Michael Benz und Reiner Bocka präsentieren im Bezirksbeirat Süd ihr Konzept für das diesjährige Marienplatzfest. Das Gremium wünscht sich mehr Toiletten, eine Sperrung der Tübinger Straße bis zur Kolbstraße während des Festivals und weniger Dauerbeschallung.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Jedes Jahr ein bisschen besser. Das ist die Devise von Michael Benz und Rainer Bocka, den beiden Machern des Marienplatzfestes. Inzwischen blicken sie auf fünf Jahre voller Höhen und Tiefen zurück. Tiefen, weil nicht von Beginn an organisatorisch alles glatt lief. Höhen, weil das Fest sich inzwischen weit über den Stuttgarter Süden hinaus etabliert hat. „Viele Leute lieben dieses Fest“, betonte Rainer Bocka in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Süd. „Ich würde mir deshalb wünschen, dass auch Sie sagen, dass es ein tolles Fest ist.“

 

Das Festival habe durchaus seine Stärken und Schwächen, ergänzte sein Partner Benz. „Aber wir haben jedes Jahr dazugelernt“, ist er überzeugt. Manche Punkte werden sicherlich immer auf der Tagesordnung stehen. So werden wohl auch in Zukunft einige Anwohner wenig begeistert über vier Tage Dauerbeschallung sein.

Zugute halten müsse man Benz und Bocka jedoch, dass sie sich jedes Jahr erneut im Nachgang viel Zeit genommen haben, um gemeinsam mit den Mitgliedern des Bezirksbeirats Süd eine Bilanz zu ziehen. Etwaige Kritikpunkte haben sie versucht aus der Welt zu schaffen. Da waren sich die Lokalpolitiker in der vergangenen Sitzung allesamt einig. Die einstimmige Entscheidung des Gremiums war daher letztlich, den Anwohnern dahingehend entgegenzukommen, dass die Veranstaltung sonntags nur von 15 bis 21.30 Uhr stattfindet. Zusätzlich empfahl man den Verantwortlichen, sich um eine Sperrung der Tübinger Straße bis zur Kolbstraße während der vier Tage zu bemühen. Dies soll vermeiden, dass sich zu viele Besucher auf der Straße aufhalten.

In den vergangenen Jahren gab es zu wenig Toiletten auf dem Platz

Vier Tage wollen Bocka und Benz in diesem Jahr wieder feiern. Die Diskussion um eine erneute Genehmigung drehte sich vornehmlich um vier Punkte, welche im vergangenen Jahr nicht besonders gut gelaufen waren. Das war zum einen das alljährliche Lärmproblem. Immer wieder beschweren sich vor allem die direkten Anwohner über die permanente laute Musik. Ein zweites Problem sind die Wildpinkler. In den vergangenen Jahren gab es zu wenige Toiletten, weshalb viele Besucher ihre natürlichen Bedürfnisse einfach irgendwo befriedigten.

Bei bestem Wetter lockte der Marienplatz auch im vergangenen Jahr Massen an. Dies hatte zur Folge, dass viele Besucher den Platz einfach um die Straße erweiterten. „Das ist nicht mehr zu vertreten“, räumte deshalb auch Benz ein. Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer sei so nicht mehr gewährleistet. Die Polizei habe deshalb im vergangenen Jahr am Freitagabend die Straße entlang des Marienplatzes sperren müssen. Beschwerden gab es, viertens, auch über die Belagerung der Aufzüge und des Zugangs zur Stadtbahnhaltestelle Marienplatz.

Lösen will Benz, der sich vornehmlich um die technischen Angelegenheiten der Veranstaltung kümmert, das Lärmproblem zum einen damit, dass er es noch mehr Ruhepausen ohne Bands gibt. Das will er auch direkter an die Anwohner kommunizieren. Auch was technische Lösungen angehe, sei man nun weiter, sagte Benz. Zudem setze man auch künftig noch mehr auf DJs ohne elektronische Musik. „Vor allem der Bass ist ja das Problem“, ergänzte er. Am Samstag und am Sonntag gibt es zudem eine Band weniger. „Den Sonntagabend lassen wir dann atmosphärischer und ruhiger ausklingen“, kündige Bocka noch an.

Um der Wildpinkler Herr zu werden, will man die Anzahl der Toiletten noch einmal erhöhen und diese auch besser kennzeichnen. Von weitem gut sichtbare Helium-Ballons kann sich Benz da gut vorstellen. Die Bezirksbeiräte wiederum befürworteten in erster Linie mehr Dixiklos.

Mit teilweise rund 5000 Besuchern zur gleichen Zeit ist das Marienplatzfest inzwischen organisationstechnisch in die Rubrik „Großveranstaltungen“ gerutscht. Mehr Sicherheits- und Ordnungspersonal ist künftig von Nöten, so die Veranstalter. Zudem wolle man die SSB-Zugänge und Aufzüge auch während des Festes reinigen lassen und sich darum bemühen, dass die Zugänge freigehalten werden.

Gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten

Bezirksvorsteher Raiko Grieb lobte vor allem die gute Kommunikation zwischen den Veranstaltern, der Stadt und dem Bezirksbeirat. Es seien gute Lösungsmöglichkeiten gefunden worden. Man habe Schritt für Schritt Verbesserungen erzielt. Für die letztlich einstimmige Befürwortung des Antrages auf Sondernutzung des Marienplatzes während der vier Tage im Juli musste aber der ein oder andere Bezirksbeirat doch mehrere Augen zudrücken. „Da schlagen manchmal zwei Seelen in meiner Brust“, sagte zum Beispiel Ulrike Holch von der SPD-Fraktion. Einerseits sei sie der Auffassung, wer an so einem Platz wohne, müsse mit solchen Veranstaltungen rechnen. Dennoch, natürlich könne sie die Anwohner verstehen. „Zeitweise dröhnt es ja den ganzen Hang hinauf.“

Auch Karl Stahr von der FDP sah die Kritik der Anwohner zwar in „einem gewissen Maße berechtigt“, allerdings hätten rund 5000 Leute, quasi einmal ganz Kaltental, dort sehr viel Spaß. „Diesen Leuten müssen wir auch Rechnung tragen.“ 22 Uhr als Schlusszeit ist zudem aus seiner Sicht heutzutage keine Zeit mehr. Christiane Speyer von den Grünen plädierte letztlich dafür, den Antrag anzunehmen – aber nur unter der Bedingung, dass sich die Veranstalter um eine Sperrung bis zur Kolbstraße bemühen, dass sie mehr Toiletten aufstellen und dass sie sich um die Sicherung der Straße bemühen.