Immer mehr Bienenarten sind vom Aussterben bedroht. Wer auf dem Balkon und im Garten bienenfreundliche Blumen und Kräuter pflanzt, kann den Insekten helfen. Manche beliebten Blumen hingegen sind nutzlos für die Bestäuber.

Spätestens wenn die Eisheiligen Mitte Mai vorüber sind, die alten Bauernregeln zufolge die letzten Frostnächte bringen können, geht es für Balkon- und Gartenbesitzer ins Pflanzencenter. Besonders beliebt sind in Deutschland Geranien, Chrysanthemen oder Petunien. Die Zierpflanzen sind zwar hübsch anzuschauen, jedoch sind sie für Wild- und Honigbienen fast nutzlos. Diese schwirren jetzt aus, wenn die Temperaturen steigen, um Nahrung zu sammeln. Der Duft von Geranien und Co. lockt die Insekten zwar an, Nektar oder Pollen, von denen sich Bienen ernähren, bieten sie aber nicht.

 

Das Nahrungs- und Brutangebot wird für die Insekten generell immer knapper: Blühflächen müssen Straßen oder Siedlungen weichen und Monokulturen in der Landwirtschaft reduzieren die biologische Vielfalt. Während es den Honigbienen dank engagierter Imker:innen verhältnismäßig gut geht, sind von den mehr als 560 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten 5,5 Prozent vom Aussterben bedroht und 35,2 Prozent gefährdet; viele weitere stehen auf der Vorwarnliste.

Wie kann ich im Garten und auf dem Balkon mehr Artenvielfalt schaffen?

Bienen brauchen Pflanzen, die Nektar oder Pollen produzieren. Das sind zum Beispiel die blaue Fächerblume, Kapuzinerkresse, Männertreu, Verbene, Glockenblume, Wandelröschen, Löwenmäulchen, Ringelblume, der duftende Lavendel oder die Nachtkerze. Das Schleierkraut „Weißer Willi“ ist eine pflegeleichte Pflanze von der sich Bienen geradezu magisch angezogen fühlen. Bienen lieben auch Wildblumenmischungen, die unseren Geldbeutel zumeist schonen.

Auch Kräutertöpfchen sind auf einem Fenstersims leicht untergebracht. Besonders Küchenkräuter wie Thymian, Minze, Basilikum, Koriander, Borretsch, Salbei, Schnittlauch und Zitronenmelisse sind für Bienen eine tolle Nahrungsquelle.

Es sollte nicht nur im Sommer blühen

Wichtig ist, möglichst verschiedene heimische Blumen zu pflanzen. Viele Wildbienenarten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und fliegen genau diese auf der Pollen- und Nektarsuche an. Je vielfältiger das Angebot, desto mehr Bienenarten können satt werden.

Beete und Blumenkästen sollten zudem Blumen, Kräuter und Stauden beherbergen, die vom Frühjahr bis in den späten Herbst blühen. Denn gerade außerhalb des Sommers haben Bienen sonst oft Schwierigkeiten, Nahrung zu finden. Perfekt für Überganszeiten eignet sich Efeu, der an Wänden oder Blumengittern angepflanzt werden kann und erst im Spätsommer und Frühherbst Tracht trägt. Die Winterheide blüht bereits ab Januar. Besonders in Städten, wo das Nahrungsangebot sowieso eingeschränkter ist, hilft das den Bienen sehr.

Nahrung und Nistplatz zugleich

Wer bienenfreundliche Blumen pflanzt, könnte gleich noch eine Nisthilfe am Balkongeländer oder neben dem Fenstersims anbringen, denn Bienen nisten am liebsten da, wo es auch Nahrung gibt. Solche Bienenhotels gibt es schon ab zehn Euro. Auch in Totholz, in kleinen, mit lehmhaltigem Sand gefüllten Kisten oder in Pflanzenstängel von Brombeeren, Heckenrose oder Disteln, die senkrecht an ein Geländer gebunden werden können, fühlen sich Bienen wohl. Wichtig ist, dass die Nisthilfen regengeschützt stehen.

Über einen letzten Tipp mögen sich Anhänger von Ziergärten nicht freuen: Einfach mal nichts tun! Viele eifrige Gärtner:innen stutzen den Rasen wöchentlich auf einige Millimeter, für krabbelnde Insekten und nahrhaften Löwenzahn ist darin kein Platz. Wie wär´s, dieses Jahr das Gras wachsen zu lassen und nur einen Teil der Grünfläche für eine Sitzecke zu mähen? Das ist nicht nur pflegeleicht, sondern freut auch die Insekten.