Unrentable Filialen müssen geschlossen werden, aber Kostensenkungen reichen nicht. Der BW-Bank fehlt eine mutige Vorwärtsstrategie, kommentiert Wirtschaftsredakteur Michael Heller.

Stuttgart - Es ist der erwartet radikale Schritt. Die BW-Bank will in den nächsten vier Jahren massiv Personal abbauen. Wie viele Mitarbeiter genau die Bank verlassen müssen, ist aufgrund der weit verbreiteten Teilzeitarbeit noch nicht klar; umgerechnet auf Vollzeitstellen sind es 380 Jobs. Für die betroffenen Mitarbeiter ist das bitter. Denn sie müssen sich ausgerechnet zu einem Zeitpunkt einen neuen Arbeitgeber suchen, an dem auch viele Kollegen auf Jobsuche sind. Das gesamte Bankgewerbe ist im Umbruch. Bei vielen Kreditinstituten werden Arbeitsplätze abgebaut, weil die Filialen nicht mehr in gleicher Weise wie früher ausgelastet sind.

 

Die Kunden kommen nicht mehr in die Filialen, weil sie ihre Bankgeschäfte lieber von Zuhause aus erledigen. Das war freilich keine autonome Entscheidung der Bankkunden; die Institute selbst haben alles dafür getan, die Menschen aus den Schalterhallen herauszuhalten. Es bedeutet eine Herkules-Aufgabe, diese Kunden zurück zu gewinnen. Die Aussichten dafür, dass dies gelingt, sind eher gering. Die Direktbanken und zunehmend auch Online-Adressen bieten sich den Kunden als noch attraktivere Alternative an. Diese Anbieter können ihre Leistungen preiswerter auf den Markt bringen, weil sie keine Infrastrukturkosten haben; sie betreiben keine Filialen und auch keine Geldautomaten.

Filialbanken müssen auf Beratung setzen

In der Konkurrenz damit müssen die Filialbanken auf ihre Beratungskompetenz setzen. Es ist ihr Alleinstellungsmerkmal. Gleichzeitig müssen die Institute ihr Onlineangebot weiter ausbauen, müssen es in die mobile Welt erweitern. Die BW-Bank hat das erkannt, hinkt dabei aber manchen Konkurrenten hinterher. So soll die Online-Legitimation erst im Laufe dieses Jahres eingeführt werden.

Standorte, die keinen Gewinn abwerfen, lassen sich auf Dauer nun einmal nicht aufrecht erhalten. Wenn die BW-Bank ihre Umstrukturierung bis 2020 abgeschlossen hat, dann wird sie aber trotz des geplanten Schrumpfkurses im Land noch immer mit einem engmaschigen Netz vertreten sein. Es ist jedoch der einfachere Teil der Aufgabe, die Kosten zu senken. Das Entwickeln einer entschlossenen Vorwärtsstrategie ist schwieriger. Diese Strategie ist bei der BW-Bank aber noch nicht recht erkennbar.