Sie vergreifen sich regelmäßig im Ton und sorgen ordentlich für Gesprächsstoff: Politiker, die auf Twitter ihre Meinung in die Welt posaunen. Dass das schief gehen kann, zeigen jüngst Donald Trump, Frauke Petry oder Markus Söder.

Stuttgart - Donald Trump ist ein großer Fan des Kurznachrichtendienstes Twitter. Knapp und schmerzfrei beschimpft er Journalistinnen gerne als „nicht sehr intelligent“, Schauspielerin Rosie O’Donnell habe ein „fettes, hässliches Gesicht“ und „Belgien ist eine wunderschöne Stadt und ein herrlicher Ort...“ Der republikanische Präsidentschaftskandidat ist für seine Entgleisungen via sozialer Medien bekannt. Sein Wahlkampf stützt sich quasi auf öffentliche Schlammschlachten über Twitter. Anhänger feiern ihn dafür – alle anderen sind entsetzt.

 

Was Trump kann, können manche deutsche Politiker auch. Ihre Tweets lesen sich wie Stammtisch-Parolen. Da wäre zum Beispiel Markus Söder. Er postete nach dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien bei der Fußball-EM: „Irre! Darauf warten wir seit 40 Jahren. Nur: Nie wieder Elfer durch Özil. Künftig Elfer nur noch durch junge Spieler“ – und bezog sich damit auf den von dem türkischstämmigen Mesut Özil verschossenen Elfmeter. „Wieso pickt Söder sich ausgerechnet Özil raus? Wieso nicht Müller oder Schweini?“, twitterte daraufhin ein User namens „Alfredson“. Nach weiteren empörten Kommentaren zog der CSU-Politiker den unglücklich formulierten Kommentar zurück und tauschte ihn durch folgenden aus: „Tolle Leistung. Nur: lasst künftig die Elfer nur von den Jungen schießen. Müller, Schweinsteiger, Özil haben verschossen.“ Ein dritter Tweet des bayrischen Finanzministers machte die Sache nicht besser: „PS meinte beim Elfmeter übrigens alle erfahrenen Spieler...“.

Eine, die ganz genau weiß, wie sie über soziale Medien Stimmung machen kann, ist Frauke Petry. Sie gilt als Fachfrau für mediale Entgleisungen. Zum Spiel zwischen Frankreich und den Isländern nutzte die AfD-Chefin den Hashtag #FRAISL bei Twitter für folgenden, provozierenden Beitrag: „Schäubles Albtraum: die inzestuösen Isländer gleich im Viertelfinale.“ Was sie damit bezwecken wollte, ließ Petry offen. Angeblich zitierte sie Finanzminister Schäuble - allerdings völlig aus dem Kontext gerissen. Dieser sagte in einem Interview: „Die Abschottung ist doch das, was uns kaputt machen würde, was uns in Inzucht degenerieren ließe.“ Von Island ist nie die Rede, sondern davon, dass sich die Europäer nicht gegenüber Migranten abschotten sollen. Und Petry? Sie pinnte den Tweet sogar auf ihre Timeline obenan, damit er auf ihrem Profil auch als erstes gelesen wird.