Peter Roschke aus Weil im Schönbuch hat das Schiffsunglück in Italien überlebt. Doch die Heimkehr wurde zu einer Belastungsprobe.

Weil im Schönbuch - "Im Nachhinein", sagt Peter Roschke, "wird es einem schon klar, dass das ein Überlebenskampf war. Im Moment des Unglücks selbst, da kommt man nicht zum Nachdenken, da ist man, Sekunde für Sekunde, nur mit Reagieren beschäftigt." Roschke, Werbeunternehmer aus Weil im Schönbuch, war auf der Costa Concordia. Für ihn und seine Partnerin war es der letzte Tag ihrer einwöchigen Mittelmeerreise. "Ich schwör's: für alle, die nach uns in verschiedenen Häfen zugestiegen sind, hat nie eine Rettungsübung stattgefunden."

 

Nach dem Drama an Bord ging es chaotisch weiter. "Die Geretteten auf der Insel, die hatten nichts mehr, zum Teil nicht mal Schuhe. Oder sie hatten, vom Schwimmen, nur noch eine durchnässte Hose am Leib. Von den Schiffsoffizieren hat keiner was organisiert. Im Gegenteil, sie waren die ersten, die auf die Fähre zum Festland drängten. Als ich einen gefragt habe, wo die hinfährt, kam die Antwort: ,Was weiß denn ich?"' Die Durchfrorenen hätten vor der Fähre warten müssen, bis die einzige Polizistin ihre Personalien notiert hatte. Und "obwohl wir insgesamt drei Formulare ausgefüllt haben, hat uns das Auswärtige Amt noch am Sonntagabend angerufen, dass wir als vermisst gelten."

Und auf dem Festland? "Buschfunk. Sonst nichts. Irgendwer hat mitgekriegt, dass da Busse nach Savona fahren, unserem Start- und Zielhafen. Da waren zwei Plätze frei. Aber auf der stundenlangen Fahrt, da gab es nichts. Nicht mal Getränke, und weil die meisten ihr Geld auf dem Schiff hatten lassen müssen, konnte sich kaum einer was kaufen."

Keine Vertreter des Landes zu sehen

"Eigentlich", sagt Roschke, "hat man das Gefühl gehabt, dass wir nur herumgekarrt worden sind. Keiner hat uns in unserer Tragik ernst genommen." In Savona gar, als die Schiffbrüchigen sich beschwerten, da habe eine Costa-Angestellte zurückgegeben: "Wenn wir das nächste Schiff versenken, organisieren wir das besser." Dieser Satz, sagt Roschke, "hat uns richtiggehend beleidigt. Leute, die fast in der Unterhose herumstanden..."

"Und dann: von vielen Ländern waren Botschaftsvertreter in Savona. Die haben sich um ihre Landsleute gekümmert. Deutsche haben wir nicht gesehen. Kein Vertreter unseres Landes, der uns ein paar Euro für die Heimfahrt vorgestreckt hätte. Die war nämlich noch länger. Es hat geheißen, die Lufthansa würde uns fliegen. Statt dessen hat man uns einfach wieder in Busse gesteckt. Psychologe war auch keiner da", sagt Roschke und schluckt. Wie schon so oft während seiner Erzählung.