Der TVB 1989 Stuttgart sorgt für Farbtupfer in der Handball-Bundesliga. Nach dem türkischen Torwart Özmusul hat der Aufsteiger vor dem Heimspiel am Freitag gegen Wetzlar den ersten Iraner verpflichtet: Sajad Esteki.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Der TVB 1898 Stuttgart ist immer für eine Überraschung gut – zumindest in Sachen Neuverpflichtungen. Das halbe Dutzend ist rechtzeitig vor dem Saisonstart voll geworden. Doch das Außergewöhnlich liegt im Detail. Nachdem in Torwart Yunus Özmusul schon der erste türkische Spieler in der Bundesliga verpflichtet worden ist, setzte der Verein nun noch einen oben drauf: Sajad Esteki ist Iraner, ein Novum in Deutschlands höchster Liga – mehr Exotik geht nicht. „Eine Bereicherung für die Liga“, gibt auch Frank Bohmann zu, der Chef der HBL, der sich baldmöglichst ein Spiel des Neulings anschauen will. Für diesen Freitag (19.45 Uhr) zum Saisonstart gegen Wetzlar wird es nicht reichen, dabei geht es für den Aufsteiger um die ersten beiden Punkte, auch wenn der Trainer Thomas König betont: „Das ist kein Abstiegsendspiel, es folgen noch 33 Partien.“

 

Aber ein Schlüsselspiel ist es schon, eine echte Standortbestimmung gegen einen Gegner, der gemeinhin auch zum erweiterten Kreis der Abstiegskandidaten zählt. Der Iraner will dazu beitragen „dass die Mannschaft in der Bundesliga bleibt“, wie er auf Englisch sagt. Seit einer Woche ist er erst in Stuttgart. „Er ist ein explosiver Spieler“, sagt der Sportliche Leiter Günter Schweikardt, „so einen hatten wir noch nicht.“

Guter Draht zum Vizepräsidenten des iranischen Verbandes

Neben Dominik Weiß soll der Rechtshänder im linken Rückraum agieren. Und da hat er durchaus Meriten vorzuweisen. Vor sechs Jahren war er bei der Junioren-WM Torschützenkönig, zuletzt war der 63-malige Nationalspieler für den Iran bei der WM in Katar dabei und auf der so genannten Königsposition mit 21 Treffern bester Werfer des Turniers. Dort hat Günter Schweikardt ihn nochmals unter die Lupe genommen, „ich habe ihn aber schon länger beobachtet“. Zumal er einen guten Draht zum Vizepräsidenten des iranischen Verbandes hat, was die Formalitäten – wie Visum – etwas einfacher machte. „Die Iraner wollen ihre Spieler in Europa präsentieren“, sagt Schweikardt.

Im WM-Kader standen schon zwei Akteure, die in Tatabanya (Ungarn) spielten. Esteki selbst kommt von Samen-e-Sabzevar, einem von zwölf Clubs in der ersten Liga. „Die Hälfte davon hat ein ganz gutes Niveau, die andere nicht so“, sagt der Iraner, der die Bundesliga bisher nur aus dem Fernsehen kannte. „Natürlich muss er sich taktisch noch verbessern“, weiß Schweikardt. Anschauungsunterricht konnte er schon mal am Mittwochabend beim Supercup zwischen Kiel gegen Flensburg in der Porsche-Arena nehmen. Zumindest die Kulisse war für den Single nicht ungewohnt. „Wir hatten bei den Heimspielen auch immer 6000 Zuschauer.“ Da wird er an diesem Freitag aber enttäuscht sein. In die Scharrena passen nämlich nur 2400 Fans.