Bei der zweiten Final-Teilnahme in Serie reicht es für Deutschlands U21 bei der EM in Italien ganz knapp nicht zum zweiten Titel. Trainer Stefan Kuntz ist dennoch stolz auf seine Mannschaft – und froh über Erfahrung.

Udine - U-21-Nationaltrainer Stefan Kuntz zeigte sich nach der 1:2(0:1)-Niederlage seiner Mannschaft im EM-Finale gegen Spanien sehr gefasst. Der 56-Jährige blickt optimistisch in die Zukunft.

 

War es aus Ihrer Sicht eine verdiente Niederlage oder eher eine unnötige? Welche Schritte in ihrer Entwicklung haben Ihre Spieler bei diesem Turnier gemacht?

Zunächst mal muss man Spanien gratulieren zum Titel. Das ist schon eine tolle Mannschaft. Dass man da mal eine Halbzeit Probleme hat, ist ok. Wir haben uns dann aber nicht nur auf Augenhöhe präsentiert, sondern wir haben gezeigt, dass wir mit unserem Spiel auch Spanien gefährlich werden können. Von daher gehört diese Niederlage auch zu den Erfahrungen, die wir uns hier erarbeitet haben. Eine Final-Niederlage hat schon auch ihre Wirkung. Wenn man das gut macht, kann man daraus sehr viele Lehren ziehen. Von daher bin ich super-stolz auf die Jungs. Es ist auch ein Riesen-Paket an Erfahrungen und Verbesserungen, das die Jungs mitgenommen haben.

Was ist Ihre Erklärung dafür, dass es heute nicht so funktioniert hat?

Spanien hat es in der ersten Halbzeit taktisch ein bisschen anders gemacht, als wir das erwartet haben. Sie haben die Überzahl auf einer Seite im Mittelfeld so gut hinbekommen, dass sie sich sehr gut durchgespielt haben. Das haben wir dann in der Halbzeit korrigiert und die logische Konsequenz war dann, dass wir das Spiel in den Griff bekommen haben. Wir haben uns dann sukzessive Torabschlüsse erarbeitet. Zum schlechtesten Zeitpunkt kam dann das 0:2, das uns natürlich einen Knick gegeben hat. Dann kann man stolz auf diese Mannschaft sein, weil sie gesagt hat, wir haben keine Chance mehr, aber wir nutzen sie.

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Benjamin Henrichs hat eben Tränen vergossen. Wie können Sie Ihre Spieler jetzt aufbauen?

Wenn diese erste Enttäuschung vorbei ist, werden die Jungs merken, dass sie ganz viel positive Sachen mitnehmen können. Sie haben ganz viele Schritte hier gemacht, das wird ihnen in ihren zukünftigen Karrieren unwahrscheinlich helfen.

Sie haben gesagt, dass Ihnen der Abschied von dieser Mannschaft schwerfällt. Wie ist jetzt das Gefühl kurz nach dem Abpfiff?

Im Moment geht es mir gut. Wir haben ja noch ein gemeinsames Abendessen mit den Familien und Freundinnen und Freunden der Spieler. Von daher hat man schon noch Zeit, jetzt mal ganz in Ruhe, alles Revue passieren zu lassen und sich in Ruhe zu verabschieden. Morgen geht es dann zurück und dann fahren alle in den verdienten Urlaub. Deswegen bin ich jetzt in erster Linie unwahrscheinlich stolz, dass wir diese EM so für Deutschland hinbekommen haben.

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Was bleibt von diesem U-21-Jahrgang?

Es freut mich, dass wir gezeigt haben, dass die deutschen Talente mit allen Talenten in Europa mithalten können. Das war das, was ich mir gewünscht habe für die Jungs. Es muss nicht immer das Dribbling oder Geschwindigkeit sein. Es ist eine mentale Stärke, es ist das Nicht-Aufgeben, es ist eine Form von Erfolgshunger, von Widerstandsfähigkeit, taktische Pläne umzusetzen. Das sind schon auch alles Talente, die in meinen Augen im Fußball sehr wichtig sind.

Schafft jetzt der eine oder andere den Sprung in die A-Nationalmannschaft?

Das wünsche ich mir von Herzen. Bis zum ganz großen Adler ist es schon noch ein Stückchen. Ein paar haben ja schon dran geschnuppert und werden das sicherlich durch dieses Turnier eher untermauert haben als sich versaut haben. Beim ein oder anderen wäre es gut, wenn er jetzt ein oder zwei Jahre auf einem konstanten Niveau spielt und dann kann man über den großen Adler nochmal sprechen.