In Kärnten kann es gemütlich sein, richtig heimelig. Aber das ZDF zeigt in seinem prima Landkrimi „Wenn Du wüsstest, wie schön es hier ist“, wie ungemütlich es für einen Dorfpolizisten wird, als wirklich mal ein Mord passiert. Freunde von Josef Haders Brenner-Krimis sollten einschalten.

Kärnten - Schlechte Nachrichten: „Die Trottel in Klagenfurt wollen die Barbara obduzieren“, flüstert der Provinzpolizist Hannes Muck seinem Kollegen Gerry zu. „Irgendwas mit Restzweifel ausräumen von wegen der Unfalltheorie ...“ Dabei befinden sich die beiden einzigen Ordnungshüter der in einem messerschnittartigen Tal in Kärnten gelegenen Kleingemeinde Hüttenberg gerade bei der feierlichen Beisetzung der mit 16 Jahren scheinbar zu Tode gestürzten Honoratiorentochter Barbara Prantl. Die Leiche nun wieder aus dem Sarg zu holen, das wird nicht nur die Eltern schmerzen. Es wird ganz Hüttenberg erbosen, denn es wirft den Verdacht auf, es könnte ein Verbrechen geschehen sein – will auch heißen, jemand hier könnte ein Mörder sein. Und das darf es in der heilen Kärntner Provinz, wo jeder jeden kennt, mit jedem auf der Schule war, einfach nicht geben.

 

In dem schönen, atmosphärischen, zugleich landlustsehnsüchtigen und provinzmiefscheuen ORF-Krimi „Wenn Du wüsstest, wie schön es hier ist“, kommt nun der arrogante, provokante Großstadt-Kripomann Hatzl ins Kaff gerollt. Ihm sind die Empfindlichkeiten vor Ort egal, er geht die Bürger beißend respektlos an. Als der von Gerhard Liebmann ergreifend hilflos gespielte Muck sich darüber beschwert, stellt Hatzl noch einmal klar: „Einer von ihnen könnte ein Mörder sein.“ Muck hält dagegen: „Aber alle anderen san meine’ Freund’.“ Hatzl belehrt: „Ein guter Polizist hat keine Freunde.“

Schulden im Dorfkrug

Der Krimiplot ist hier eher egal. Es geht um Loyalitäts- und Verzwurzelungsfragen, um Gemeinschaft und Einsamkeit. In diesem von schön hingetupften Nebenfiguren immer wieder neu belebten Film muss Muck sich fragen, was er seinem Dienst und was er den Leuten im Dorfkrug schuldet. Wenn er die allerdings seine Freude nennt, stutzt man als Zuschauer ein wenig. Ist dieser stets etwas abseits Stehende hier wirklich eingebunden? Oder glaubt er sich nur zugehörig, weil er sonst garantiert nirgends dazu gehört?

Die Drehbuchautoren Thomas Weingartner und Stefan Hafner (von denen auch der ORF-Krimi „Drachenjungfrau“ stammt) und der Regisseur Anderas Prochaska, dessen Alpenwestern „Das finstere Tal“ im Kino lief, mischen fehlerfrei Spott und Wehmut. Ihre Figuren leben, und doch hat das Ganze die dezente Karikaturennote eines guten Comics. So stimmig wird etwa beim „Tatort“ nur selten erzählt. Stilsicher und ohne Mätzchen fasst der Kameramann Thomas W. Kiennast eine enge Dorfwelt ins Auge, die wie eh und je von Fels und Wald umgeben ist, aber längst auch ein fernöstliches Sinnsucherzentrum beherbergt, und die sich als Paradies begreifen will, aus der aber alle Jüngeren wegziehen. Die von einer Sozialarbeiterin betreute Wohngruppe für Problemjugendliche am Ortsrand stellt den Großteil der jungen männlichen Bevölkerung – dort, bekommt Muck im Dorfkrug zu hören, solle er gefälligst den Täter suchen. Doch, „„Wenn Du wüsstest, wie schön es hier ist“ ist eine feine Überraschung im ZDF-Programm – sehenswert gerade auch für Fans der Brenner-Krimis mit Josef Hader.

Ausstrahlung: ZDF, 16. Juli 2018, 20.15 Uhr, danach in der Mediathek