Lob aus Esslingen, Zuspruch aus den direkten Nachbarkommunen, Kritik aus Remseck – der Vorstoß der Stadt Ludwigsburg für ein gänzlich neues Verkehrskonzept in der Region ruft ein überwiegend positives Echo hervor. Aber die Stadt hat einen mächtigen Gegner.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Kreis Ludwigsburg - Lob aus Esslingen, Zuspruch aus Markgröningen, Möglingen und Kornwestheim, Kritik aus Remseck – der Vorstoß der Stadt Ludwigsburg für ein gänzlich neues Verkehrskonzept in der Region ruft ein überwiegend positives Echo hervor. Anders in Ludwigsburg selbst, wo sich unter den Stadträten die Zahl der Befürworter und Kritiker nahezu die Waage hält. Der mächtigste Gegner für den Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec indes dürfte der Landrat Rainer Haas werden, der bereits am Montag klar gemacht hat, dass er an der Umsetzung der Stadtbahn-Pläne festhalten wolle und nicht gewillt sei, sich mit dem „Vorschlag der Stadtverwaltung zu beschäftigen“.

 

Im Kern bedeutet das in Ludwigsburg unter Federführung des neuen Mobilitätsbeauftragen Sascha Behnsen entwickelte Konzept eine 180-Grad-Wende in der Verkehrspolitik des Kreises. Spec schlägt vor, auf den lange geplanten Bau der Stadtbahn von Remseck über Ludwigsburg nach Markgröningen zu verzichten und bringt stattdessen eine Kombilösung ins Spiel: mit einer Eisenbahn von Markgröningen nach Ludwigsburg, die von dort zur Wüstenrot-Zentrale in Kornwestheim geführt wird und südlich der Stadt auf die Schusterbahn nach Esslingen sowie die Eisenbahn nach Leonberg trifft. Innerhalb von Ludwigsburg sollen die Verkehrsprobleme mit Schnellbussen gelöst werden, auch Busverbindungen nach Remseck, Winnenden und Waiblingen sind vorgesehen.

Aus einem lokalen Vorhaben wird ein regionsweit bedeutsames Projekt

Aus einem lokalen würde damit ein regionsweit bedeutsames Projekt, und die nach Stuttgart und Ludwigsburg drittgrößte Stadt der Region hat am Dienstag bereits ihre Unterstützung signalisiert. „Das wäre auch für Esslingen hervorragend!“, sagt Roland Karpentier, der Sprecher der Stadt. „Wenn die bestehende Bahntrasse verlängert wird, wachsen Esslingen und Ludwigsburg enger zusammen, das begrüßen wir.“

Lob kommt auch aus Markgröningen und Möglingen. Beide Kommunen hatten sich stets dafür ausgesprochen, mit dem Landkreis die SSB-Hochflurbahn von Remseck nach Markgröningen zu verlängern. Allerdings geht es beiden in erster Linie darum, überhaupt ans Schienennetz angebunden zu werden, was mit dem neuen Vorschlag gewährleistet wäre. „Wir hätten das gerne mit dem Landrat durchgezogen, aber ohne die Stadt Ludwigsburg kommen wir nicht weiter“, sagt Rainer Gessler, der Stellvertreter des Markgröninger Bürgermeisters. Ähnlich äußert sich die Möglinger Bürgermeisterin Rebecca Schwaderer. Es sei zwar schade, dass der Vorschlag so spät vorgelegt wurde. „Aber grundsätzlich ist das eine Variante, die man nicht einfach vom Tisch wischen kann.“

Positiv fällt auch die Kornwestheimer Stellungnahme aus, was nicht verwundert, weil die Stadt von zwei neuen Haltestellen profitieren würde: an der Wüstenrot-Zentrale und im Zentrum. „Für uns ist das attraktiv, weil sich dadurch ganz neue Verknüpfungen ergeben“, sagt die Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Ein Haken ist, dass die neue Eisenbahn nach den Vorstellungen der Ludwigsburger Planer nicht über die bestehende S-Bahn-Trasse, sondern über ein westlich davon liegendes Gütergleis rollen soll. Folglich würde die Haltestelle etwa 300 Meter westlich vom Kornwestheimer Bahnhof entstehen. Auch dass der Stadtteil Pattonville nicht mit einer Bahn, sondern mit Schnellbussen angebunden werden soll, sieht Keck kritisch.

Werner Spec muss zunächst die Stadträte überzeugen, sonst ist sein Konzept erledigt

Das deckt sich mit der Einschätzung des Remsecker Verwaltungschefs Dirk Schönberger. Positiv sei, so der OB, dass es sich um ein Konzept handle, dass die gesamte Region einbeziehe. Positiv sei ferner, dass die Neue Mitte in Remseck an das Schnellbusnetz angeschlossen würde. Den völligen Verzicht auf die Stadtbahn aber lehnt Schönberger ab. „Unsere Erfahrung ist, dass ein Schienenfahrzeug in der Bevölkerung eine deutlich höhere Akzeptanz hat als ein Bus, und daher mehr Menschen zum Umstieg bewegt.“

Im ersten Schritt muss es für Spec nun darum gehen, seinen Gemeinderat zu überzeugen. Denn wenn die Ludwigsburger Stadträte sich für die Stadtbahn aussprechen, ist sein Konzept erledigt. Zum entscheidenden Faktor könnten die sechs fraktionslosen Mitglieder werden. Die großen Fraktionen von CDU und Freien Wählern, zusammen 18 Stadträte, lehnen wie Spec die Stadtbahn ab und sind folgerichtig auf seiner Linie. Aber die zwei anderen großen Fraktionen, SPD und Grüne mit 16 Mitgliedern, lehnen die Schnellbusse ab. „Für die Region mag das, was jetzt vorgelegt wurde, eine interessante Überlegung sein“, sagt die SPD-Fraktionschefin Margit Liepins. „Aber in Ludwigsburg hätten wir die Chance auf die Stadtbahn vertan – und welchen Nutzen die Busse für uns wirklich haben werden, ist nicht geklärt.“