An der Hochschule der Medien (HdM) haben sich am Montag Studierende als Stammzellenspender registrieren lassen. Der Student, der die Aktion ins Leben gerufen hat, hat seine ganz eigene Motivation.

Vaihingen - Melanie (25) sitzt im Labor der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart-Vaihingen und reibt ein kleines Teststäbchen an ihrer Wangeninnenseite hin und her. Der Sand rieselt durch die Eieruhr. Eine Minute muss sie durchhalten. Normalerweise entstehen in den Räumlichkeiten Computeranimationen. Am Montagmittag werden dort Studierende animiert, sich als potenzielle Stammzellenspender registrieren zu lassen. Ins Leben gerufen hat die Aktion Martin Granzow-Emden, der in Vaihingen Cross-Media-Redaktion studiert. Bei der Durchführung steht ihm die Deutsche Knochenmarkspende (DKMS) tatkräftig zur Seite.

 

„Ganz ehrlich: Ehe meine Mutter an Leukämie erkrankte, habe ich mich mit diesem Thema überhaupt nicht auseinandergesetzt“, gibt der 22-Jährige unumwunden zu. Die Diagnose erfolgte Ende 2016 und wurde in vielerlei Hinsicht zum Wendepunkt. „Wir haben uns entschieden, offensiv mit der Krankheit umzugehen“, erklärt er. „Es ist wichtig, aufzuklären. Nicht, indem man den Menschen Angst macht, sondern indem man sie ermutigt. Positive Aktionen wie die Typisierung heute zeigen, dass jeder etwas tun kann.“

20 Freiwillige informieren die Studenten und archivieren die Proben

Melanie hatte schon länger vor, sich registrieren zu lassen, hat es aber im Alltag nie geschafft. „Man kann sich das Teststäbchen zusenden lassen“, zeigt sie sich gut informiert. „Das ist nicht kompliziert, aber irgendwie ging es immer unter. Ich finde es klasse, dass ich mein Vorhaben jetzt hier an der Hochschule umsetzen konnte.“

Während die Vorlesungen laufen, geht es an den Registriertischen eher ruhig zu. Zwischen den Veranstaltungen bilden sich sogar kleine Schlangen. Nach einer Stunde sind 40 Studierende registriert. „Ich hatte schon Bedenken, ob alles so klappt“, stellt Martin Granzow-Emden fest. „Die vier Wochen Vorlauf machten die Organisation recht aufwendig, aber es hat sich gelohnt.“ Zwanzig Helfer sind mit ihm im Einsatz, um Spendenwillige zu informieren, Fragebögen auszufüllen und Proben zu archivieren.

„Ich bin manchmal schon überrascht, wie sehr sich einige Leute reinhängen“, konstatiert Vanessa Kruse von der DKMS und verrät, es sei fast die Regel, dass sich engagierte Privatpersonen bei der gemeinnützigen Organisation meldeten, weil sie aktiv werden wollten. Hinzu kämen Kooperationen mit Sportclubs, etwa dem VfB Stuttgart, und mit Schulen. Im März hatte der Förderverein der Schönbuchschule in Leinfelden, wo Granzow-Emdens Mutter Lehrerin war, gemeinsam mit der DKMS Stammzellenspender gesucht. Am Ende konnte man 458 neue Typisierungen verzeichnen. Hinzu kamen 15 000 Euro an Geldspenden.

Jeder siebte Blutkrebspatient findet keinen Spender

„Ein passender Spender hat sich leider immer noch nicht gefunden“, sagt der Sohn. Auch unter Familienangehörigen ist die Wahrscheinlichkeit, einen Treffer zu landen, gering. Am größten ist die Chance bei Geschwistern. „Jeder siebte Blutkrebspatient wartet vergeblich, obwohl sich Millionen Menschen weltweit registrieren lassen“, skizziert der Student die Gesamtsituation. Er wird sich auch über die einmalige Aktion hinaus dafür engagieren, dass weitere Spender hinzukommen.

Am Montag lautet das Ergebnis nach vier Stunden: 180 neue Registrierungen. Damit sei er sehr zufrieden. Wichtig sei Granzow-Emden neben dieser Zahl vor allem die Außenwirkung. Er will Interesse für das Thema Blutkrebs und Typisierung wecken: „Im Vorfeld gab es eine Sendung im Hochschulradio, die viele erreicht hat und wir haben im Zuge des Studiums einen Videobeitrag über Leukämie und den Kampf gegen die Erkrankung produziert“. Als Studienarbeit soll zudem ein Online-Magazin mit dem Titel „EinSatz“ entstehen. Dort will man das Engagement für die Typisierung dokumentieren.