So sehr es den Menschen in der Ukraine zu wünschen wäre: ob die Vereinbarung von Minsk die Wende zum Guten bringt ist zweifelhaft. Es hätte allerdings noch schlimmer kommen können, meint StZ-Redakteur Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Zugegeben, es hätte schlimmer kommen können. Dann, wenn die vier Hauptbeteiligten der Minsker Friedensgespräche auseinander gegangen wären, ohne sich eines weiteren Blickes zu würdigen, ohne auch nur den Hauch einer Annäherung erzielt zu haben, ohne Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. So dramatisch ist die Lage nicht, was dafür spricht, dass sowohl der russische Präsident Wladimir Putin als auch sein ukrainischer Gegenüber Petro Poroschenko einen letzten Rest an Vernunft besitzen, der sie davon abhält, die totale Eskalation zu suchen. Doch obwohl es hätte schlimmer kommen können, besonders habhaft ist es nicht, was da in Minsk nach einer schlaflosen Nacht herausverhandelt worden ist. Wortwolken, Absichtserklärungen, Plattitüden – alles in allem eine überaus dünne Suppe.

 

Und es ist nicht einmal gesagt, dass dieses Wenige Bestand haben wird. So sehr es den Menschen im Osten der Ukraine zu wünschen wäre, dass es dieses Mal besser wird: In der Vergangenheit waren Waffenstillstandsvereinbarungen das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben standen. Skepsis bleibt weiter angebracht. Das gilt für die Waffenruhe, und erst recht für alles, was danach geschieht. Die Separatisten haben in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass ihnen nicht zu trauen ist. Petro Poroschenko wird Probleme bekommen, das eigene Lager von den Beschlüssen zu überzeugen. Dass innerukrainischer Streit dann für Russland und die Separatisten erneut einen Anlass bietet, die Abmachungen in Frage zu stellen, das ist zumindest sehr wahrscheinlich.

Angela Merkel und Francois Hollande haben mit ihrem Einsatz bisher sehr viel dafür getan, dass Europas Zukunft nicht völlig düster scheint. Doch auch nach der 17 stündigen Nachtsitzung gilt: dieser Einsatz ist noch nicht beendet. Das Verhandeln über die Zukunft der Ukraine fängt jetzt erst an.