TV-Vorschau: „Polizeiruf 110“ Zwei, die nicht zueinander finden

„Dünnes Eis“, der neue „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg, zeigt einen Entführungsfall inmitten von Plattenbaupanoramen – und ein Ermittlerduo, das nicht so richtig warm miteinander wird.
Stuttgart - Entführungsfälle im Sonntagskrimi führen meist in ehrwürdige alte Stuckvillen oder ultramoderne Hochglanz-Architekturen. In „Dünnes Eis“, dem aktuellen Magdeburger „Polizeiruf 110“, hingegen ist ein Mini-Reihenhaus in einer Arbeitersiedlung der Schauplatz der Wahl. Dort lebt die Altenpflegerin Anja Peelitz (Christina Große), deren Tochter, Boutiqueverkäuferin Kim (Lucie Hollmann), auf dem Weg zur Arbeit entführt wurde. Aber wieso erpresst man eigentlich eine unterbezahlte Altenpflegerin? Darüber stutzen auch die Hauptkommissare Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke). Noch mehr staunen sie, als sie nach einigen Fragerunden im Umfeld herausfinden, dass Anja Peelitz 100 000 Euro geerbt hat. Warum hat die Frau, die vor Sorge um ihre Tochter schier umkommt, ihnen das nicht selbst verraten?
„Wut ist einfach mein Thema“, murmelt der Ermittler
Eine von vielen Ungereimtheiten, die ihnen bei diesem ungewöhnlichen Entführungsfall das Leben schwermachen. Verdächtig ist jeder, der von dem Erbe gewusst hat, und das sind einige, etwa Kims Stiefvater, ihre Freundin Michelle, ihr Ex-Freund. Es wird brav reihum ermittelt, wobei die Polizeikollegen meist getrennte Wege gehen. Während Köhler bei der nervös-sorgenvollen Mutter den Einfühlsamen gibt, steigt Brasch immer mal wieder fotogen vom Motorrad, um jemanden zu befragen. Dieses Ermittlerduo ist schon irgendwie seltsam; warm werden die beiden nach ihrer Premiere „Endstation“ im vergangen Jahr auch in ihrem zweiten Fall nicht miteinander, dazu müsste man sich ja aneinander reiben. So weit kommt es nur einmal, als Köhler nach einem Vorwurf seitens Braschs komplett ausrastet. „Wut ist einfach mein Thema“, murmelt er hinterher entschuldigend in seinen Psychobart.
Der krankhafte Zwang zum Lügen
Seltsam mutet zunächst auch die Dramaturgie von Jochen Alexander Freydank (Regie) und dem Autorenduo Eoin Moore und Anika Wangard an, denn „Dünnes Eis“ ist zu zwei Dritteln als Rückblende erzählt, bevor sich die immerhin schön gefilmte Auftaktsequenz auflöst. Die wirr anmutende Krimikonstruktion gründet auf einem psychologisch interessanten Phänomen, mit dem die Kommissare konfrontiert werden: dem krankhaften Zwang zum Lügen.
Der Zuschauer, dessen Instinkt die Pseudologia phantastica allerdings schon früh wittert, verharrt über weite Strecken in der Faktencheck-Lauerstellung. Das ist nicht schlecht, reicht aber nicht für einen wirklich guten Krimi. Charmant ist das Setting: das realistisch gezeichnete ostige Kleine-Leute-Milieu, die Plattenbaupanoramen, das Ehrlich-Unschicke. Die Anreise zur Geldübergabe erfolgt mit Bus oder Fahrrad.
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