Bei seinem Auftritt in der Stuttgarter Schleyerhalle macht Udo Lindenberg einfach da weiter, wo er im vergangenen Jahr in der Mercedes-Benz-Arena aufgehört hat. Er bietet seinen 12.500 Fans eine Riesenshow.

Stuttgart - Er macht einfach dort weiter, wo er aufgehört hatte: Vor fast genau einem Jahr begeisterte Udo Lindenberg 40.000 Fans in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena – am Samstagabend legte der dienstälteste deutsche Rockmusiker nebenan in der ausverkauften Schleyerhalle eine musikalische Revue auf die Bühne, die 12.500 Besucher erneut zu Begeisterungsstürmen hinriss.

 

Angst vorm Fliegen? Keine Spur: Vergangenes Jahr legte er den Weg zur Bühne per Gitterkäfig in schwindelerregender Höhe zurück – und auch in der Schleyerhalle schwebt „Panik-Udo“ ganz in Schwarz mit Hut und Sonnenbrille zu den Klängen von „Odyssee“ gelassen von der Hallendecke auf die Bühne: Auftakt für ein Konzert, das sich eng an der letztjährigen Stadiontournee orientiert, als deren downgesizte und in Teilen weiterentwickelte Version aber keine Wünsche offenlässt. Alles ist eine Nummer kleiner als vergangenes Jahr nebenan – aber trotzdem genauso gut und mitreißend.

Mit Volldampf durch den Herbst seiner Karriere

Das Panikorchester rockt wie zu besten Zeiten, Heerscharen an Sängern und Komparsen bevölkern die Bühne, ein riesiges rotes Neoncello samt Burlesque-Tänzerinnen schwebt von der Decke – Musik und Showelemente ergänzen sich zu einem temporeichen Auftritt, bei dem sich auf der Bühne, im Innenraum und unterm Hallendach ein Ereignis an das andere reiht. Stärker als die Zeit? Udo Lindenbergs Musik ist es allemal. Evergreens wie „Candy Jane“ , „Straßenfieber“ oder „Alles klar auf der Andrea Doria“ verwandeln die Schleyerhalle in einen Honky-Tonky-Schuppen mit Reeperbahn-Atmosphäre, mit nachdenklichem Optimismus geht es „Durch die schweren Zeiten“, die „Bunte Republik Deutschland“ wird gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtspopulismus verteidigt, der „Sonderzug“ rauscht Richtung Pankow – und Lindenberg mit inzwischen 71 Jahren mit Volldampf durch den Herbst seiner Karriere, trotzt seinem Alter, als hätte er ein zweites Leben im Kleiderschrank. Nach 150 furiosen Minuten legt Major Udo dann den Raumanzug an, dankt für den schönen Abend und verschwindet, wie er gekommen – das Publikum dankt mit stürmischem Applaus zurück.