Ein Erpresser hat dem verurteilten Steuerhinterzieher Uli Hoeneß Probleme in der Haft angedroht. Jetzt ist fraglich, ob Hoeneß seine Strafe tatsächlich in der JVA Landsberg am Lech absitzen wird.

München - Wer den ehemaligen Präsidenten des FC Bayern München, Uli Hoeneß, bald nach seiner vorläufigen Abschiedsrede („Das war’s noch nicht . . .“) vor dem Forum der Delegierten der außerordentlichen Hauptversammlung auf dem Weg ins Gefängnis gewähnt hatte, sah sich getäuscht. Hoeneß feierte die Meisterschaft der Bayern im Münchner Post-Palast fast wie eh und je mit und nahm die Glückwünsche des bayerischen Ministerpräsidenten entgegen. Horst Seehofer, immer schon ein Freund des Hauses, bedeutete Hoeneß am Samstagabend ausdrücklich, keiner könne ihm von seiner „Lebensleistung etwas nehmen“. Was sonst beredet wurde, blieb privat.

 

Noch ein Argument gegen Landsberg

Gut möglich aber, dass Hoeneß doch noch einmal auf den Ort zu sprechen gekommen ist, an dem er demnächst seine Haft antreten müsste: die Justizvollzugsanstalt in Landsberg am Lech. Seehofer dürfte zu diesem Zeitpunkt bekannt gewesen sein, dass Hoeneß‘ Anwaltskanzlei Knauer Landsberg am Lech wegen Verletzung der Privatsphäre ablehnt, seitdem alle Welt, die es wissen will, weiß, wie es in einer Zelle dort genau ausschaut.

Hoeneß‘ Hauptaufenthaltsort der nächsten Zeit ausführlich publik zu machen, das war ein Anliegen des neuen bayerischen Justizministers, Winfried Bausback (CSU), gewesen. Er ließ nach unzähligen Anfragen verschiedenster Medien „Tür und Tor“ in Landsberg öffnen und eine Musterzelle und sehr aufgeschlossene Beamte präsentieren. Der Erkenntnisgewinn war äußerst gering, Bausback bekam im Kabinett einen herben seehoferschen Rüffel, und Uli Hoeneß‘ Anwälte hatten auf einmal ein Instrument in der Hand, mit dem sich Landsberg womöglich doch noch verhindern lassen würde.

Der dilettantische Erpresser ist gefasst

Seit dem Wochenende ist – wie die Polizei in Rosenheim erst am Dienstag bekannt gemacht hat – noch ein Argument hinzukommen. In Hinsicht auf seine Gefängnisstrafe ist Uli Hoeneß von einem letztlich aber offenbar eher unbedarft vorgehenden Mann erpresst worden. Ein entsprechendes Schreiben an seine Adresse in Bad Wiessee hatte Hoeneß zuständigen Stellen weitergegeben. Eine fingierte Übergabe der verlangten 200 000 Euro in einem Postpaket nützte die Polizei am Samstagabend zur Festnahme des mutmaßlichen Erpressers in München-Obersendling. Der 50-jährige Mann war mit dem Fahrrad unterwegs, ist in bayerischen Gefängnissen wegen verschiedener Delikte wohl bekannt und agierte laut der Polizei dilettantisch.

In dem Brief hatte er Hoeneß mit der Bemerkung, er habe „Einfluss auf den Haftverlauf“ unter Druck setzen wollen. Hoeneß könne möglichen Schwierigkeiten aus dem Weg gehen, wenn er einen sechsstelligen Betrag in bar zahle. Der Tatverdächtige sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft in München-Stadelheim, ihm wird versuchte Erpressung vorgeworfen. Noch einmal ist die Causa Hoeneß um eine schillernde Facette bereichert worden. Obwohl die aus der Luft gegriffene Drohung angeblich für alle Gefängnisse in Bayern Geltung haben sollte, wird sich die bayerische Justiz unter Umständen überlegen, ob Landsberg am Lech jetzt noch der richtig Ort ist für die Verbüßung von Hoeneß‘ Haftstrafe sein kann. Neben der JVA Landsberg als Ausweichmöglichkeit ist jedenfalls auch Bernau am Chiemsee im Gespräch, wohin Ersttäter in Oberbayern öfter verbracht werden. Die Staatsanwaltschaft München II wollte zum Vollstreckungsverfahren keinen Kommentar abgeben.