Für viele Kinder war es der erste Stadionbesuch: Das Auftaktspiel der U19-Europameisterschaft wurde vor allem von Schulklassen besucht. Dabei sollten sie nicht nur etwas über Sport, sondern auch etwas über Werte lernen.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Manche Kinder mussten es auf die harte Tour lernen, dass bei Sportgroßereignissen Sicherheit vorgeht: Am Montag pflasterten Flaschen den Eingangsbereich der Mercedes-Benz-Arena, in der der Auftakt der U 19-Fußballeuropameisterschaft gefeiert wurde. Die zahlreichen Schulklassen, um deren Kommen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) geworben hatte, durften zwar ausnahmsweise selbst Essen und Getränke mitbringen, aber letztere höchstens in Flaschen mit 0,7 Litern Inhalt – wegen der Verletzungsgefahr. Ohne die Getränke machte so dem einen oder anderen Schüler die Hitze zeitweise sichtlich zu schaffen.

 

Doch letztlich konnte weder das, noch die Tatsache, dass Gastgeber Deutschland 0:1 gegen die Junioren aus Italien ausgerechnet durch einen Handelfmeter verlor, die Laune nicht trüben. Das Stadion war ausverkauft, 60 Prozent der insgesamt 54 800 Zuschauer stellten Schulklassen. Und über mangelnde Fanunterstützung konnte sich die Nationalnachwuchself wirklich nicht beklagen: Die meisten Schüler erschienen mit Deutschlandflagge, feuerten ihr Team lautstark an und selbst die von der Europameisterschaft bekannten „Uh“-Rufe der Isländer vereinnahmten die Mädchen und Jungen kurzerhand für sich.

Zehnjährige Mädchen sind von der Stimmung begeistert

Zwei der begeisterten Zuschauer sind Charlotte Rehberger und Sophie Läpple von der Teichwiesenschule Korntal. Die beiden Zehnjährigen besuchen dort die vierte Klasse und sind erst mal erschlagen von der Stadionatmosphäre. „Das Gedränge war ein bisschen unangenehm, aber jetzt ist die Stimmung toll“, sagt Sophie. Beide Mädchen haben sich die Deutschlandflagge auf die Wange gemalt, Charlotte hat sich die Nägel sogar in schwarz-rot-gold lackiert.

Von den Jungtalenten, die auf dem Spielfeld dem Ball hinterherhetzen, kennen Charlotte und Sophie allerdings keine. „Dafür die Erwachsenen“, sagt Sophie, die vor allem Thomas Müller „cool“ findet. Charlotte findet Manuel Neuer gut – es scheint fast, als sei sie ein bisschen in den Nationaltorhüter verknallt, als sie seinen Namen sagt.

Beate Fohrer, die Klassenlehrerin der Mädchen, ist froh, dass der DFB ihren Schülern so ein Ereignis für nur zwei Euro pro Kind ermöglicht. Jetzt zum Ende des Schuljahrs sei das schon mal etwas anderes als im Klassenzimmer zu sitzen, sagt sie.

Mehr als 140 000 Karten sind für das Turnier verkauft worden

Das macht der DFB natürlich nicht nur aus Spendierlaune heraus. „Wir wollen Kinder und Jugendliche für den Fußball begeistern“, sagt Roy Rajber, Pressechef der U19-EM. Er freut sich, dass die Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium des Landes so gut geklappt hat und Schulwandertage in die Stadien unternommen werden. Insgesamt sind für das Turnier schon mehr als 140 000 Karten verkauft worden – über zwei Drittel mehr als bei der letzten U19-EM 2015 in Griechenland.

Wichtig ist es dem DFB auch, Kindern und Jugendlichen Werte zu vermitteln, die auf, aber auch neben dem Fußballplatz wichtig sind. „Respekt, Toleranz und Verantwortung füreinander zu übernehmen“, sagt Rajber. Das beherrschen die Kleinen übrigens schon deutlich besser als die erwachsenen Fans: Hässliche Pfiffe gegenüber den Gästen blieben gänzlich aus.