Anja und Michael Nowak haben den Schweizerhof bei Großerlach übernommen. Im April soll das Heuhotel wiedereröffnet werden, das dort seit Jahren besteht.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Großerlach - Anja und Michael Nowak sind schon weit herumgekommen. Am liebsten sind die beiden in Asien unterwegs. Der Restaurantfachmann Michael Nowak sagt, er habe früher immer versucht, viel zu arbeiten und sein Geld zu sparen – anschließend reiste er dann einige Wochen oder sogar ein paar Monate lang in die Ferne. Der 46-jährige gebürtige Backnanger hat mehrere Geschäfte aufgezogen, ein Weilchen betrieben und dann verkauft – oder wieder dicht gemacht. Unter anderem ein Hotel mit Restaurant in Thüringen und eine Kunstgalerie in Neulautern.

 

Das Paar hat bis zum vergangenen Herbst rund zehn Jahre lang die Gastronomie im Waldheim in Backnang geleitet, eigentlich eine recht bodenständige Angelegenheit. „Ein sehr gut gehendes Geschäft“, sagt Michael Nowak im Rückblick. Nach Asien, speziell nach Indien, sind die zwei trotzdem regelmäßig geflogen – immer wenn das Waldheim Betriebsferien hatte. Im fernen Osten haben sich Anja und Michael Nowak oft mit Yoga und Meditation beschäftigt. Anja Nowak hat sogar eine Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht.

Den Weg in die schwäbische Provinz, zum Heuhotel auf dem Schweizerhof bei Großerlach-Mannenweiler, hatten die 36-jährige, in Gera geborene Europasekretärin Anja und ihr Michael indes nie geschafft. Obgleich ein alter Schulfreund ihn Jahr für Jahr eingeladen hatte, um zusammen mit alten Kumpels im Heuhotel den Vatertag zu feiern. Vor knapp zwei Jahren standen die beiden dann erstmals vor dem alten Bauernhof am Wald – und waren sofort total begeistert vom Schweizerhof und vom Heuhotel.

Alles Geld für den Schweizerhof zusammengekratzt

So ein Anwesen – weit ab vom Schuss und mit viel Platz drum herum – hatten die beiden immer gesucht, um ihre Pläne von einer Wohn-, Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zu verwirklichen. Dumm nur, dass das Ehepaar erst kürzlich ein wesentlich kleineres Haus mitten in Großerlach gekauft hatte, um das Vorhaben dort quasi nebenher zu verwirklichen. Außerdem stand der Schweizerhof ja gar nicht zum Verkauf, dachten die beiden Backnanger Gastronomen.

Während dieser ersten Stippvisite auf dem Schweizerhof habe der damalige Besitzer ihm sein Herz ausgeschüttet, erzählt Michael Nowak an diesem bitter kalten Wintertag im ungeheizten Heuhotel, das vorübergehend geschlossen ist. Bei einem Anruf am nächsten Tag habe der Mann auf Nachfrage sogar erklärt: „Es ist noch viel schlimmer.“ Wenig später hieß es dann: der komplette Schweizerhof werde zwangsversteigert. Die Nowaks haben ihren Bankberater konsultiert, alles Geld zusammengekratzt, das sie eigentlich auf einer einjährigen Reise in Asien hatten verjubeln wollen, und den Schweizerhof samt Heuhotel sowie rund 5,5 Hektar Land erworben. Die gravierenden Meinungsverschiedenheiten mit dem Eigentümer des Waldheims in Backnang hätten den Schritt in Richtung Mannenweiler erleichtert, sagen Anja und Michael Nowak.

Mongolische Jurten im Schwäbischen Wald

Seit dem vergangenen Oktober kümmern sich die beiden nur noch um ihr neuestes Projekt. Sie haben große Pläne. Zurzeit stecken die Nowaks noch mal einen sechsstellige Summe in die Sanierung und Modernisierung der teilweise maroden Gebäude des Schweizerhofs. Unter anderm muss eine neue Wasserleitung dorthin gelegt werden. Allein dafür seien rund 80 000 Euro fällig. Im April soll das Heuhotel wiedereröffnet werden, dann indes nur noch für Gruppen mit mindestens 15 Personen, die sich vorher anmelden. Später sollen auf der Wiese hinter dem Hof mongolische Jurten, also Zelthütten, und finnische Kotas, kleine Häuschen aus Holz, aufgebaut und vermietet werden. Außerdem sollen mehrere Saunakabinen aufgestellt werden.

Zusammenarbeit mit befreundeten Künstlern

Nur mit dem Heuhotel, sagt Michael Nowak, sei es kaum möglich, über die Runden zu kommen. Die Nowaks wollen mit befreundeten Künstlern zusammenarbeiten, etwa mit kostümierten Tänzern oder mit professionellen Baumkletterern. Angeboten werden sollen beispielsweise Firmenseminare. Der Fantasie seien kaum Grenzen gesetzt, so die Neueigentümer des Heuhotels. „Ich kann fast alles organisieren“, sagt Michael Nowak, beispielsweise Reitstunden oder Naturkunde inklusive Überlebenstraining.

Der Vorbesitzer habe leider ein paar behördliche Auflagen zu lange nicht beachtet. Deshalb müsse jetzt vieles nachgeholt werden. Der längst überfällige Bau eines Notausgangs für das Heuhotel ist bereits erledigt. Wenn das Geschäft mal angelaufen ist und Gewinn abwirft, dann wollen Anja und Michael Nowak weitere Pläne verwirklichen, eventuell ein paar Zimmer in die alte Garage einbauen lassen. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Wenn es nach den Ansagen der beteiligten Behörden geht, dann sei mit einem Baubeginn etwa für die Jurten und die Kotas nicht vor 2015 zu rechnen, sagt der Hausherr. Aber der Großerlacher Bürgermeister Christoph Jäger habe signalisiert, dass alles ein bisschen schneller gehen könnte. Zwei Termine sind jedenfalls bereits festgezurrt: Zur Sonnenwende am 21./22. Juni soll nach skandinavischem Vorbild eine Schwitzhütte aufgebaut werden, und am Sonntag, 21. Juli, steigt ein großes Hoffest.