Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) betreibt in der Landeshauptstadt eine Müllverbrennungsanlage und daneben ein Kraftwerk, das mit Kohle und Öl betrieben wird. Das soll sich ändern.
Stuttgart - Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) kündigt für Stuttgart den weiteren Umbau der Energieerzeugung an. Nach dem vollzogenen Wechsel von Kohle auf Gas im Kraftwerk Gaisburg soll auch im Kraftwerk Münster bald keine Kohle mehr verfeuert werden.
Bis 2025 will der Energiekonzern auf Gas umgestellt haben. Damit würde es dann keine Energieerzeugung aus Kohle mehr im Stadtgebiet geben. Der Brennstoffwechsel sei ein Zwischenschritt in Richtung Klimaneutralität, die die EnBW bis 2035 erreichen wolle. Erdgas sehe man als „Brückentechnologie“, mit der der Kohlendioxidausstoß im Vergleich mit der Kohleverbrennung um mehr als 40 Prozent reduziert werde. „Bei der Auslegung der neuen Anlage berücksichtigen wir schon jetzt den nächsten Schritt, die Fähigkeit zur Verbrennung grüner Gase wie regenerativ erzeugtem Wasserstoff“, so Andreas Pick, der die sogenannten Fuel-Switch-Projekte der EnBW verantwortet.
Schritt für den Klimaschutz
Durch den Umbau würden 50 000 Tonnen Kohlendioxid vermieden, so Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne). Das sei für die Stadt eine Reduktion um 1,3 Prozent und ein „wichtiger Schritt für den Klimaschutz“. Die SPD kritisiert die Entwicklung. „Damit ist der Umstieg auf grüne Fernwärme auf unvorhersehbare Zeit verschoben, das ist ein fatales Signal“, sagt Stadträtin Lucy Schanbacher.
Wichtigster Energieträger im Kraftwerk Münster bleibt laut EnBW der Restmüll. Rund 450 000 Tonnen aus Stuttgart und mehreren Kreisen werden jährlich in drei Kesseln verbrannt. Daneben gibt es drei weitere für Steinkohle aus den 1980er und 1990er Jahren sowie drei mit Heizöl betriebene Turbinen. Auch Öl soll künftig nicht mehr eingesetzt werden. Der Standort Münster hat eine elektrische Leistung von 183 Megawatt und eine Wärmeleistung von rund 450 Megawatt. Sie ist größer als im Kraftwerk Altbach, das Kohle verbrennt. Gaisburg, Altbach, Münster und das Heizwerk Marienstraße der EnBW versorgen rund 25 000 Haushalte, 1300 Firmen und 300 öffentliche Einrichtungen in Stuttgart und Umgebung mit Fernwärme.
Restmüllverbrennung bleibt Umbau bis 2025
Für den Umbau in Münster braucht die EnBW eine Genehmigung, die sie bis 2023 erhalten will. Die Inbetriebnahme der neuen Anlage soll 2025 erfolgen. Anwohner und Interessierte will der Konzern am Dienstag, 13. April, von 18 Uhr an informieren. Wegen der Coronapandemie geschieht das online. Wer teilnehmen will, kann sich über www.enbw.com/stuttgart-muenster einwählen. Fragen sind über die Chat-Funktion möglich. „Wir sehen große Vorteile für den Standort, die Stadt und die EnBW. Wir wollen Fragen beantworten und Aspekte mitnehmen, die den Anwohnerinnen und Anwohnern wichtig sind und an die wir vielleicht nicht gedacht haben“, sagt der Projektleiter Michael Eckert.