Evakuierung der Kirche und Bekämpfung des Brandes im Turm lauteten die Aufgaben für die freiwilligen Helfer.

Wimsheim - Die Szenerie ist beeindruckend: Aus dem Turm der Michaelskirche quillt Rauch. Auf den Kirchenbänken sitzen rund 60 Menschen, die davon erst etwas merken, als sie Brandgeruch wahrnehmen. Nun gilt es, rasch zu handeln. Was in einem solchen Fall getan werden muss, erklärt der Kommandant der Feuerwehr, Axel Heinstein, den jungen und älteren Kirchenbesuchern, die extra dazu in das 1883 erbaute Gotteshaus gekommen sind. Denn das Ganze ist Teil der alljährlichen Hauptübung der Wehr.

 

Die Besucher, unter ihnen auch der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Werner Malthaner, werden aktiv in das Geschehen eingebunden. Die Wimsheimer Pfarrerin Annette Rüb sei auf ihn zugekommen und habe vorgeschlagen, eine Evakuierung der Kirche zu üben, sagte Axel Heinstein. Daraus habe man die Hauptübung mit insgesamt 35 aktiven Feuerwehrleuten entwickelt.

So schnell wie möglich raus

Zuerst aber spricht der Kommandant über richtiges Verhalten bei einem Brand. „Möglichst direkt das Gebäude verlassen und gar nicht erst versuchen zu löschen“, so einer der Ratschläge. Bei dichtem Rauch solle man auf allen Vieren hinauskriechen und möglichst die Tür schließen. Eine Tür könne ein Feuer bis zu einer halben Stunde aufhalten. „Beim jüngsten Einsatz in Neubärental waren wir in neun Minuten vor Ort“, so Heinstein. Nach Verlassen des Gebäudes solle man nicht davonlaufen, sondern für Nachfragen dableiben. Auch gelte es, rasch die Feuerwehr über den Notruf 112 zu alarmieren. Übrigens könne die Leitstelle, bei der der Ruf eingeht, immer die Nummer des Anrufers sehen, selbst wenn diese unterdrückt sei.

Nun geht es aber im „Wimsheimer Dom“, wie die Kirche vor Ort liebevoll genannt wird, zur Sache. „Inzwischen ist im Kirchturm der Brand ausgebrochen“, erklärt der Kommandant, und fügt augenzwinkernd hinzu: „… wenn der Fritz die Nebelmaschine richtig angemacht hat.“ Ein Mädchen in der vordersten Bankreihe erklärt sich bereit, mit ihrem Handy die 112 anzurufen. Sie schildert dem Mitarbeiter in der Leitstelle die Situation.

Qualm steigt aus dem 33 Meter hohen Turm auf

Axel Heinstein hatte zuvor über die fünf W gesprochen, etwa wo, was, wie viele Verletzte, welche Art ihre Wunden sind und wer meldet. Das Kind wird aufgefordert, einen Erwachsenen zu bitten, die Besucher zum Verlassen der Kirche zu bewegen und zum Sammelplatz zu gehen, heißt es jetzt von der Leitstelle. Die Leute gehen also ruhig ins Freie – es ist ja schließlich nur eine Übung – und sehen von außen den Qualm aus dem 33 Meter hohen Turm quellen.

Kaum stehen die Menschen auf dem Sammelplatz – dem künftigen Platz der neuen Ortsmitte – ist auch schon das Martinshorn zu hören. Mit ihren drei Fahrzeugen rückt die Wimsheimer Wehr unter Leitung ihres stellvertretenden Kommandanten Markus Geiger an. Schläuche werden ausgelegt, ein Hydrant wird angezapft und der erste Trupp mit Atemschutz geht in den Turm. Insgesamt werden bei dieser Übung vier Atemschutztrupps im Einsatz sein. Andere Brandbekämpfer bauen Riegelstellungen zum Schutz der Nachbarhäuser auf, Vorhänge aus Wasser werden gebildet. Nun ist der erste Feuerwehrmann auf dem Dach der Kirche zu sehen, zu seinem eigenen Schutz angeseilt.

Der enge Turm ist eine Herausforderung

Es sei eine Herausforderung, im engen Turm mit den Schläuchen hochzusteigen, sagt Axel Heinstein. Wäre das nicht nur Disco-Nebel, der da aus dem Turm dringt, sondern echter Rauch, wäre die Feuerwehr Heimsheim mit ihrer 23 Meter hohen Drehleiter ebenfalls alarmiert worden, um den Brand von außen bekämpfen zu können. Und nicht nur das: Je nach Situation wären wohl auch die Nachbarfeuerwehren, allen voran die aus Mönsheim, ausgerückt. Besonders an Werktagen, wenn viele Feuerwehrleute auswärts arbeiten, sind die Wehren auf nachbarschaftliche Hilfe angewiesen.

Axel Heinstein zeigt sich zufrieden mit dem Verlauf der Übung. Der Bürgermeister Mario Weisbrich, vor dessen Rathaus sich der simulierte „Kirchenbrand“ abspielte, lud die Feuerwehrleute auch in diesem Jahr wieder zum gemeinsamen Rostbratenessen ein. „Eine kleine Anerkennung für den Einsatz in diesem wichtigen Ehrenamt“, sagt er.