Zwölf Tage nach der Geburt seines Sohnes gewinnt Danny Willett das Golf-Masters in Augusta – auch weil seine Gattin ihm das Startrecht erteilt hat.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Augusta - Zum Glück hat Nicole „Ja“ gesagt. Zum Glück für Danny Willett, zum Glück für die britischen Golf-Enthusiasten. Denn am 30. März war Zachariah zur Welt gekommen, der Sohn von Nicole und dem Golf-Profi aus Sheffield. Denn hätte die Gattin des 28-Jährigen „No“ gesagt, was durchaus nachvollziehbar gewesen wäre mit einem Neugeborenen im Arm, dann wäre Mister Willett nicht in die USA nach Augusta geflogen, um am Masters teilzunehmen. Dann hätte er auch nicht gewonnen, und das wäre ziemlich bedauerlich für ihn gewesen, denn das Masters gilt in der Szene als das renommierteste Turnier überhaupt. Das grüne Sieger-Jackett ist unbezahlbar. So also ist Danny Willett eine kräftige Überraschung gelungen – der Außenseiter benötigte für die vier Runden 283 (70+74+72+67) Schläge und kassierte für seine blitzsaubere Leistung 1,8 Millionen Dollar (1,6 Millionen Euro) Preisgeld. Der neue Masters-Sieger ist erste Engländer seit Nick Faldo 1996, der beim ersten Major des Jahres triumphieren konnte. Außerdem ist Willett der erste europäische Triumphator in Augusta seit 1999, als der Spanier Jose Maria Olazabal nach den vier Runden strahlte wie nun Willett. „Ich kann es immer noch nicht begreifen. Es war natürlich ein besonderer Tag für mich“, freute sich der. Genauso glücklich war garantiert die junge Mom Nicole daheim in Großbritannien, und ganz bestimmt war sie wahnsinnig froh darüber, dass sie ihrem Gatten das okay für die Dienstreise in die Staaten erteilt hatte.

 

Titelverteidiger Spieth erlebt in der Schlussrunde ein Desaster

Leider hat Misses Willett „Yes“ gesagt, zumindest aus Sicht von Jordan Spieht. Denn dann wäre der Titelverteidiger am Ende ganz vorn im Klassement gelegen, so teilte sich der US-Star Platz zwei mit drei Schlägen Rückstand mit dem Briten Lee Westwood. Das schmerzte den Texaner aus Dallas ziemlich. Spieth, der ganz der Tradition entsprechend seinem Nachfolger in das begehrte grüne Jackett helfen musste, wirkte bei der Siegerehrung noch immer mental mächtig mitgenommen. „Ich habe noch nie so eine grausame Zeremonie über mich ergehen lassen müssen“, stöhnte der Profi aus Dallas, „diese Niederlage wird noch lange schmerzen. Es wird ein paar Tage oder Wochen dauern, ehe ich darüber hinweg bin.“ Denn der 28-Jährige sah für viele Experten und Zuschauer vor der Schlussrunde wie der sichere Sieger aus. Vom ersten Tag an hatte er geführt, neun Löcher vor Schluss lag er mit fünf Schlägen vorn – was sollte da noch passieren? Viel, zu viel für Mister Spieht. Zwei Bogeys (ein Schlag über Par) folgte ein Schlag ins Wasser, der Ball versank nach dem Abschlag von Loch 12 in einem Bach vor dem Grün. Dieser Patzer unterlief dem Titelverteidiger sogar noch ein weiteres Mal von der sogenannten Drop Zone. Die Führung war dahin und Jordan Spieht mit seinen Nerven so ziemlich am Ende.

Langer fällt weit zurück

Auch Bernhard Langer war nach seiner Schlussrunde nicht wirklich zufrieden. Der Deutsche lag vor den letzten 18 Löchern überraschend auf Platz drei, doch ihm erging es ähnlich wie Jordan Spieht. Der 58 Jahre alte Bayer, der in Augusta bereits 1985 und 1993 gewonnen hatte, verbuchte eine reichlich mäßige 79 und beendete das Turnier mit 294 Schlägen auf dem 24. Platz. „Wenn man nur einen halben Meter zu kurz oder lang ist, kann das schon Desaster bedeuten“, sagte Langer – Jordan Spieht hörte diese Worte nicht, und das war wahrscheinlich auch besser so, denn es wären noch ein paar zusätzliche Messerstiche in sein Golfer-Herz gewesen. Danny Willett dagegen war so glücklich wie ein Sechsjähriger bei der Bescherung an Heiligabend. „In den letzten Tagen hat sich mein Leben gleich zwei Mal total verändert: Vor zwölf Tagen bin ich Vater geworden und jetzt Masters-Sieger, einfach unglaublich“, freute er sich. Und er war so dankbar, dass Misses Nicole Willett „Yes“ gesagt hatte – nicht nur für seine Teilnahme in Augusta, sondern natürlich auch für das bei der Trauung.