Fast 800 Menschen lassen sich in Ludwigsburg bei der Typisierungsaktion für den an Blutkrebs erkrankten Johannes registrieren. Ob sich ein Stammzellenspender für den Jungen finden wird?

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Ludwigsburg - Das Schicksal des krebskranken zweijährigen Johannes, der einen Stammzellenspender braucht, hat viele Menschen aus Ludwigsburg und dem Umland dazu bewegt, am Samstag den Weg zur Feuerseemensa einzuschlagen und sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren zu lassen. Kaum war die Mensa auf, ging es Schlag auf Schlag. Zwischendurch herrschte regelrechtes Gedränge an den Tischchen, an denen die Wangenabstriche abgenommen wurden.

 

„770 neue Spender haben wir gewonnen“, freut sich DKMS-Mitarbeiterin Laura Riedlinger. Das sei in Anbetracht der Tatsache, dass es in Ludwigsburg bereits eine hohe Dichte an registrierten Spendern gebe, hervorragend. „Umso mehr, als wir dieses Jahr schon zwei andere Typisierungsaktionen in Ludwigsburg hatten. Da war nicht unbedingt zu erwarten, dass sich noch einmal so viele Menschen mobilisieren lassen.“

Die Hoffnung nicht aufgeben

Mobilisieren ließen sich auch viele Helfer. Sie ermöglichten es, dass die Typisierung auf die Beine gestellt werden konnte. Um die 60 Verwandte und Freunde der Familie legten sich in der Mensa auf dem Innenstadtcampus beim Aufbauen, Informieren, Registrieren, Betreuen und Verköstigen ins Zeug. Stellt doch eine solche Aktion immerhin eine Möglichkeit dar, überhaupt etwas tun zu können angesichts einer Krankheit, der man in vielerlei Hinsicht ohnmächtig und hilflos gegenübersteht.

Selbst Johannes’ Eltern, ein Ludwigsburger Lehrerpaar, ertragen die Situation oft nur, weil sie wissen – so beschreibt es sein Papa –, „dass wir nichts unternehmen können, außer Johannes einen möglichst schönen Alltag zu bescheren. Und durch die Hoffnung, dass er noch völlig gesund werden kann“. Das Wissen darum, dass der Junge und seine kleine Schwester die Eltern jetzt in möglichst guter Verfassung bräuchten, halte sie auch oft davon ab, „in Tränen auszubrechen oder die Nerven zu verlieren“.

Eine Transplantation ist oft die einzige Chance

Die Typisierung zielt darauf ab, Menschen zu finden, die gewillt sind, ihre Stammzellen zu spenden, falls ihre Gewebemerkmale mit einem Blutkrebs-Patienten übereinstimmen. Stammzelltransplantationen sind oft die einzige Aussicht auf Heilung. Obwohl Eltern ihren Kindern die Gewebemerkmale vererben, findet laut DKMS nur ein Drittel der Betroffenen innerhalb der Familie einen passenden Spender. Aber auch die Wahrscheinlichkeit, außerhalb der Familie einen genetischen Zwilling zu finden, ist gering.

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Bei Johannes war die Krankheit im Sommer diagnostiziert worden, nachdem die Familie fast ein halbes Jahr darüber im Unklaren gewesen war, woran ihr Kind litt. Es hatte im Januar plötzlich nicht mehr gehen und sitzen können, starkes Fieber bekommen, sich beide Oberschenkel und Schienbeine gebrochen – Begleiterscheinungen der Krankheit, über die aber erst die dritte Knochenmarkspunktion Klarheit brachte.

Hoffen für Johannes und für andere Kranke

Für Johannes’ Eltern ist die Resonanz auf die Typisierung ein Hoffnungsschimmer. Nicht einmal in dieser Ausnahmesituation denken sie aber ausschließlich an ihr eigenes Kind. „Wir freuen uns sehr, dass so viele neue potenzielle Lebensretter gewonnen werden konnten. Vielleicht sogar einer für unseren Johannes“, sagen sie. „Ohne Helfer wie unseren Opa Helmuth, Dominik Dinkel und Familie Friedrich wäre das nicht gegangen.“ Ermutigend sei aber auch, dass mehr als 8000 Euro für die DKMS gespendet worden seien. „So können auch andere Typisierungsaktionen finanziert werden.“