Angestoßen von der Debatte über Mesut Özil schildern Twitter-Nutzer mit Migrationshintergrund unter dem Hashtag #Metwo ihre Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland – und teilen beschämende Geschichten und Eindrücke.

Stuttgart - Ali Can wirkt euphorisch: „Vor zwei Tagen habe ich die Kampagne #MeTwo gestartet und jetzt sind es über 3500 Tweets“, schreibt er am Donnerstag im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Begeisterung des 24-Jährigen dürfte in den folgenden Stunden gewachsen sein: Der von ihm geprägte Hashtag #MeTwo stieg zeitweise zum Nummer-Eins-Hashtag in der deutschen Twitter-Community auf.

 

Am Mittwoch hatte Can, der nach eigenen Angaben Lehramt studiert hat und Workshops für Interkulturelle Kompetenz gibt, in einem Video auf Twitter einen Aufruf gestartet. Die Debatte um den Ex-Nationalspieler Mesut Özil habe gezeigt: „Wir brauchen eine Metoo-Debatte für Menschen mit Migrationshintergrund.“ Der neue Hashtag soll dabei für den Zwiespalt stehen, in dem viele stecken: „Ich bin mehr als nur eine Identität“, erklärt Can. Er fühle sich in Deutschland zuhause, gleichzeitig fühle er sich mit einer anderen Kultur, einem anderen Land verbunden. „Die beiden Seiten verschmelzen, sie stehen nicht im Widerspruch zueinander.“

Dass Can damit einen Nerv getroffen hatte, zeigte sich innerhalb weniger Stunden: Zahllose Nutzer schilderten beim Kurznachrichtendienst, wie es sich anfühlt, mit Migrationshintergrund in Deutschland zu leben – und vor allem aufzuwachsen. Viele Tweets drehen sich dabei um negative Erfahrungen in der Schule:

Wer die Geschichten, die Nutzer unter dem Hashtag teilen, liest, merkt jedoch schnell: In allen Lebensbereichen stoßen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland auf Probleme.

Einige Nutzer teilen unter dem Hashtag allerdings auch bewusst positive Erfahrungen:

Auch Bundespolitiker haben sich inzwischen zu Wort gemeldet: