Eine Geislinger Jugendgang, die sich Big Siblings nennt, hat vor eineinhalb Jahren den Jugendtreff in Amstetten überfallen. Einer der Täter wurde dank Facebook identifiziert.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen/Geislingen/Amstetten - Für die einen dürfte es ein Beleg dafür sein, wie leichtfertig Jugendliche in den sozialen Netzwerken des Internets mit ihren Daten umgehen. Andere dürften sich hingegen über den Umstand freuen, dass dank Facebook ein Fall aufgeklärt werden konnte, der im Geislinger Nachbarort Amstetten (Alb-Donau-Kreis) vor eineinhalb Jahren für ziemliche Empörung gesorgt hat.

 

In monatelanger ehrenamtlicher Arbeit hatten die Jugendlichen des Ortes, darunter viele mit Migrationshintergrund, ein altes Bauernhaus zu ihrem Treff umgebaut. Doch schon bei der ersten Party kam es zu einem schweren Zwischenfall, als eine Gruppe aus Geislingen auftauchte, die sich selbst Big Siblings nennt. „Die haben provoziert“, erinnerte sich jetzt ein 21-Jähriger vor Gericht, der damals zu den Organisatoren der Party zählte. Immer wieder hätten sie das Licht an und ausgeknipst. Offenbar suchten die Geislinger nach Mitgliedern der Black Jackets. Im Jahr 2011 hatte es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen dieser weit verbreiteten Jugendbande und ihrem Geislinger Pendant, den Big Brothers gegeben, als deren jüngerer Ableger die Big Siblings gelten. „Hier waren aber keine Black Jackets“, sagte der Zeuge.

Big Siblings rufen Verstärkung

Zunächst seien es nur fünf Geislinger gewesen, dann hätten sie Verstärkung gerufen. Zwei weitere Autos kamen die Steige hinauf gefahren. Man habe gesehen, dass die Männer nur Stress machen wollten, berichtete ein ebenfalls 21-Jähriger, der damals als Ordner eingeteilt war. „Die kamen alle in Jogginghosen. Da ist ja klar, dass sie nicht zum Party machen da waren.“

Kurz darauf bekam er das selbst zu spüren. Vor dem Jugendtreff kam es zu einem Rumgeschubse. Das dort aufgestellte Partyzelt krachte in sich zusammen. Der Ordner wollte dazwischen gehen, da zertrümmerte jemand auf seinem Kopf eine Bierflasche. Davon war der junge Mann so benommen, dass er nicht einmal bemerkte, dass ihm noch zwei Messerstiche in den Oberschenkel und die Seite verpasst wurden. Zwei Stichwunden, eine davon vier Zentimeter tief, sowie ein Platzwunde am Kopf wurden noch in der Nacht in der Notaufnahme der Helfensteinklinik versorgt.

Bei Facebook markiert

Gegenüber der Polizei erklärte das Opfer zunächst, er wisse nicht, wer ihm die Flasche über den Kopf gezogen habe. Wenig später nannte er dann den Namen eines heute 20-jährigen Geislingers, der jetzt auf der Anklagebank im Göppinger Amtsgericht saß. „Ich wollte nicht noch tiefer in die Sache verwickelt werden“, erklärte das Opfer vor Gericht sein anfängliches Mauern. Zudem habe er den mutmaßlichen Täter nur vom Sehen gekannt. Seinen Namen habe er dann im Internet ermittelt. Er habe ihn auf einem Gruppenfoto wieder erkannt, das ein Facebook-Freund gepostet hatte. „Darauf war sein Name markiert.“

Ob der Angeklagte auch der Messerstecher war, blieb am ersten Verhandlungstag jedoch unklar. Einige Zeugenaussagen deuteten darauf hin. Der Angeklagte selbst äußerte sich nicht zur Sache – ob aus Angst vor seiner Gang, blieb offen.