Trotz des Umzugs nach Stuttgart ist Bittenfeld weiter die Basis des TVB Stuttgart. Am Lokalkonkurrenten Frisch Auf Göppingen will man gerne sportlich vorbeiziehen – vielleicht schon beim Derby am Sonntag in Göppingen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Biddafeld – der Schlachtruf der Handballer des TVB Stuttgart hallt bei den Heimspielen noch immer lautstark durch die Halle, was vor allem die Traditionalisten im Verein beruhigen wird, die den Umzug nach Stuttgart eher mit einem weinenden denn einem lachenden Auge verfolgt haben. Dieser wurde rein formal 2015 vollzogen – und vom TVB-Geschäftsführer Jürgen Schweikardt damals als „alternativlos“ bezeichnet, nachdem der Grundstein der sportlichen Erfolge mit vier Aufstiegen in fünf Jahren bis in die zweite Liga schon 2006 gelegt worden war.

 

Wobei es in diesem Fall die große Kunst ist, den Spagat zwischen Bittenfeld als Basis und der Stadt Stuttgart zu schaffen. Das ist bisher gelungen, sportlich und wirtschaftlich. Natürlich stehen die Profis Woche für Woche im Mittelpunkt, doch die Verantwortlichen haben stets Wert darauf gelegt, dass diese eben auch „wissen, wo wir herkommen“, wie der Sportliche Leiter Günter Schweikardt betont. Er ist der Senior des „Familienunternehmens“, das auf dem Feld durch den Spielmacher Michael Schweikardt komplettiert wird.

Diese Bodenständigkeit spiegelt sich auch in den anderen 15 Mannschaften des Vereins im Nachwuchs wider, die allesamt in der Gemeindehalle Bittenfeld spielen, die just in diesen Wochen einer Modernisierung unterzogen wird, wobei auch ein zusätzlicher Trainingsraum hinzukommt. „Bittenfeld bleibt unser Hauptstandort“, betont Schweikardt senior.

Stuttgart ist mit Scharrena und Porsche-Arena der Mittelpunkt

Aber Stuttgart ist der Mittelpunkt des Geschehens, dort spielt die Musik. Entweder in der Scharrena, die mit ihren 2251 Plätzen bisher bei jedem Bundesligaspiel ausverkauft war, oder der Porsche-Arena mit einer Kapazität von 6211 Plätzen, die erst einmal gefüllt sein wollen. In der Vergangenheit war das fast nie ein Problem, nachdem der Club aus dem Waiblinger Stadtteil den Umzug behutsam vorbereitet und seit 2006 in der zweiten Liga immer wieder Spiele in Stuttgart ausgetragen hatte. Durch den neuen TV-Vertrag mit Anspielzeiten um 12.30 am Sonntag dürfte sich das ändern, was sich schon für das nächste Heimspiel gegen den TV Gummersbach am 8. Oktober andeutet. Doch Jürgen Schweikardt weiß: „Wir brauchen die Spiele in der Porsche-Arena“ – allein schon, um bei den Zuschauerzahlen auf die nötigen Einnahmen zu kommen, um den Etat von vier Millionen Euro zu stemmen.“

Vier Millionen, das ist ein Meilenstein, wenn man bedenkt, dass zum Bundesliga-Aufstieg nur die Hälfte zur Verfügung stand. Inzwischen stammen 60 Prozent der insgesamt 250 Sponsoren aus dem Remstal, 30 Prozent aus Stuttgart – und vor allem da sieht das TVB-Management noch Potenzial nach oben. Dennoch werden sich die Steigerungsraten künftig in überschaubaren Größen abspielen, Schweikardt spricht von 100 000 bis 200 000 Euro pro Jahr. Als oberstes Ziel nennt der Geschäftsführer: „Wir wollen uns in der Liga etablieren.“ Was heißt das? „Dass wir im Normalfall vor der Saison sagen können: Wir haben mit dem Abstieg nichts zu tun.“

Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Angefangen vor der Haustüre. „In puncto Tradition ist uns Frisch Auf noch Riesenschritte voraus“, weiß Jürgen Schweikardt, „aber irgendwann wollen wir sportlich vorbeiziehen.“ Ob das schon in diesem Derby am Sonntag (12.30 Uhr) in Göppingen der Fall ist, bleibt abzuwarten. Im letzten Aufeinandertreffen gab es ein 26:26. Das war ein Mosaiksteinchen für den TVB: Es sicherte den Klassenverbleib.