Die Deutschen horten derzeit wieder Waren aus dem Supermarkt-Sortiment. Das Verhalten ist nicht rational begründbar, führt aber zu leeren Regalen.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Medien haben berichtet, dass als Folge des Kriegs in der Ukraine die Exporte von Getreide und Ölsaaten aus dem Land ausbleiben könnten. Darauf haben viele Verbraucher in Deutschland reagiert, indem sie in die Supermärkte gegangen sind und Hamsterkäufe getätigt haben.

 

Was in Corona-Zeiten das Toilettenpapier war sind jetzt Mehl, Nudeln und Sonnenblumenöl: besonders gefragte Produkte, die zu Hause gehortet werden. In etlichen Supermärkten wurde daher die Abgabe an den einzelnen Kunden auf haushaltsübliche Mengen begrenzt.

Kornkammer der Welt

Tatsache ist, dass die Ukraine und die westlichen Regionen Russlands die Kornkammer der Welt sind. Die klimatischen Bedingungen und der fruchtbare Boden sind dort ideal für den Anbau von Getreide, Raps und Sonnenblumen.

In Regionen, wo der Krieg tobt, können Bauern nicht die Feldarbeit erledigen. Zudem sind viele Häfen am Schwarzen Meer umkämpft, sodass die Ausfuhren per Schiff schwierig werden könnten. Die Folge ist, dass die Ukraine in diesem Jahr weniger Grundnahrungsmittel liefern wird als vor dem Krieg.

Keine Engpässe

Allerdings: Hamsterkäufe sind nicht vernünftig begründbar. In Deutschland sind weder Mehl noch Hartweizennudeln oder Sonnenblumenöl knapp. Wenn es auf dem Weltmarkt enger wird, dann dürfte dies frühestens im Sommer zu spüren sein, wenn Erntezeit ist. Es ist aber auch nicht absehbar, dass es in Deutschland zu Versorgungsengpässen bei diesen Produkten kommt.

Die Bauern der Europäischen Union decken den Bedarf der 450 Millionen Verbraucher. Betroffen von einem knapperen Angebot auf den Weltmärkten dürften eher afrikanische und asiatische Länder sein, in denen aus klimatischen Gründen wenig Getreide wächst und die auf Getreide- und Ölsaatenimporte angewiesen sind. Hier ist etwa Ägypten zu nennen.

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Das Hamstern der Deutschen – aus Nachbarländern ist das Verhalten nicht bekannt – hat aber dennoch schädliche Auswirkungen: Durch die vermehrten Käufe werden die eingespielten Lieferketten gestört. Einzelhändler müssen beim Großhandel außer der Reihe Ware nachordern. Dadurch werden zusätzliche Fahrten notwendig, was die Kosten in die Höhe treibt.