Nach seiner Flucht aus Kiew ist der an Multipler Sklerose erkrankte Künstler Bogdan Thomashevsky im Atelierhaus des Württembergischen Kunstvereins untergekommen. Was macht er nun dort?

Stuttgart liegt mehr als 2000 Kilometer hinter der Frontlinie, an der die ukrainische Armee auch mit deutscher Waffen- und Finanzhilfe ihr Land und quasi nebenbei die freie Welt gegen die russischen Invasoren verteidigt. Weil so weit entfernt von Kiew, Odessa oder Charkiw die Sirenen nur zur Probe heulen und die Energieversorgung zwar teuer geworden ist, aber nicht durch Raketenangriffe attackiert wird, kann man hier und da den Eindruck gewinnen, es sei schon so in Ordnung, dass in die weltweite Sicherheit in erster Linie jene investieren sollten, die dem Feind unglücklicherweise am nächsten sind. Flüchtlinge sind im Hinterland prinzipiell willkommen, die Gastfreundschaft hat aber ihre Grenzen – und diese verlaufen dicht entlang der eigenen Komfortzone. „Fuck Ukraine“ steht am Eingang eines Boardinghouses in Weilimdorf, das für Flüchtlinge entmietet wird. In Schönberg sieht man die Belegung eines leer stehenden Pflegeheims kritisch. Und in Hedelfingen wollte man die Bebauung einer Wiese per Petition stoppen, die unter dem Motto „Sport, Spiel, Bewegung für unsere Kinder in Hedelfingen und Rohracker. Keine Flüchtlingsunterkünfte!“ stand.