Dobrindt entsendet deutsche Experten in die Ukraine. Eine geordnete Untersuchung des Absturzes ist in der Ostukraine bislang unmöglich. Die Rebellen stehen im Verdacht, die Boeing abgeschossen zu haben. Haben sie etwa auch die Flugschreiber versteckt?

Dobrindt entsendet deutsche Experten in die Ukraine. Eine geordnete Untersuchung des Absturzes ist in der Ostukraine bislang unmöglich. Die Rebellen stehen im Verdacht, die Boeing abgeschossen zu haben. Haben sie etwa auch die Flugschreiber versteckt?

Donezk/Kiew - Vor dem Eintreffen ausländischer Luftfahrtexperten herrschen an der Absturzstelle der Boeing in der Ostukraine weiter chaotische Zustände. Schwer bewaffnete und teils maskierte Separatisten behinderten die Arbeit der OSZE-Mission am Unglücksort östlich von Donezk, wie deren Sprecher Michael Bociurkiw am Samstagabend dem Sender CNN berichtete. Prorussische Rebellen stehen im Verdacht, das Flugzeug der Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord am Donnerstag in 10.000 Meter Höhe mit einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen zu haben.

 

An diesem Sonntag wollen 132 malaysische Experten, darunter Ärzte und Militärs, zum Absturzort fahren. Sie waren am Samstag in Kiew gelandet.

Dobrindt entsendet deutsche Experten in die Ukraine

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat ebenfalls zwei Experten in die Ukraine entsandt, die sich an der Untersuchung der Absturzursache von Flug MH17 beteiligen sollen. Der Direktor der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU), Ulf Kramer, und ein weiterer Mitarbeiter der BFU seien am Sonntagmittag Richtung Unglücksstelle aufgebrochen, teilte ein Sprecher des Ministeriums in Berlin mit. Die beiden Deutschen würden mit den Experten anderer Länder zusammenarbeiten. Kramer ist zugleich Präsident der europäischen Vereinigung der Flugunfalluntersuchungseinrichtungen.

Der niederländische Außenminister Frans Timmermans kam ebenfalls mit einer Gruppe von 15 Experten in der ukrainischen Hauptstadt an. Die meisten der 298 Passagiere an Bord von Flug MH17 waren Niederländer. Etwa 100 Tote wurden bislang nicht geborgen. Ihre Leichen dürften in einem Umkreis von vielen Kilometern verstreut liegen. Im Osten der Ukraine herrschen hochsommerliche Temperaturen.

Auch Deutschland beteiligt sich an der Bergung und Identifizierung der Opfer. Zwei Fachleute des Bundeskriminalamtes reisten am Samstag in die Ukraine. Ein BKA-Sprecher sagte, sie wollten sich in Kiew mit einem größeren Team von Identifizierungsexperten treffen und das weitere Vorgehen besprechen. Sowohl der genaue Einsatzort als auch die Führung der Mission müssten noch geklärt werden. Es besteht die große Sorge, dass es den beteiligten Kräften in der Ostukraine gelingen könnte, eine Aufklärung der Katastrophe zu verhindern und Täter ihrer Strafe entgehen könnten. Bei dem Absturz waren alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder an Bord der Boeing ums Leben gekommen - unter ihnen 193 Niederländer und 4 Deutsche.

Regierung in Kiew wirft prorussischen Separatisten vor, Beweismaterial zu vernichten

„Das Problem ist, dass es keine Absperrung des Ortes gibt, wie sonst üblich. Jeder kann da rein und womöglich mit Beweisstücken herumhantieren“, kritisierte OSZE-Sprecher Bociurkiw. Die Militär-Experten der OSZE-Mission halten sich seit Monaten im Osten der Ukraine auf, um die Gefechte zwischen Rebellen und ukrainischer Armee zu dokumentieren.

Unklar ist am Absturzort der Boeing auch der Verbleib der beiden Flugschreiber. Die Regierung in Kiew warf den prorussischen Separatisten vor, Beweismaterial zu vernichten. Die Aufständischen wollten mit Lastwagen Wrackteile über die russische Grenze bringen. Die Separatisten versuchten, „Beweise ihrer Mitwirkung an dem Unglück vertuschen“. Zudem hätten die militanten Gruppen 38 Leichen von der Absturzstelle in die Großstadt Donezk gebracht. Die Separatisten wiesen alle gegen sie gerichteten Vorwürfe zurück.

Die Hintergründe der Katastrophe sind weiter unklar. Nach Angaben von US-Präsident Barack Obama sind dafür sehr wahrscheinlich die moskautreuen Kräfte verantwortlich. Die Boden-Luft-Rakete, die das Flugzeug abgeschossen habe, sei aus einem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet abgefeuert worden, sagte Obama am Freitag.

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, hatte eine Verstrickung Russlands in den Abschuss von Flug MH 017 angedeutet. „Wir können nicht ausschließen, dass russisches Personal beim Betrieb dieser Systeme geholfen hat“, sagte sie bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.

Die russische Führung wies jegliche Verantwortung von sich und kritisierte Berichte über einen angeblichen Abschuss der Maschine als „voreilig“. Damit sollten offenbar Ermittler beeinflusst werden, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Von mehr als 100 Absturzopfern fehlte auch zwei Tage nach dem Unglück weiter jede Spur. Bislang seien 186 Leichen geborgen worden, teilte der staatliche ukrainische Rettungsdienst am Samstag mit. Die Suche nach den übrigen Opfern gestalte sich sehr schwierig, da die Wrackteile über etwa 25 Quadratkilometer verstreut seien.