Harald Eigler von der Blinden- und Sehbehindertenhilfe ist am Donnerstag, 26. Oktober bei der Hausmesse für vergrößernde Sehhilfen bei Optik Fassl in Leonberg zu Gast.

Leonberg - Harald Eigler, der Geschäftsführer der Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenhilfe Baden-Württemberg, ist am Donnerstag, 26. Oktober bei der Hausmesse für vergrößernde Sehhilfen bei Optik Fassl in Leonberg zu Gast.

 
Herr Eigler, welche Aufgabe haben Sie während der Messe?
Ich stehe Interessenten mit Rat und Tat vor allem in rechtlicher Hinsicht zur Seite. Viele Sehbehinderte wissen nicht, dass ihnen Hilfsmittel von den Krankenkassen zustehen. Eine elektronisch vergrößernde Lupe kann allerdings schnell mal 800 Euro kosten, da ist es selbstverständlich, dass die Krankenversicherungen nicht unbedingt „Hurra“ schreien.
Sie können das alles bestens nachvollziehen, da Sie selbst blind sind?
Ich bin im Alter von 17 Jahren erblindet, der genaue medizinische Hintergrund ist bis heute unklar. Ich habe nur noch einen ganz kleinen Sehrest und eine Sehschärfe von Null. Aber wenn man 40 Jahre damit zu leben gelernt hat, kommt man mit diesen Umständen klar. Oft geht es auch darum, Menschen einfach aufzubauen, deren Sehkraft schwächer wird. Viele erschrecken schon, wenn sich die Sehkraft von 100 auf 60 Prozent reduziert. Sie haben dann die Befürchtung, dass ihre Arbeitskraft beeinträchtigt ist und sie zum Beispiel nicht mehr in ihrem Beruf als Feinmechaniker arbeiten könnten.
Wie sind Sie mit Ihrer Blindheit zurecht gekommen?
Ich habe trotz meiner Blindheit das ganz normale Abitur abgelegt und Diplom-Sozialarbeit mit dem Schwerpunkt Recht und Verwaltung studiert. Anschließend habe ich beim Ordnungsamt einer Großen Kreisstadt gearbeitet. Als ich auf die 40 zugegangen bin, bin ich psychisch in ein Loch gefallen und war eine Zeit lang in Rente. 2011 habe ich den Verein „Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenhilfe in Baden-Württemberg“ gegründet. Meine sehende Frau ist meine Arbeitsassistentin, Lesen und am Computer arbeiten kann ich mit den entsprechenden Hilfsmitteln selbst.
Wie kann der Verein Sehbehinderten helfen?
Wir beraten Sehbehinderte in ganz Baden-Württemberg umfassend und nehmen ihre gesamte Lebenssituation in den Blick. Dabei geht es um ganz verschiedene Rechtsbereiche wie Krankenversicherung, Rente, Schwerbehindertenrecht, Wohngeld und so weiter. Wir wollen die Informationen professionell, aber menschlich rüberbringen. Wir organisieren darüber hinaus regelmäßige Gruppentreffen, bei denen wir über Hilfsmittel und andere Themen informieren und machen Hausbesuche in ganz Baden-Württemberg. Und natürlich darf das Gesellige bei allem nicht zu kurz kommen, damit die blinden und sehbehinderten Menschen nicht das Gefühl haben, in ihrem Elend allein zu sein.
Was für Hilfsmittel gibt es denn für Sehbehinderte?
Zum einen optisch vergrößernde Lupen, die fast jeder irgendwann mal im Haushalt hat. Sie können bis zum Achtfachen vergrößern. Bei rund 400 Euro fangen dann die elektronisch vergrößernden Lupen an, die bis zum 20-fachen vergrößern. Bildschirm-Lesegeräte fangen bei rund 2000 Euro an, Vorlesegeräte bei rund 3000 Euro. Neueste Erfindung ist die Orcam, eine kleine Kamera, die an ein beliebiges Brillengestell geklickt wird und dank entsprechender Technologie Texte, Gesichter, Farben und Produkte erkennen kann und per Sprachausgabe mitteilt. Diese wird aber noch nicht von den Krankenkassen bezahlt. Grundsätzlich bezahlen Krankenkassen das, was man braucht – das ist wie bei Autos, wo es ja auch eine Palette vom Fiat bis zum Porsche gibt. Nicht zuletzt vermitteln wir den Kontakt zu Orientierungs- und Mobilitätstrainern, welche den Umgang mit dem Blindenlangstock und auch Lebenspraktische Fähigkeiten sowie die Stärkung anderer Sinne lehren.