Bei der U18-Wahl in Sachsen haben Kinder und Jugendliche ihr Kreuzchen gemacht - und zwar mehr als jedes dritte bei der AfD. Eine Studie ergibt gleichzeitig, dass viele Angst vor der Partei haben.

Die AfD hat in Sachsen bei einer simulierten Landtagswahl für Jugendliche mit deutlichem Abstand am besten abgeschnitten. 34,5 Prozent der unter 18-Jährigen gaben der Partei dabei ihre Stimme, wie der Kinder- und Jugendring Sachsen mitteilte. 

 

Mit 16,2 Prozent kam die CDU auf Platz zwei, gefolgt von der Linken (11,8 Prozent). Für die SPD stimmten 8,5 Prozent der Jugendlichen, für die Grünen 5,7 Prozent. Das BSW erreichte 4,8 Prozent - nur knapp vor der Partei des Satirikers Martin Sonneborn (4,6 Prozent) - und wäre somit nicht im Landtag vertreten.

Besonders hoch war der Stimmanteil der AfD mit 57,1 Prozent in Bautzen. Auch dort folgt mit viel Abstand die CDU (15,6 Prozent). Über fünf Prozent schafften es daneben nur noch die Linke (6,5 Prozent) und die SPD (5,1 Prozent). 

Mehr als 9.000 Jugendliche haben abgestimmt

„Das Abschneiden der AfD ist natürlich besorgniserregend, zeigt es doch, dass deren Ideen auch bei jungen Menschen verfangen“, sagte der Vorsitzende des sächsischen Kinder- und Jugendrings, Vincent Drews. „An uns und alle demokratischen Akteure geht der klare Auftrag, weiterhin demokratische Werte zu fördern und für diese einzutreten.“ Die Ergebnisse zeigten eindrucksvoll, welche zentrale Rolle die Kinder- und Jugendarbeit in der Gesellschaft einnehme.

Insgesamt wurden mehr als 9.000 Stimmen bei der U18-Landtagswahl abgegeben. Die Wahl stellt dabei keine repräsentative Umfrage dar, sondern wird als Projekt für politische Bildung verstanden. Die Jugendliche konnten vom 19. bis 23. August ihre Stimmen in 150 Wahllokalen in ganz Sachsen abgeben.

Jugendwahlstudie 2024: Viele Jugendliche fürchten AfD und Grüne

Die ebenfalls am Montag veröffentlichte Jugendwahlstudie 2024 des Instituts für Generationenforschung ergab unterdessen, dass 65 Prozent der Erstwähler im Osten Angst vor der AfD haben (Westen: 74 Prozent). Viele fürchten demnach auch die Grünen (Ost: 30 Prozent, West: 25 Prozent). 

„Das sind mittlerweile richtige Ängste von den Jungen vor Parteien. Und das geht eben nicht nur Richtung AfD, sondern auch in andere Richtungen. Das war für uns ein neues Bild“, sagte Institutsgründer Rüdiger Maas. In direkten Gesprächen mit Jugendlichen werde etwa oft auf Videos auf Social Media verwiesen, die zeigen sollten, wie gefährlich die Grünen angeblich seien.

Kurz vor den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen legten die Forscher des Augsburger Instituts eine Studie zum Jugendwahlverhalten vor. Dafür befragten sie deutschlandweit 870 Menschen zwischen 16 und 25 Jahren nach eigenen Angaben repräsentativ. Zusätzlich wurden 132 Gespräche mit jungen Menschen geführt.

Toleranz gegenüber Wahlentscheidungen anderer Jungwähler

In den direkten Interviews wurde den Forschern zufolge auch deutlich, dass es trotz der Ängste auch eine Toleranz gegenüber den Wahlentscheidungen anderer Jungwähler gebe - auch wenn diese AfD wählen würden und andersherum. „Die sagen dann: Das ist mein Bro und das bleibt mein Bro, auch wenn er links wählt“, sagte Maas. Die klassische links-rechts-Aufteilung verliere an Bedeutung, etwa jeder Vierte lehne sie ab.

Zudem stimmten etwa 41 Prozent der Befragten der Aussage zu, der Regierung seien einfache Menschen egal. Etwa jeder Dritte habe den Eindruck, die Regierung arbeite gegen die Bevölkerung. Als wichtigstes Problem wurde unabhängig von Parteipräferenzen Migration genannt. Auf Rang zwei folgten Rechtsextremismus und Klimawandel.