Andreas Vogt sorgt in den Adventswochen im roten Kostüm am Rhein für große Kinderaugen. Doch auch in Leonberg hat der Weihnachtsmann aus Begeisterung eine Art Heimspiel.

So ganz geheuer ist dem kleinen Bub dieser große rote Mann mit weißem Bart und goldener Glocke auf dem Leonberger Marktplatz nicht: Er schaut ihn, von der sicheren Position im Arm seiner Mutter aus, etwas skeptisch an. Erst als die Mama ihren Filius aufklärt, dass hier der Weihnachtsmann steht, hellt sich die Miene des Kleinen so langsam auf. Als der Weihnachtsmann dann noch seine Glocke läutet, ist das Eis gebrochen. Der Junge lächelt.

 

Wer nun glaubt, die Stadt oder gar die Gemeinde der benachbarten Stadtkirche hätten den Weihnachtsmann um einen kleinen Rundgang in adventlicher Zeit gebeten, der irrt. Doch so ein bisschen mit der Weihnachtsthematik hat der Besuch von Andreas Vogt vor der festlich illuminierten Altstadtkulisse durchaus zu tun. So heißt nämlich der Weihnachtsmann im bürgerlichen Leben. Und er stammt auch nicht aus Leonberg, sondern aus Düsseldorf. Doch hier im Ländle hat er seine Liebe gefunden. Und an dieser Stelle sind wir bei der Weihnachtsgeschichte – der Geschichte der Liebe zu den Menschen.

Die Liebe des Andreas Vogt heißt Sabine und stammt aus der Stadt am Engelberg. Bei einem Besuch am Rhein lernte sie 1989 Andreas kennen. Die Schwäbin und der Rheinländer lagen auf der gleichen Wellenlänge. Vier Jahre später heirateten die beiden im Alten Rathaus am Marktplatz. Dort, wo Vogt jetzt als Weihnachtsmann kurz vor dem dritten Advent seine Glocke läutet und für große Kinderaugen sorgt.

Zwar ist ihm seine Frau in die Hauptstadt Nordrhein-Westfalens gefolgt, doch ein paar mal im Jahr geht es vom großen Rhein an die kleine Glems. Und wenn das noch in die Adventszeit fällt, ist für ihn ein Auftritt als Weihnachtsmann natürlich Ehrensache.

Zumal Andreas Vogt in Leonberg sein neues Kostüm vorführen kann. Echte Handarbeit, gefertigt von einer Bekannten. „Alles Baumwolle, fassen Sie das mal an“, fordert er den Mann von der Zeitung auf. „Dieses synthetische Zeug geht gar nicht. Man fängt sofort an zu Schwitzen.“

Viele Auftritte für Familien In Not

Ins Schwitzen kommt der 60-Jährige, der im richtigen Leben Versicherungskaufmann ist, in den Adventswochen aber selbst im hautfreundlichen Kostüm. Denn dann ist Andreas Vogt in der Region Düsseldorf viel unterwegs. In Kindergärten, bei Weihnachtsfeiern oder anderen Veranstaltungen, bei denen er als Weihnachtsmann auftritt. Sein Honorar spendet er stets an eine Stiftung, die in Not geratene Familien an Rhein und Ruhr unterstützt.

Das macht er schon seit mehr als 15 Jahren. Damals wurde bei der AOK, wo er arbeitet, eine Weihnachtswunschbaum-Aktion gestartet. „Meine Kollegen hatten sich um die gewünschten Geschenke gekümmert“, berichtet Vogt von den Anfängen seiner unverhofften Karriere. „Als die Frage aufkam, wer als Weihnachtsmann die Geschenke im Kindergarten verteilt, fielen alle Blicke auf mich. Ich hatte keine Wahl.“

Weiterbildung in Workshops

Die Premiere im roten Gewand war für Vogt eine Initialzündung. „Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich das regelmäßig gemacht und ausgebaut habe.“ Doch ein normaler Erdenbürger wird nicht einfach so zum überzeugenden Weihnachtsmann. Der Feinschliff wird in regelrechten Workshops vermittelt, auch was die Optik betrifft. Die Hosen gehören in die Stiefel, und die müssen selbstverständlich geputzt sein. Vogt betont, dass er nicht den christlichen Nikolaus imitieren möchte. Er orientiert sich am Weihnachtsmann amerikanischer Machart.

Auch der Umgang mit Kindern will gelernt sein. „Wünsche haben alle“, berichtet Andreas Vogt. „Aber die sind längst nicht immer materiell. Ein Kind wünschte sich seinen verstorbenen Vater zurück. Ein anderes wollte, dass der Krieg in der Ukraine endlich aufhört. Dann muss man schon mal schlucken.“

Familienbesuch am ersten Feiertag

Ganz wichtig, so erzählt er, sei es, den Kindern keine falschen Versprechungen zu machen. „Ich sage ihnen dann, dass ich mir das auch wünsche. Wenn die Kinder es möchten, halten wir uns die Hände und denken ganz fest an diesen Wunsch.“

Der Weihnachtsmann hat also viel zu tun, gerade wenn es direkt auf die Feiertage zugeht. Deshalb legt Vogt in diesem Jahr eine Sonderschicht ein. Mit seiner Frau fährt er über die Feiertage ins Lipper Land in Ostwestfalen, wo er seit Jahren regelmäßig Urlaub macht. Am vierten Adventswochenende hält für die dortigen Kinder eine Weihnachtsmannsprechstunde ab. Da gibt es Geschenke für die Kleinen und hoffentlich viele Spenden von den Großen für jene Menschen, denen es nicht so gut geht.

Einer Familie in der beliebten westfälischen Ferienregion steht am ersten Feiertag ein besonderes Ereignis bevor. Dann nämlich wird der Weihnachtsmann höchstselbst im heimischen Wohnzimmer vorbeikommen.

Wäre das auch in Leonberg denkbar, wo immerhin die Schwiegereltern leben? „Warum nicht?“, sagt Andreas Vogt. „Ich bin gerne hier. Wenn mich die Stadt oder eine andere Einrichtung anspricht, lässt der Weihnachtsmann mit sich über alles reden.“

Um die Korrespondenz zu vereinfachen, empfiehlt er, unter Umgehung der himmlischen Postwege das Verwenden seiner irdischen E-Mail-Adresse: AVogt@web.de.