe wie dem „Barcelona-Krimi“ ist die Charlotte-Link-Verfilmung ohnehin um Klassen besser; und spannender sowieso.

Ausstrahlung: ARD, 9. Januar, 20.15 Uhr