Stuttgart - In Stuttgart sind sich fast alle einig: Der ÖPNV muss ausgebaut werden. Die SSB bemühen sich sogar, für die „letzte Meile“ ein Angebot machen zu können. In Sillenbuch und Frauenkopf fahren deshalb Kleinbusse, die nur selten voll besetzt sind. Hauptsache, die hinterste Ecke wird auch noch erschlossen.
Umweg wegen einer Straßensperrung
Wegen einer Großbaustelle auf ihrer Gemarkung sind die Esslinger auf Nachbarschaftshilfe angewiesen. Ihre Busse fahren statt zum Esslinger Bahnhof zu dem in Obertürkheim, passieren die Stadtgrenze auf einem vor 36 Jahren nach erbittertem Streit höchstrichterlich zum Feldweg degradierten und seitdem für den Durchgangsverkehr gesperrten Teilstück.
SPD, Grüne und Linksbündnis fühlen sich durch die Fahrgastzahlen ermutigt zu fordern, dass sich dem Interimsbetrieb ein Probelauf anschließen solle, der nicht mehr unter Coronabedingungen stattfände und deshalb belastbare Zahlen liefern könnte. Dagegen laufen einige Anwohner der vom Busbetrieb tangierten Straßen massiv Sturm gegen die mögliche Aufrechterhaltung des Linienverkehrs zwischen den beiden Städten.
Flugblatt strotzt vor falschen Infos
In einem Flugblatt geben sie vor, sich ein objektives Meinungsbild verschaffen zu wollen. Die in der „Bürgerbefragung“ genannten „Fakten und Hintergründe“ erinnern aber eher „an Verlautbarungen von Donald Trump“, klagen die Bezirksbeiräte Michael Janzer (SPD) und Christoph Hofrichter (Linksbündnis). Die Aussagen seien „falsch und polemisch“.
Anwohner nutzten verbotenen Schleichweg selbst
Während manche Stuttgarter froh wären, vor ihrer Haustür würde ein Bus verkehren, moniert die Initiative, auf dem Weg nach Uhlbach würden der normale 62er-Bus und die Linie 109 hintereinander herfahren. Als „reine Stimmungsmache“ bezeichnen Hofrichter und Janzer die Behauptung, Esslingen plane die Ausweisung von Baugebieten und werde den Verkehr über Uhlbach ableiten. Tatsächlich nutzten bis zum Beginn der Busfahrten mehr als 200 Autofahrer täglich verbotswidrig die Abkürzung über die betroffene Luise-Benger- und die Tiroler Straße. Seit dort Poller installiert sind, die bei einer Verstetigung des Busverkehrs bleiben würden, gibt es keinen Schleichverkehr nach Rüdern mehr – allerdings auch nicht mehr von Anwohnern, die sich nun vor den „Folgen für Sicherheit und Umwelt“ sorgen, wenn die „Transitstrecke“ erst einmal eingerichtet und die Lärmbelästigung „untragbar“ würden. Man unterstellt den Dauereinsatz größerer Busse und unterstreicht diese Falschmeldung mit dem Foto eines Fahrzeugs, das sich an einem Falschparker vorbeiquetscht. Es wird auf die Gefahr für Kinder und Radler verwiesen, dabei rangieren dort seit jeher groß dimensionierte Müllfahrzeuge.