Die Weltspitze der Autozulieferer ist deutsch geprägt. Zu Bosch und Conti kommt jetzt noch ZF hinzu. Der Konzern vom Bodensee kauft den US-Anbieter TRW.

Stuttgart - In der Automobilindustrie kommt es unter den Zulieferern zu einer Elefantenhochzeit. Das Stiftungsunternehmen ZF Friedrichshafen will für 12,4 Milliarden Dollar (umgerechnet 9,6 Milliarden Euro) den US-Anbieter TRW übernehmen. Hierdurch entsteht einer der größten Zulieferer der Welt, der in einer Liga mit Konkurrenten wie Bosch, Denso oder Conti spielt. ZF-Vorstandschef Stefan Sommer sagte in einer Telefonkonferenz, dass durch die Übernahme zwei Konzerne zueinanderkommen, die sich in sehr vielen Bereichen ergänzen und nicht überschneiden. So stellte Sommer auch heraus, dass sich durch den Erwerb für die Mitarbeiter neue Karrierechancen ergeben. An einen Stellenabbau ist nach den Angaben nicht gedacht. Das vereinte Unternehmen wird auf etwa 30 Milliarden Euro (41 Milliarden Dollar) Umsatz kommen und 138 000 Beschäftigte haben.

 

Sommer sieht drei große Herausforderungen für die Industrie auf dem Automobilmarkt, für die sich ZF zusammen mit TRW besser positioniere: sparsamerer Umgang mit Kraftstoff, erhöhte Sicherheitsanforderungen und das autonome Fahren. ZF ist ein eher von der Mechanik geprägtes Unternehmen, das seine Stärke in der Antriebs- und Fahrwerkstechnik hat. TRW kann vor allem elektronisches Knowhow einbringen und gilt als bedeutender Anbieter aktiver und passiver Sicherheitstechnik einschließlich moderner Fahrer-Assistenzsysteme. „TRW fügt sich hervorragend in unsere langfristige Strategie ein“, sagte Sommer. Die Transaktion führe zwei erfolgreiche Unternehmen zusammen. Und: „Wir verbessern unsere Zukunftsaussichten weiter, indem wir unser Produktportfolio in äußerst attraktiven Segmenten erweitern.“ Die Übernahme soll im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen werden. Bis dahin müssen noch viele Schritte vollzogen werden. Unter anderem ist die Zustimmung der TRW-Aktionäre erforderlich; die Eigner sollen eine Barabfindung von 105,60 Dollar für jede Aktie erhalten.

Außerdem müssen die Kartellbehörden noch ihre Zustimmung geben. Im Vorgriff darauf löst ZF das zusammen mit Bosch betriebene Gemeinschaftsunternehmen ZF Lenksysteme auf und gibt die Anteile an Bosch ab. Die künftige ZF-Tochter TRW ist auch im Lenkungsbereich tätig. Wie viel Geld ZF für seinen Anteil erhält, wollte Sommer auch auf Nachfrage nicht mitteilen. Er sagte lediglich, dass die Erlöse bei der Finanzierung der TRW-Übernahme helfen würden.

Bosch kommentierte den Erwerb der Anteile so: „Bisher haben wir Gas gegeben und konnten bremsen“, sagte Wolf-Henning Scheider, der Chef der Bosch-Sparte Kraftfahrzeugausrüstung. „Jetzt können wir auch noch lenken.“ ZF Lenksysteme sitzt in Schwäbisch Gmünd, hat im Vorjahr gut vier Milliarden Euro Umsatz verbucht und beschäftigt weltweit rund 13 000 Mitarbeiter.