Die Nato wirft Russland vor, die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine mit Waffen zu versorgen. Moskau weist das zurück und auch die Separatisten widersprechen.

Donezk - Mit massiven Truppenbewegungen schürt Russland nach Ansicht der Nato die Spannungen in der krisengeschüttelten Ostukraine weiter. Kolonnen mit russischen Panzern, Artillerie, Luftabwehrsystemen und Kampftruppen würden sich in der Unruheregion bewegen, sagte Nato-Oberbefehlshaber Philip Breedlove am Mittwoch in Sofia. Die prowestliche Zentralregierung in Kiew teilte mit, sie bereite sich auf eine neue Offensive der moskautreuen Separatisten vor. Dazu hätten die Aufständischen in den vergangenen Tagen Verstärkung aus Russland erhalten, behauptete Verteidigungsminister Stepan Poltorak.

 

Moskau wies die Vorwürfe scharf zurück. Die Anschuldigungen seien „nichts als heiße Luft“, sagte Generalmajor Igor Konaschenkow. „Das alles basiert nicht auf Fakten.“ Die Separatisten widersprachen ebenfalls Berichten über militärische Unterstützung aus Russland. Bei den Konvois, die unter anderem von Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) gesehen wurden, handele es sich um Kolonnen der Aufständischen und nicht um russische Truppen, sagte Separatistenführer Boris Litwinow in Donezk. Die Rebellen hätten die Waffen von ukrainischen Einheiten im Kampf erbeutet.

Tote bei Gefechten in Donezk

In der ostukrainischen Separatistenhochburg Donezk gab es bei Gefechten zwischen der Armee und Aufständischen mindestens fünf Tote. Örtliche Rundfunksender sprachen von den heftigsten Kämpfen seit Tagen. Insbesondere am geschlossenen Flughafen sei Artilleriebeschuss zu hören. Die Aufständischen bezifferten die Sachschäden seit Beginn der Gefechte im April auf rund 65 Millionen Euro allein in Donezk.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow betonte bei einem Telefonat mit seinem US-Kollegen John Kerry, dass Moskau weiter auf einen direkten Dialog der Zentralregierung in Kiew mit den Aufständischen dränge. Anders seien die im September in Minsk von den Konfliktparteien vereinbarten Friedensschritte kaum einzuhalten, betonte Lawrow.

Trotz jüngster Kritik des Westens will Russland an Flügen von Kampfbombern und Jagdflugzeugen im internationalen Luftraum fern der Landesgrenze festhalten. Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte Einsätze vom Nordpolarmeer über die Karibik bis zum Golf von Mexiko und damit bis an die US-Grenze an. Die internationale Lage mache dies nötig. Schoigu kündigte auch eine Aufstockung der Truppen auf der von Russland im März annektierten Halbinsel Krim an.

Die wirtschaftliche Lage der früheren Sowjetrepublik Ukraine spitzt sich unterdessen weiter zu. Die Landeswährung markierte am Mittwoch gegenüber US-Dollar und Euro neue historische Tiefststände. Damit hat sich der Wert der Griwna seit Jahresbeginn fast halbiert.