Umbau der Klett-Passage Es wird eng bis 2025

Der Umbau der Klett-Passage gilt als ambitioniert. Spruchreife Ergebnisse zur Planung gibt es wohl noch nicht. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Planung für den Umbau des Bahnhofsvorplatzes und der unterirdischen Verkehrsdrehscheibe hinkt dem Zeitplan hinterher. Die SPD fordert nun eine Projektgesellschaft.

Stuttgart - Das Bahnprojekt Stuttgart 21 hat nicht nur eine städtebauliche Komponente hinter dem Bonatz-Bau (Rosensteinviertel), sondern auch davor und an dessen Seiten. Städtische Planer beschäftigen sich seit vielen Jahren damit, ein Gesamtkonzept für den Kurt-Georg-Kiesinger-Platz, die gesamte Schillerstraße, den Arnulf-Klett-Platz und die unterirdische Klett-Passage zu erarbeiten, um für Fußgänger einen harmonischen Übergang von der Königstraße zum Tiefbahnhof und dem dahinterliegenden Quartier zu gestalten. Dort ist der motorisierte Individualverkehr nur noch in Form von Bussen und Taxen vorgesehen.

 

Vor allem der Umbau der Klett-Passage sei ambitioniert, hat man den Stadträten im vergangenen Jahr bei einer Präsentation mitgeteilt. Spruchreife Ergebnisse zur Planung gebe es noch nicht. Die SSB hatten mitgeteilt, die Passage würde „etwas aufgeräumt“. Die Geschäfte sollen seitlich angeordnet werden, außerdem seien im Endausbau an ihren Flanken große Fahrradgaragen mit bis zu 4000 Plätzen vorgesehen. Der bisherige Hauptzugang, die Treppe von der Königstraße, entfalle. Der Hauptmieter, die LBBW Immobilien Management Gewerbe GmbH, sagt, was die zukünftige Entwicklung und Nutzung betreffe, liefen erste Gespräche. Die BW-Bank-Filiale ist coronabedingt seit Frühjahr 2020 geschlossen und auf Geldautomaten reduziert.

Bis 2025 soll ein Teil der Passage umgebaut sein

Bis Ende 2025, dem verkündeten Fertigstellungstermin für den Tiefbahnhof, wollen die Stadt und die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) AG einen Zwischenschritt realisieren – und zwar „so weit wie möglich“. Das gelte für „Teile der Oberfläche zwischen Bahnhofs- und gegenüberliegendem Gebäude außerhalb des noch benötigten Straßenraumes“ ebenso wie für die Passage. Deren Umbau könne nicht isoliert von der Neugestaltung der Plätze gesehen werden, betont die Verwaltung. Das stelle eine „planerische und logistische Herausforderung“ dar, auch weil im laufenden Betrieb saniert würde.

Der Gesamtfertigstellungszeitpunkt des Passagenumbaus und der Oberfläche zwischen den Kreuzungen Gebhard-Müller-Platz und Kurt-Georg-Kiesinger-Platz liegt in ferner Zukunft: Er werde „wegen der Abhängigkeit mit der Verlegung des Cityrings an die Wolframstraße und die dadurch erst mögliche Verlagerung des Individualverkehrs aus der Schillerstraße auf 2035 prognostiziert“, so die Stadt in ihrer Stellungnahme.

Ein Jahr Verspätung – mindestens

Aktuell hinkt die Stadt diesem Zeitplan aber deutlich hinterher. Das gilt auch für die Klett-Passage, die vor allem eine wichtige Erschließungsfunktion für den Nahverkehr hat. Stadträte im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik haben für sie vor einem Jahr erheblichen Erneuerungsbedarf gesehen. Im Gegensatz zum Tiefbahnhof müsse das Projekt Klett-Passage schnell in Angriff genommen werden, sagte Hannes Rockenbauch, Sprecher des Linksbündnisses, damals. Es gehe um „einen wichtigen Raum im Herzen der Stadt“. Im Januar hatte sein damaliger Fraktionskollege Christoph Ozasek dann nachgefragt, ob der Zeitplan zur „Revitalisierung der Klett-Passage“ eingehalten werden könne. Stephan Oehler, Leiter der Abteilung Verkehrs- und Stadtplanung, informierte prompt über eine „intensive Vorbereitung“ des Wettbewerbs; Zielsetzung sei, den Zeitplan einzuhalten.

Nach dem 2020 präsentierten Exemplar hätte allerdings schon im November vor einem Jahr ein erstes Expertenhearing stattfinden und im Januar ein Planungswettbewerb vorgenommen werden sollen. In diesem Monat wollte man eigentlich mit der Entwurfs- und Genehmigungsplanung beginnen, im November 2023 dann mit der zweijährigen Bauphase. Nun heißt es auf Anfrage unserer Zeitung: „Ein Expertenhearing hat noch nicht stattgefunden und muss neu terminiert werden.“ Die Planung für den Umbau der Klett-Passage befinde sich „nach wie vor in einer Anfangsphase und liegt aktuell etwas hinter dem ursprünglichen Zeitplan“. Man gehe aber davon aus, noch in diesem Jahr einen Planungswettbewerb ausschreiben zu können, der dann als Basis für eine Realisierung in mehreren Schritten dienen solle.

SPD will Projektgesellschaft gründen

Die Ratsfraktionen hatten schon 2020 ausreichend Planungskapazitäten gefordert, um Verzögerungen zu vermeiden. CDU-Fraktionschef Alexander Kotz begründete das damit, dass die einzelnen Planungen – von der B 14 über die Schiller- bis zur Heilmannstraße verknüpft seien. Bis heute fehle es leider an einer Gesamtübersicht. Hannes Rockenbauch vom Linksbündnis hatte nachgefragt, in welchen Teams die Beamten zusammenarbeiten, und forderte, dass Stadtplaner und die Bürger einbezogen werden müssten. Martin Körner (SPD) befürchtet nun, „dass die organisatorischen Weichen für den Städtebau rund um den neuen Hauptbahnhof seit Jahren falsch gestellt sind. Meine kleiner werdende Hoffnung ist, dass der nicht mehr ganz neue OB endlich die Weichen richtig stellt.“ Ämter und die SSB dürften nicht „weiter vor sich hin wurschteln“. Es gelte, jenseits der städtischen Bürokratie eine schlagkräftige Projektgesellschaft mit klarem politischen Auftrag auf den Weg zu bringen.

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