Handball-Bundesligist TVB Stuttgart wollte mit dem Abstiegskampf in dieser Saison nichts zu tun haben, doch daraus wird nichts. Das erhöht den Druck auf alle Beteiligten, auch den Trainer.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - In der vergangenen Woche verkündete der TVB Stuttgart die Vertragsverlängerung mit zwei Sponsoren. Ein Zeichen dafür, dass die Werbepartner auch in diesen sportlich schwierigen Zeiten hinter dem Handball-Bundesligisten stehen. Der ist von einem fast schon unglaublichen Verletzungspech verfolgt, das sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht. In dieses Bild passt der jüngste Ausfall von Linksaußen Max Häfner mit einem Außenbandriss, nachdem in Wetzlar Spielmacher Michael Kraus und vor allem Torwart Johannes Bitter schmerzlich vermisst wurden, dessen Fehlen ohne Zweifel am schwersten wiegt.

 

Doch jammern hilft nichts, das weiß auch der Trainer Markus Baur. „Die Personalsituation ist ähnlich wie in der letzten Saison, deshalb sind wir auch nicht viel weitergekommen.“ Zehn Punkte waren es vor der Winterpause im Vorjahr, neun sind es bisher, und es ist angesichts des Restprogramms bis Weihnachten fraglich, ob sich daran groß etwas ändern wird. An diesem Donnerstag (19 Uhr) geht es zum Nachholspiel beim Meister Rhein-Neckar Löwen, schon am Sonntag (12.30 Uhr) gastiert Leipzig in der Scharrena, dann geht’s nach Melsungen, ehe zum Abschluss des Jahres die Löwen dieses Mal in die Porsche-Arena kommen. „Alles Top-Sieben-Teams“, weiß Baur um die Schwere der Aufgabe.

Schweres Restprogramm 2017

Das ändert nichts dran, dass auch er unter Druck gerät. Schweres Programm hin, Verletzungen her: Der TVB kämpft erneut gegen den Abstieg. Eine Tabellenregion, die der Verein in diesem nun dritten Bundesliga-Jahr eigentlich verlassen wollte. „Ich bin allerdings nie davon ausgegangen, dass wir an Weihnachten schon gesichert sind“, zeigt sich der Weltmeister von 2007 als Realist, fügt aber hinzu: „Ich kann auch die Unzufriedenheit nachvollziehen.“

Gewissen Kreisen im Umfeld des Vereins geht die Entwicklung offensichtlich nicht rasch genug voran, obwohl die vielen Ausfälle nicht unbedingt dem Trainer anzulasten sind und die Mannschaft zu Saisonbeginn einigermaßen vollzählig gegen den Geheimfavoriten Melsungen oder auch beim Derbysieg in Göppingen durchaus erkennen ließ, zu was sie fähig ist. Baur sagt: „Es ist eben schwierig, gewisse Abläufe einzustudieren, wenn man im Training kaum einmal sechs gegen sechs spielen kann.“ Dann fehlen auch im Spiel die Automatismen.

Akutes Torhüterproblem

Ganz zu schweigen von dem aktuellen Torwartproblem, das die Situation verschärft. Während sämtliche Neuzugänge (Späth, Röthlisberger, Häfner und Salger) eingeschlagen haben, bleibt ausgerechnet der Ersatztorwart Jonas Maier aus Lemgo in seinen bisherigen Einsätzen weit hinter den Erwartungen zurück. Das bestreitet auch der Trainer nicht: „Er macht sich wahrscheinlich den größten Kopf darüber, aber das hilft nicht unbedingt weiter.“ Sondern setzt ihn nur noch mehr unter Druck.

Druck, Druck und nochmals Druck – wo man hinschaut beim TVB. „Den haben wir im Moment alle“, gibt der Geschäftsführer Jürgen Schweikardt zu, „weil wir einfach zu wenig Punkte haben“ – und ein schweres Programm vor der Brust. „Es geht mir in den restlichen Spielen vor allem auch ums Auftreten der Mannschaft“, betont er. „Aber deshalb führen wir jetzt keine Trainerdiskussion.“ Aber auch noch keine Gespräche über eine Vertragsverlängerung. Die sind – nach einer internen Analyse – auf die spielfreie Zeit im Januar fixiert. Trainer Markus Baur würde sicher weitermachen. „Wir sind hier mit dem Projekt noch nicht zu Ende.“