Die Stadtbahn U 6 soll zum Flughafen und zur Messe fahren. Die Freien Wähler in L.-E. kritisieren das Projekt weiter scharf. Die Mehrheit im Rat sieht das anders.

Leinfelden-Echterdingen - Geschlossen haben die vier Vertreter der Freien Wähler im Technischen Ausschuss des Gemeinderats am Dienstagabend gegen die Einleitung der Planfeststellung gestimmt. Dieses Verfahren ist die Voraussetzung dafür, dass die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) die Stadtbahnstrecke vom bisherigen Endhaltepunkt im Gewerbegebiet Fasanenhof über die Bliensäcker in Echterdingen hin-über zu Messe und Flughafen bauen können. Neun Stadträte der anderen Fraktionen haben den Bau allerdings befürwortet.

 

Das Nahverkehrsunternehmen rechnet damit, schon im Dezember 2018 den neuen Streckenast im Zehn-Minuten-Takt (abends alle 15 Minuten) bedienen zu können. So sieht es der Zeitplan vor, den der SSB-Chefplaner Volker Christiani dem Technischen Ausschuss präsentierte. Mitte des nächsten Jahres rechnet er mit der Baugenehmigung. Die Strecke bis zur Messepiazza ist insgesamt 3,1 Kilometer lang. Sie wird zweigleisig ausgeführt und kreuzt an sechs Stellen bestehende Wege. Die Autobahn wird über eine 160 Meter lange, freitragende Brücke überwunden. Bei der Schilderung der architektonischen Feinheiten geriet Christiani geradezu ins Schwärmen: „Sie wird sich leicht und licht in die Umgebung einfügen.“

„Nur mit Rhetorik überzeugt“

In diesen Lobgesang mochten allerdings die Freien Wähler überhaupt nicht einstimmen. Karl Kizele nannte die vorliegende, vom Gemeinderat im vergangenen Herbst bereits grundsätzlich beschlossene Planung eine „schlechte Lösung, weil sie für unsere Stadt wenig bis gar nichts bringt“. Kizele beklagte das Entstehen „nicht mehr nutzbarer Felder“, eine massive Verschlechterung der Erschließung alter Höfe und kritisierte, dass der Einsatz umweltfreundlicher Brennstoffzellenbusse als Transportmittel vom Fasanenhof quer über die Felder offenbar nicht erwogen worden sei. Fraktionschef Hans Huber sprach von einem „Wahnsinnsprojekt“ und „Gigantonomie“. Christiani habe ihn „nur mit seiner Rhetorik überzeugt“. Walter Vohl ärgerte sich darüber, dass man zuerst Landwirte auf die Bliensäcker ausgesiedelt habe und „jetzt so tut, als ob sie gar nicht da wären“. Die Freien Wähler seien „nicht gegen die Schiene, aber gegen diese!“

In der Tat ist die Trasse, die nach der Überbrückung der Autobahn mit der B 27 gebündelt wird und dabei so viel Abstand hält, dass eine Verbreiterung der Schnellstraße möglich bleibt, nicht ganz unproblematisch: Christiani sprach offen die notwendige Verlegung eines Regenrückhaltebeckens, die Enge bei der Biogasanlage, die unabwendbare Verlegung eines Gewächshauses und Probleme an einer Gemüselagerhalle an. Auch den Grunderwerb, der über die Landsiedlung abgewickelt werden soll, und nicht vorhandene Tauschflächen für Landwirte sparte der SSB-Chefplaner nicht aus. „Enteignen ist nicht unser Ziel“, versicherte er jedoch.

Experte erwartet 5000 Fahrgäste täglich

Christiani erinnerte aber auch noch einmal deutlich an die Paketlösung, die mit der Verlängerung der U 6 verbunden ist und ohne die es keine Verlängerung der S-Bahn von Bernhausen nach Neuhausen und keine Verlängerung der Stadtbahn U 5 in Leinfelden bis zur Markomannenstraße geben würde. Der SSB-Experte rechnet auf dem Neubauabschnitt mit 5000 Fahrgästen täglich. Mit der Stadtbahnverlängerung zum Flughafen werde auch eine Chance eröffnet, die B 27 zu entlasten. „Es entsteht am Filderbahnhof erstmals eine Schienenalternative für Verkehr aus Richtung Reutlingen/Tübingen“, sagte Christiani.

In der Frage der Ausgleichsflächen soll auf Anregung von Wolfgang Haug (FDP) nun auch geprüft werden, ob sogenannte Ökopunkte für die Pflege im Naturschutzgebiet Eichberg in Musberg eingesetzt werden können.